640 Kilometer in acht Tagen - Extremsportler Hauke König aus Hoisbüttel hat Schleswig-Holstein zu Fuß umrundet

Ammersbek. Wie verrückt muss einer sein, dem nichts Besseres einfällt, als im Januar fast ganz Schleswig-Holstein zu umrunden - und das laufend? Verrückt, nein, das sei er nicht. Er suche nur die Herausforderung. Am Dienstag ist der Extremläufer Hauke König nach Hoisbüttel zurückgekehrt. Hinter ihm liegen acht Tage und 640 Kilometer.

Es ist kurz nach 16 Uhr, als der 41-Jährige endlich strammen Schrittes auf Hoisbüttel zu marschiert. Seine Füße und Beine schmerzen, König spürt jeden Muskel in seinem Körper. Doch er lacht. Jugendliche radeln fröhlich neben ihm her, begleiten ihn auf den letzten Metern bis zum Zieleinlauf. Es gibt Blümchen, Sekt, Umarmungen. Sein Ziel, die Strecke in sieben Tagen zu schaffen, hat er zwar verfehlt - aber die Strecke war auch härter als gedacht. Kälte, Glätte, Eisregen, die schlechte Sicht im Dunkeln, die Frustration durch Umwege und Verletzungen an den Beinen machten die Tour zur Tortur. Kurz vor Hamburg musste er dann einsehen: "Wenn ich das letzte Stück weiterlaufe, kann ich mir nachhaltig etwas kaputt machen, einen Ermüdungsbruch holen." Das Begleitmobil fährt ihn durch die Hansestadt bis kurz vor Hoisbüttel.

Torsten Riemer, 47, mit dem er am Montag, 17. Januar, in Lübeck gestartet war, hatte bereits nach sechs Tagen und rund 400 Kilometern aufgegeben. König aber lief weiter. "Ans Aufgeben hatte ich da nicht gedacht. Egal, was kommt, ich wollte das durchziehen - und wenn es auf Knien gewesen wäre."

Doch das tägliche Pensum war von Anfang an hochgesteckt. Rund 90 Kilometer wollten sie schaffen. Auch der Zeitplan: ehrgeizig. Aufstehen um kurz nach 5 Uhr. Laufen von 6 bis 22 Uhr. "Das haben wir aber nur einmal geschafft. Je mehr Tage wir unterwegs waren, desto früher haben wir aufgehört", sagt König. Denn schon bald kämpften beide mit Problemen - geschwollene Füße, entzündete Achillessehnen. Gerade das Aufstehen fiel nach den ersten Tagen schwer, die ersten Schritte am Morgen, wacklig und schmerzerfüllt.

Warum auch ausgerechnet Januar? "Nicht nur körperlich, auch mental sind das im Winter höhere Anforderungen. Aber ich wollte es mir ja auch bewusst nicht leicht machen", sagt König und zwinkert. Doch gerade die Dunkelheit und der Nebel machten ihm zu schaffen. Trotz Stirnlampe war es nach 17.30 Uhr um ihn zappenduster. "Das hat mich schon sehr belastet, außerdem hat man ständig Angst, sich zu verlaufen." Immer früher zog er sich in das Wohnmobil zurück, das Freunde abwechselnd fuhren. Das zog die Strecke in die Länge. Auch tagsüber ging es manchmal nur schwer voran. Tunnel, Brücken, Kreuzungen, Lkw-Kolonnen hielten auf. Zudem entpuppte sich das oft als "plattes Land" bezeichnete Schleswig-Holstein streckenweise als sehr hügelig. Die schleswig-holsteinische Schweiz und die Gegenden um Flensburg und Glücksburg kosteten Kraft. Und immer wieder plagten den Läufer Schmerzen. Zweimal musste König spontan zur Physiotherapie. Die extreme Belastung spürte er unangenehm in den Schienbeinen. Doch König hatte sein Ziel vor Augen. Und als das Laufen nicht mehr ging, wechselte er eben zum "strammen Wandern" - kurz vor Friedrichskoog. "Da gehört schon was zu, man muss sich innerlich unglaublich motivieren."

Für Hauke König war es nicht die erste extreme Laufstrecke. Seit fünf Jahren sucht der Ultra-Läufer, der in Hoisbüttel als Sozialtherapeut arbeitet, die körperliche Herausforderung. Im Juni 2010 durchkämmte er den Schwarzwald. Von Nord nach Süd 250 Kilometer in 59 Stunden. Ohne Begleitfahrzeug. Einen Monat später quälte er sich 530 Kilometer die Elbe entlang - von Dresden nach Hamburg.

Lange aber hängt er seine Laufschuhe nie an den Nagel. Auch jetzt nicht. Nach der Schleswig-Holstein-Umrundung genoss er zwar erst einmal die Badewanne, legte sich aber keinesfalls danach aufs Sofa. "Nee, dann musste ich doch erst einkaufen fahren", sagt das Energiewunder, das jedoch noch immer ein wenig humpelt. In ein paar Tagen werde das sich aber geben. Muss es auch, denn der nächste Ultra-Lauf am 12. Februar ist bereits beplant: seine vierte Brocken-Challenge über 81 Kilometer und 2200 Höhenmeter im Harz. Richtig hart aber wird es im Mai, wenn er sich durchs australische Outback kämpft - 590 Kilometer roter Staub.