Bei der Zwangsversteigerung der Stoltenrieden-Wohnblocks werden für drei Gebäude 4,8 Millionen Euro geboten
Ahrensburg/Bad Oldesloe. Die Stoltenrieden-Hochhäuser in Bad Oldesloe könnten bereits ab kommenden Donnerstag neue Eigentümer haben. Bei der Zwangsversteigerung vor dem Amtsgericht Ahrensburg wurden für alle vier Immobilen, die seit 2003 unter Zwangsverwaltung stehen, Käufer gefunden.
Es ist Freitag, 10 Uhr. In Saal eins des Amtsgerichts Ahrensburg eröffnet Rechtspflegerin Stephanie Knudsen vor etwa 25 potenziellen Käufern und neugierigen Zuschauern die Zwangsversteigerung der Stoltenrieden-Hochhäuser, in denen der als Miethai verschriene Robert P. von 1998 bis 2003 für Ärger sorgte. Zunächst hatte der Österreicher die rund 200 Mieter Ende der 90er-Jahre mit Mieterhöhungen von mehr als 50 Prozent geschockt, dann waren Warmwasser sowie der Strom für die Treppenhausbeleuchtung und die Fahrstühle abgestellt worden, weil P. Rechnungen nicht beglichen hatte. Zudem veruntreute der Immobilienkaufmann Mietkautionen von 63 ehemaligen Bewohnern. 2003 begann die Staatsanwaltschaft mit ihren Ermittlungen gegen den Eigentümer, im April 2010 wurde er zu zehn Monaten Haft auf Bewährung verurteilt.
Nach acht Jahren Zwangsverwaltung sollen die Hochhäuser nun endlich einen neuen Eigentümer bekommen. Zunächst sollen die drei vorderen Wohnblocks unter den Hammer kommen. Rechtspflegerin Stephanie Knudsen gibt bekannt, dass ein Sachverständiger für die drei Gebäude einen Verkehrswert von 5,75 Millionen Euro ermittelt hat. Obwohl die Hochhäuser hoch verschuldet sind, würden die Käufer ein lastenfreies Grundbuch erwerben. Rechts von ihr sitzt Rechtsanwalt Thomas Fandrey. Er vertritt die MOG Treuhand I GmbH, die das Zwangsvollstreckungsverfahren betreibt. Der Anwalt beantragt, dass alle drei Häuser zusammen verkauft werden.
Um 10.22 Uhr startet Stephanie Knudsen die Versteigerung. "Sie haben jetzt mindestens eine halbe Stunde Zeit, um zu bieten", sagt sie. "Wer bieten will, kommt nach vorn und weist sich mit Personalausweis oder Reisepass aus." Doch es bleibt zunächst ruhig. Sieben Männer verschwinden aus dem Gerichtssaal, um sich zu besprechen. Erst zwanzig Minuten später kehren sie zurück. "Wir haben auf Sie gewartet", sagt Thomas Fandrey. "Es gibt noch kein Gebot. Sie können jetzt bieten."
Doch die Männer nehmen schweigend auf ihren Stühlen Platz und setzen ein Pokerface auf. Es wird aufs Handy geschaut und sich über die Stuhlreihen hinweg etwas zugeflüstert. Um 10.55 Uhr verkündet Knudsen, dass die offizielle Mindestzeit für Gebote abgelaufen sei. "Will noch jemand bieten, sonst schließe ich die Versteigerung und dann ist es zu spät", sagt sie. Zwei Männer in der ersten Reihe schauen sich an, dann stehen sie auf und gehen nach vorn. Es sind Andreas Czwicklinski aus der Nordheide und der Pinneberger Dirk Michalski. Die Männer bieten als Privatpersonen gemeinsam mit der CM Immobilien GmbH 4,1 Millionen Euro für die drei Hochhäuser. Nach einer kurzen Besprechung vor dem Gerichtssaal erhöhen sie ihr Gebot auf 4,8 Millionen Euro.
Die Männer, die in der Region Hamburg bereits mehrere Hochhäuser, Wohnanlagen und Mehrfamilienhäuser besitzen, bleiben die einzigen Bieter. "Wir sind Bestandshalter", sagt Andreas Czwicklinski. Ob die MOG Treuhand GmbH die Hochhäuser für den gebotenen Preis verkauft, wird am kommenden Donnerstag verkündet.
So lange muss sich auch Amir Djabbari aus Hamburg gedulden. Der gebürtige Iraner gab das höchste Gebot für das vierte Hochhaus ab, das im Gegensatz zu den anderen bereits seit zehn Jahren unbewohnt ist. Es ist stark sanierungsbedürftig und befindet sich in weiten Bereichen in einem rohbauähnlichen Zustand. Der Sachverständige hat den Verkehrswert mit 950 000 Euro festgesetzt. Geschäftsmann Djabbari bot mit seiner Export-Import-Transport GmbH mit 475 000 Euro genau die Hälfte des festgesetzten Verkehrswertes für das Hochhaus. Sollte er den Zuschlag erhalten, will er erst einmal von einem Architekten überprüfen lassen, welche Sanierungsmaßnahmen alle nötig seien. Auch einen Abriss schließt er nicht aus. Er sagt: "Wir werden nach allen Seiten überlegen, was wir tun können, aber wahrscheinlich werden wir das Gebäude revitalisieren."
Gerd-Günter Finck hat viele der ehemaligen Stoltenrieden-Mieter beraten. Er sagt: "Wir können nur hoffen, dass in Zukunft mit einer soliden Verwaltung die Mieterrechte akzeptiert werden."