Seit gestern wird auf der A-1-Dauerbaustelle wieder dauerhaft gearbeitet. Ende Oktober soll der sechs Kilometer lange Abschnitt fertig sein.
Bad Oldesloe. Endlich passiert dort wieder etwas. Dies dürfte der eine oder andere Pendler gestern gedacht haben, als er an der A-1-Dauerbaustelle zwischen dem Kreuz Bargteheide und Bad Oldesloe vorbeigefahren ist. Denn nachdem sich rund acht Monate nichts auf dem etwa sechs Kilometer langen Bauabschnitt getan hatte, rollen dort nun wieder Bagger und Baumaschinen über die Fahrbahnen.
"Wir entspannen zunächst die Betondecke", sagte Armin Sonnenberg. Der Ingenieur des Landesbetriebes Straßenbau und -verkehr Schleswig-Holstein (LBV-SH) meint damit, dass ein sogenannter GoGo-Hammer feine Risse in die Betondecke schlägt. "Die Maschine arbeitet wie ein Fallbeil. Sie rollt im Schritttempo über die Farbahnen und lässt dabei immer wieder ein sechs Tonnen schweres Gewicht auf die Betondecke fallen", sagt Sonnenberg.
Mit dieser Technik soll nur die 27 Zentimeter dicke Betonschicht zerstört werden und nicht die 20 Zentimeter dicke Verfestigung darunter. Der Ingenieur rechnet damit, dass die Arbeiter rund drei Wochen brauchen werden, um die Decke aufzubrechen. Sobald der Bauschutt von der Fahrbahn verschwunden ist, können die neuen Betonfahrbahnen gegossen werden.
"Diesen Arbeitsschritt bereiten wir jetzt schon vor", sagt Steffen Keller. Der Bauarbeiter gräbt mit Kollegen jeweils rechts und links von der Fahrbahn eine etwa einen Meter breite Fertigungsspur. "Dies sind die Fahrspuren für die Baumaschine, die den Beton verteilen wird", erklärt der 24 Jahre alte Mitarbeiter der Baufirma Bickhardt-Bau AG aus Kirchheim. Das hessische Unternehmen hat den Bauauftrag erhalten, die frisch sanierten aber maroden Fahrbahnen Richtung Norden neu zu bauen. Der Bund zahlt dafür 5,3 Millionen Euro. Das Verkehrsministerium in Kiel geht davon aus, dass Ende Oktober die drei Fahrstreifen Richtung Norden wieder für den Verkehr freigegeben werden können - eineinhalb Jahre nachdem die Baustelle ursprünglich eingerichtet wurde.
Wie berichtet, hatte im April 2010 die Grundsanierung der Fahrbahnen Richtung Lübeck begonnen. Eigentlich sollte der Autobahnabschnitt im November fertig sein. Jedoch stellten die Sachverständigen des Landesbetriebs Straßenbau und Verkehr bei der Bauabnahme gravierende Mängel fest. Die Betondecke sei zu weich gewesen.
Beide Parteien einigten sich auf einen unabhängigen Gutachter. Dieser bestätigte die Mängel. Ein Vergleichsverfahren scheiterte. Das Verkehrsministerium in Kiel kündigte daraufhin den Vertrag mit der bayrischen Baufirma Meister und beschloss, die Betondecke abzureißen und neu bauen zu lassen. Rund ein halbes Jahr passierte nichts auf dem gesperrten Autobahn-Abschnitt. In dieser Zeit lief das Ausschreibungsverfahren.
Die bayerische Baufirma bestreitet bis heute, dass schwerwiegende Baumängel vorliegen. Kurz nach der Kündigung des Vertrags mit dem Land beantragte die Firma deswegen ein Beweissicherungsverfahren beim Landgericht in Kiel. Ein weiterer Gutachter sollte die Fahrbahn erneut untersuchen. Das Gericht wies dies jedoch ab mit der Begründung, dass es bereits einen Gutachter gab, auf den sich beide Parteien geeinigt hatten. Die Baufirma gab sich damit nicht zufrieden und lässt nun das bestehende Gutachten prüfen. Von den 8,9 Millionen Euro, die die bayerische Baufirma für die Erneuerung bekommen sollte, wurden 5,4 Millionen Euro gezahlt. Offenbar wird es deswegen auch noch einen Rechtsstreit zwischen dem Verkehrsministerium und der Baufirma geben.
Weil während der ersten Bauphase im vergangenen Jahr die Anschlussstelle Bad Oldesloe in Richtung Norden mehrere Wochen gesperrt war, hatten viele Unternehmen protestiert. Ihre Lkw-Fahrer hätten lange Umwege fahren müssen und Lieferungen seien häufig verspätet in der Kreisstadt oder beim Abnehmer angekommen. Auch der Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) hatte über ausbleibende Gäste geklagt.
"Deswegen haben wir die Sanierung jetzt in drei Bauabschnitte geteilt. Die Anschlussstelle soll so lange wie möglich für den Verkehr offen bleiben", sagt Jens Sommerburg. Wann sie genau gesperrt wird, konnte der Leiter des LBV-SH in Lübeck noch nicht sagen: "Das hängt davon ab, wie lange die Arbeiten auf den beiden Bauabschnitten vor und hinter der Anschlussstelle dauern." Pendler und Unternehmen sollen aber rechtzeitig über die Sperrung informiert werden.