Die dramatische Zunahme von Patienten mit Depressionen und Erschöpfungszuständen ist eine Folge des gesellschaftlichen Leistungsdrucks.

Arbeitplätze werden wackeliger, auch privat wird immer mehr Mobilität und Flexibilität verlangt. Das geht so weit, dass aus dem äußeren Zwang innerer Druck wird: Auch die Anforderungen, die viele Menschen, an sich selbst stellen, wachsen stetig.

Das fängt schon bei den Kindern an, die - von Mama und Papa getrieben - stets das optimale Förderprogramm aus Musikstunden, Nachhilfe und Englisch für die Kleinsten genießen müssen. Und bei Erwachsenen gehört es schon fast zum guten Ton, über die waaahnsinnige Arbeitsbelastung bei einem waaahnsinnig anspruchsvollen Job zu ächzen. Das kann nicht dauerhaft gut gehen. Jeder Mensch braucht entspannenden Ausgleich zum fordernden Alltag.

Das soll keine Aufforderung zum Faulenzen sein. Viel Arbeit kann auch anregend sein, kann Kreativität und ungeahnte Kräfte freisetzen. Hält die hohe Belastung jedoch dauerhaft an und rauben die täglichen Aufgaben jede Energie für schöne Abwechslung, kippt der positive Stress in negative Überbelastung.

Das Gleichgewicht von Arbeit und Freizeit ist entscheidend. Und die Wertschätzung der Arbeit, für die einer viel Mühe und Zeit investiert. Auf die Balance kann jeder für sich selbst achten. Damit Anerkennung aber wieder ein gesellschaftlich verbreiteter Wert wird, muss jeder einzelne auf seine Mitmenschen achten.