Im Internet sind jede Menge Avatare unterwegs. Viele Menschen benutzen solche virtuellen Stellvertreter in der anonymen Netzwelt.
Sie erfinden sich sozusagen eine zweite Identität. Das klingt verwirrend? Ist es auch. Denn manchmal verwischen die Grenzen zwischen dem echten Menschen und dem erfundenen Avatar. "Bin ich du?" haben Schüler der Selma-Lagerlöf-Gemeinschaftsschule Ahrensburg deshalb ein Projekt genannt, mit dem sie den Teachtoday-Monats-Wettbewerb des European Schoolnet gewonnen haben.
Die Elfklässler gestalteten Avatare bei dem Online-Netzwerk Facebook für mehrere literarische Figuren aus dem Roman "Die Leiden des jungen Werther" von Johann Wolfgang von Goethe. "Der Briefroman entstand vor knapp 240 Jahren und klingt heute für viele Jugendliche fremd. Ziel des Projekts war es, die beiden Lebenswelten zu verbinden und die Medienkompetenz der Schüler zu stärken", sagt Deutschlehrer Karsten Jonas.
Die Figuren aus dem Roman bekamen Profile bei Facebook, verknüpften sich miteinander und auch mit weiteren Freunden aus dem Netz. Die Schüler entwickelten mit jeder gelesenen Seite des Romans die Avatare weiter. Schon nach wenigen Tagen merkten die Schüler, wie einfach es ist, eine andere Identität anzunehmen und damit auch andere Nutzer zu täuschen. Einer Schülerin gelang es sogar, auf den Namen der literarischen Figur Lotte im Internet eine DVD zu bestellen.
Eine andere Schülerin sagte nach dem Abschluss des Projekts: "Ich denke jetzt mehr darüber nach, was ich über mich selbst ins Internet stelle und überlege, wer das alles sieht oder auch abfangen könnte."