600 Besucher kamen zur ersten Oldesloer Musiknacht in Fitness-Center und Feinkostgeschäften und lauschten den Künstlern.

Bad Oldesloe. "Unterm Strich sind wir ganz zufrieden", sagt Felizitas Thunecke, Mitveranstalterin der ersten Oldesloer Musiknacht. "Die Stimmung war super, wir haben eine Menge positiver Rückmeldungen bekommen." Wermutstropfen für die Veranstalter, die unter anderem auch die Ahrensburger und die Volksdorfer Musiknacht organisieren: "Es waren einfach zu wenig Leute da", so Thunecke. "Wir haben um die 600 Karten verkauft, 1000 Karten wären super gewesen." Ihrer Meinung nach sei vor allem das sommerliche Wetter schuld. "Wenn ich nichts zu tun gehabt hätte, wäre ich auch an die Ostsee gefahren", sagt Thunecke und lacht.

Auch wenn die Erwartungen der Veranstalter nicht erfüllt werden konnten, war bei der Premiere der Oldesloer Musiknacht in der Innenstadt viel los. Im Friseurladen Handke, im Restaurant Pinocchio, im Bücherladen Rehme und an elf weiteren, zum Teil sehr ungewöhnlichen Orten, fanden die Konzerte statt. Den Auftakt zur Musiknacht, an der mehr als 60 Musiker mitgewirkt haben, lieferte die Soul- und Rocklegende und ehemalige Frumpy- und City Preachers-Frontfrau Inga Rumpf. Von Kontrabass und Piano begleitet, präsentierte sie eigene Songs, coverte James Brown und huldigte auch Jazzsängerin Billie Holiday.

Von Soul in der Festhalle ging es dann gleich zum Nachwuchs ins Rathaus. Die 19-jährige Oldesloerin und MusicStorm-Gewinnerin Lela Johns performte dort ihre selbst komponierten Popballaden am Piano und holperte sich sympathisch ungelenk durch die Ansagen zwischendurch. Jungen deutschsprachigen Pop gab es zeitgleich im proppevollen Bella Donna Haus zu hören. Für viele Besucher der Oldesloer Musiknacht ein Highlight: die Oldesloer Band Jeden Tag Silvester. "Die fand ich ganz toll, auch meine Töchter fuhren sehr auf sie ab", sagte Sabine Fischer aus Bad Oldesloe. Sie und ihre Familie waren von der Musiknacht begeistert. "Sonst ist in der Innenstadt nichts los, aber heute Abend ist so viel Leben hier. Ständig trifft man Nachbarn und Freunde." So etwas sollte es häufiger geben, meinte ihr Mann Matthias Fischer. "Nachher gehen wir noch in den Gasthof Wiggers zur Aftershow-Session", so der Oldesloer.

Das Stuttgarter Soul-Blues-Pop-Trio Opportunity nutzte die Zeit vor ihrem Auftritt in der Sparkasse, um selber durch die Locations zu streifen und sich andere Bands anzusehen. "Ich finde witzig, dass hier zum Beispiel Konzerte im Feinkostladen stattfinden", sagte Sänger und Gitarrist Axel Nagel, während nebenan die junge Funk- und Jazzband BeatShock bei Delikatessen Peters einen energiegeladenen Auftritt hinlegte. "Ich finde super, dass hier nicht eine dieser unsäglichen Coverbands spielt", sagte Bassist Thomas Brodbeck, "die Bandauswahl ist sehr mutig."

Auch Omar Rodriguez Calvo, Bassist beim Trio André Krikula, war vom Konzept der Musiknacht begeistert: "So etwas ist großartig und belebt die Innenstadt." Mit den eigenen Auftrittsbedingungen war der Musiker jedoch nicht richtig zufrieden. Das Flamenco-Trio spielte in einer Ecke des leer geräumten Fitness-Centers in der Brunnenstraße, allerdings ohne eine improvisierte Bühne oder ansprechendes Licht. "Das macht sehr viel aus", so Omar Rodriguez Calvo, "gerade wenn eine Band wie wir eher ruhigere Töne spielt. So wirkt es leider, als wären wir lediglich die Hintergrundmusik für eine Fitnesscenter-Eröffnung". Auch der Auftritt der Latin- und Nu Jazz-Band Florian Sagner X-tett in der Sparkassenfiliale in der Hagenstraße wäre viel besser zur Geltung gekommen, wenn die Band nicht in der fahlen Feierabend-Beleuchtung einer geschlossenen Bankfiliale hätte spielen müssen.

Auch die Biodanza-Performance von Ruth Rick und dem Duo Umfala im Bella Donna Haus war nicht jedermanns Sache. "Ich möchte mir Konzerte angucken, und nicht die Hände meines Nachbarn halten und mich auf meine Atmung konzentrieren müssen", sagte eine Besucherin etwas belustigt. Ansonsten gefiele ihr der Abend gut. "Inga Rumpf fand ich ganz toll, jetzt sehe ich mir die Band im Fitnessstudio an. Danach lasse ich mich einfach treiben".

Wegen der positiven Rückmeldungen geht die Mitveranstalterin Felizitas Thunecke davon aus, dass es die Veranstaltung im kommenden Jahr wieder geben wird." Ich bin sicher, dass wir mit unserem Konzept eine Lücke schließen", sagt sie. Es gebe ja schon das Klangstadt-Festival, das eher die jüngeren Leute anspricht sowie die klassischen und kirchenmusikalischen Veranstaltungen in Bad Oldesloe, die sich eher an ältere Besucher richten würden. "Wir bieten etwas für Musikfans im mittleren Alter", sagt Thunecke. Beim nächsten Mal hofft sie auf bessere Ticketverkaufszahlen. Denn eines sei Felizitas Thunecke schon vor der ersten Oldesloer Musiknacht klar gewesen: "Bis sich in Bad Oldesloe etwas Neues etabliert hat, braucht es seine Zeit."