Es war knapp, weil er faul war. Zu faul, wie er sagt. Der 15 Jahre alte Steven stand kurz davor, die Abschlussklasse wiederholen zu müssen. Eine Lerntherapie hat geholfen

Er sollte gleich anrufen, wenn er zu Hause ist. So lautete die Vereinbarung, die Steven mit Sabine Leminski von der Kompetenzagentur Stormarn getroffen hatte. "Und das habe ich auch sofort getan", so der 15-Jährige. Sein Anruf galt Charlotte Mauve, Lerntherapeutin in Ahrensburg. Dem Hauptschüler drohte eine Wiederholung der Abschlussklasse an der Gemeinschaftsschule Am Heimgarten. Eine Beratung bei Sabine Leminski machte deutlich, dass der Junge dringend Lernförderung brauchte.

Mit den Noten Vier in Deutsch und Mathematik und einer Fünf in Englisch sah es für Steven nicht gut aus. Eine Situation, in die sich der Teenager selbst manövriert hatte. "Ich war zu faul. Lieber ging ich nach draußen und spielte Fußball oder Basketball statt drinnen zu lernen", sagt Steven. Verbrachte er dennoch den Nachmittag zu Hause, war ihm seine Playstation oft näher als der Schreibtisch. "Es ist ein Prozess, Freizeit fürs Lernen zu opfern", sagt Charlotte Mauve, die sich im Februar auf Wunsch von Steven und dessen Eltern seines schulischen Schicksals annahm.

"Ich hatte Schiss vorm Sitzenbleiben", gesteht Steven, der sich fortan jeden Montag mit der Lerntherapeutin in der fünften Stunde zusammensetzte. "Ich habe dann wesentlich mehr gelernt." Der schüchterne, eher wortkarge Schüler entwickelte sich mit ihrer Hilfe weiter. "Steven hat unter anderem die Fähigkeit entwickelt, sich vor Publikum klar auszudrücken", sagt Mauve.

Tafelscheu sei er gewesen, sagt Steven selbst. Als er bei der Projektprüfung am Schuljahresende zum Thema Fußball in London referierte, kamen seine Mitschüler aus dem Staunen nicht mehr heraus. "Fünfzehn Minuten musste ich vor den Lehrern frei sprechen", erinnert er sich "Das war eine Herausforderung für mich." Das Ergebnis: Für den Vortrag, die zu erstellende Mappe sowie den Praxisteil bekam Steven die Note Eins. "Ich bin stolz darauf", sagt der Junge. "Und ich bedaure, dass ich nicht früher begonnen habe, zu lernen. Sonst hätte ich die Chance auf einen Realschulabschluss gehabt."

Charlotte Mauve stand ihrem Schützling an den Prüfungstagen bei, leistete moralische Unterstützung. "Ich war in der ganzen Zeit im engen Austausch mit ihm, seinen Lehrern und den Eltern", sagt Mauve. Und sie sei stolz auf das, was Steven geschafft habe. "Es ist gut, wenn man durch Unterstützung erreicht, dass die Jugendlichen erkennen, dass sie mit einer anderen Einstellung neue Ziele definieren und am Ende feststellen, dass sie von ihren eigenen Leistungen profitieren können."

Stevens Bemühen brachte ihm eine Abschlussnote von 3,3. Das reicht für einen anschließenden Realschulabschluss nicht aus. "Ich habe mich als Autolackierer bei einem Ahrensburger Betrieb beworben", sagt Steven. Dort habe er zu Beginn der neunten Klasse bereits ein Praktikum gemacht. Nun hofft er, dass es klappt mit dem Ausbildungsplatz.