Unser Dorf: Die Abendblatt-Regionalausgabe Stormarn auf Sommertour. In Elmenhorst gibt es einen Karnevalsclub, ein Teichkombinat, Tomatenzüchter und alte Schachteln
Unser Dorf Elmenhorst Elmenhorst. Dass dieses Dorf in früheren Zeiten einmal ein Rundlingsdorf war, ist heute nur schwer vorstellbar. Das heutige Elmenhorst ist durchschnitten von der Bundesstraße 75, an der sich Betriebe und Discounter angesiedelt haben, über die Tag und Nacht der Verkehr rollt. Wie liebenswert und hübsch der Ort aber jenseits dieser Hauptverkehrsader ist, erkennt nur, wer einen Abstecher macht. Dazu soll schon bald die neue Gartenanlage einladen, die rund um das Mehrzweckhaus entsteht. "Wir wollen das alte Zentrum unseres Dorfes wieder beleben", sagt Bürgermeisterin Karen Rinas. Die gebürtige Dänin lebt seit 30 Jahren in Elmenhorst. Sie gehört zur "Montagsrunde", einer Gruppe von Bürgern, die seit einem Jahr an dem Gartenprojekt planen. "Das hier war früher die Bullenkoppel, der Mittelpunkt des Ortes", sagt Erich Nuppenau. Wenn der Garten fertig ist, wird ein in Stein gehauener Bullenkopf am Eingang stehen. "Als Bezug zu unserer Geschichte", sagt Karen Rinas. "Der Garten wird die Lebensqualität in unserer Gemeinde weiter erhöhen."
Elmenhorst ist eher ein Wohnort, auch wenn es natürlich noch Landwirte gibt. Hans-Heinrich Gehs zum Beispiel, der Milchkühe hält und Ackerbau betreibt. Sohn Clemens arbeitet bereits mit, wird den mitten im Ort gelegenen Hof einmal übernehmen. "Unser Dorf ist enorm gewachsen. Früher kannte hier jeder jeden, das ist nicht mehr so", sagt Hans-Heinrich Gehs.
Dennoch leben die Menschen gern hier, weil die Gemeinschaft lebendig und bunt ist. Weil jeder, der sich einbringen möchte, das auch tun kann. Das ist an diesem Tag überall zu hören. Auch von Zugezogenen wie Stefanie Feldt. Sie lebt in dem neuen Wohngebiet zwischen Sülfelder und Bargfelder Straße. Die 54 Bauplätze sind in nur drei Jahren verkauft worden. "Hier lebt man richtig gut, in ländlicher Umgebung, schöner Natur, mit tollen Nachbarn. Und meine Einkäufe für den Alltag kann ich im Ort erledigen", sagt sie. Die Infrastruktur sei gut, betont auch Karen Rinas: Es gibt einen Kindergarten, bald eine Krippe, Sport, Theater, Chor- und Orchesterkonzerte, Hobbymarkt oder Rassegeflügel-Schau.
Gelegenheit zum Kennenlernen gibt es genug. Beim jährlichen "Tanz unter den Linden" auf Fischbeks idyllischem Dorfplatz mit dem Feuerwehrhaus und dem Dorfteich, beim Schützenfest, beim Abfischen am Biotop im Rokshorst, die acht Herren hegen und pflegen. Sie nennen sich "Elmenhorster Teichkombinat" und machen die Arbeit aus "Spaß an der Freud", wie Hermann Kielhorn sagt. "Das Abfischen ist wie ein kleines Dorffest." Die jungen Elmenhorster treffen sich einmal im Jahr zum Vogelschießen. Das traditionelle Kindervergnügen feiern Elmenhorst und Fischbek unabhängig voneinander. "Das soll auch so bleiben", sagt Petra Abraham, Vorsitzende des JuS Fischbek und federführendes Mitglied des Vogelschießen-Organisationsteams. Vor 33 Jahren wurden die beiden Ortsteile vereint, eine unlängst neu asphaltierte Kreisstraße mit Radweg verbindet sie. Mit dem Zusammenwachsen aber ist das bis heute so eine Sache. "Wir wurden nie gefragt, ob wir eingemeindet werden wollten", sagt Petra Abraham. Fischbek hat eine eigene Ortswehr mit Jugendabteilung und einen Sportverein. Fusionieren kommt nicht in Frage, Kooperation in Form von Spielgemeinschaften vor allem im Jugendbereich gibt es schon. "Beim Tischtennis zum Beispiel oder beim Fußball", sagt Petra Abraham. Sie trainiert die D-Juniorinnen auf dem Sportplatz in Fischbek, Bernd Bröcker kickt mit der G-Jugend auf dem Platz des SCE.
Vergessen sind alle Unterschiede, wenn einmal im Jahr der Ruf "Fisch Elm" durch die Gemeinde schallt. Der Karneval in Elmenhorst ist das Aushängeschild der Gemeinde. Die "ELKANA" und der "Fasching für Junggebliebene" im Mehrzweckhaus zählen zu den größten Faschingsfeten im norddeutschen Raum. "Bei uns gibt es keine Büttenreden, bei uns wird Party gefeiert", begründet der Präsident des Elmenhorster Karnevalsvereins, Reiner Solvie, den Erfolg. Wenn der Kartenvorverkauf startet, bilden sich Schlangen vor der Bäckerei Lücke an der Bargfelder Straße. Denn wer will schon den Auftritt der Garden und der Showdancer verpassen, die Darbietungen der Damentruppe "Alte Schachteln" oder der "Elephants", dem tanzenden Männerballett. Für die kommende Faschingssaison hat der Verein das Motto "Märchenhafte Zeiten" auserkoren, das das Deko-Team wieder mit viel Fantasie und Kreativität umsetzen wird.
Elmenhorsts ältester Bürger, Wilhelm Domdey, ist schon 99 Jahre alt. Mit Karneval hat er nichts mehr am Hut, jedoch schätzt er Boxkämpfe. Nicht via Fernseher, sondern live. "Da gehen wir zusammen hin", sagt er und blickt über den Rand seines Cognacglases zu seinem Sohn Volker hinüber. Der nickt und sagt: "Bis vor ein paar Monaten sind wir zusammen auch einmal in der Woche in die Muckibude gegangen." Die gute Landluft im Elmenhorster Ortsteil Mönkenbrook scheint dem rüstigen Rentner, der Anfang der Fünfzigerjahre in Hamburg ein Importunternehmen für Gewürze und Delikatessen gründete, 1964 nach Mönkenbrook zog und heute bei seinem Sohn und der Schwiegertochter Ingeborg lebt, gut getan zu haben. "Hierher zu ziehen, war eine gute Entscheidung", sagt Domdey.
Ein paar hundert Meter die Straße hinauf liegt der Kleverhof. An diesem Tag hat sich der Seniorenkreis zur Käse- und Weinverkostung angemeldet. In dem lichtdurchfluteten Wintergarten servieren Tim und Bianca Unverhau Käse und Wein aus ihrem angrenzenden Naturkostladen. Eine Führung durch das riesige Gewächshaus mit den endlosen Reihen schließt sich an. Hier gibts Tomaten soweit das Auge reicht, in allen Formen und Größen, mit so reizvollen Namen wie Olirose oder Marianas Peace. 500 Sorten zieht Unverhau seit zwei Jahren. Übrigens: Wer zum Kleverhof will, muss einen jener schon erwähnten Abstecher machen, von der B 75 in Richtung Dorf. Gleiches gilt für das Heimatmuseum von Klaus Rickert. Prädikat: Absolut sehenswert.