Das Abendblatt stellt Stormarner und ihre Berufe vor. Heute: Jan Rocktäschel aus Ahrensburg, Diplom-Ingenieur für Landschaftsplanung.

Ahrensburg. Sechs Stunden Schlaf reichen Jan Rocktäschel. Wenn um sechs Uhr sein Wecker klingelt, ist er fit. Seit 15 Jahren arbeitet Rocktäschel selbstständig als Landschaftsgärtner in Ahrensburg. Sobald der 51-Jährige seine Brille aufsetzt, ist alles klar: "St. Pauli" steht auf den Bügeln, genau wie auf seinem schwarzen Zollstock mit Totenkopf-Aufdruck, den er während der Arbeit immer bei sich trägt. "Ich habe Dauerkarten für St. Pauli und verpasse kein Heimspiel", sagt Rocktäschel. Das ist zurzeit nicht immer leicht, denn für seine Zwei-Mann-Firma Easy Growing hat die Hochsaison begonnen. Der Landschaftsgärtner und sein Mitarbeiter Sebastian Schubert sind für Monate im Voraus ausgebucht, erst in der zweiten Jahreshälfte haben sie wieder Kapazitäten frei. Dementsprechend früh beginnt ihr Tag. Vor der Fahrt zur Baustelle steht erst einmal die Besprechung an.

7 Uhr: Material für die Baustellen des Tages vorbereiten

"Wir arbeiten oft für Privatfamilien", sagt Jan Rocktäschel. "Die schätzen es nicht, wenn man so früh auf der Matte steht." Deshalb trifft er Mitarbeiter Sebastian Schubert zunächst in seinem Büro, das im Hause am Wulfsdorfer Weg untergebracht ist. Die Zeit nutzen sie, um Material bereitzustellen und Müll zu entsorgen. "Die Baustelle vorbereiten", nennt Rocktäschel das. Häufig übernimmt Sebastian Schubert, der in Lasbek wohnt, einen Teil der Vorbereitungen. Auf dem Weg fährt er beim Lieferanten in Siek vorbei und bringt die Materialien mit.

Danach geht es los zur ersten Baustelle des Tages, Treppenstufen sollen verlegt werden. Ein "schwieriger Fall", sagt Rocktäschel, denn: "Die Kundin wusste gar nicht, wo sie hin wollte." Soll heißen: "Wir möchten die Menschen in die Planung ihrer Gärten miteinbeziehen, sie sollen sich in dem Ergebnis wiedererkennen und das Gefühl haben, das Projekt mitentwickelt zu haben", erläutert Rocktäschel die Philosophie seiner Firma.

In diesem Fall bekommen Gärtner und Kundin noch "die Kurve". Das Ergebnis: eine bunte Mischung. Rocktäschel: "Ich als Natursteinfetischist finde es toll, Sebastian ist dagegen eher ein gradliniger Typ und bekommt die Krise." Bis auf diesen Unterschied, befindet Jan Rocktäschel, seien sie aber ein gutes Team. Seit sechs Jahren arbeitet er mit Sebastian Schubert, der gelernter Kfz-Mechaniker ist, zusammen. "Sebastian war ein Glücksgriff, er ist mittlerweile auf dem Niveau eines sehr guten Gesellen", sagt Rocktäschel, der selbst nach Abschluss seiner Lehre in Baden-Württemberg noch in Hannover studiert hat. Mitte der 90er-Jahre zog er mit seiner Frau nach Ahrensburg und baute seine Firma auf.

9 Uhr: In der Frühstückspause gibt es Kaffee und Zigaretten

Am Reesenbüttler Redder wartet der nächste Auftrag. Weil viele Kunden des Landschaftsgärtners in der Umgebung wohnen, hat Jan Rocktäschel auf der Ladefläche seines Lkw immer sein Fahrrad dabei, kürzere Wege erledigt er damit. Heute wollen er und sein Mitarbeiter eine Terrasse verlegen. "Bei uns läuft eigentlich alles über Mund-zu- Mund-Werbung", sagt Rocktäschel. "Unsere Kunden empfehlen uns weiter, das ist sehr angenehm und nicht so anonym." Zweimal habe er sich aber doch "breitschlagen" lassen und "richtige" Werbung gemacht. "Ich kann halt nicht Nein sagen", sagt Rocktäschel mit einem Lächeln.

Zwei Tage plant er für die Terrasse ein. Für den Sitzplatz in der Sonne will er zwischen neue Steine gebrauchte Sandsteinplatten integrieren. Zwischendurch schiebt der Ahrensburger eine Frühstückspause ein, auf dem Speiseplan stehen Kaffee und Zigaretten. Den Unterbau der Terrasse haben er und Sebastian Schubert schon fertiggestellt. Die Steine sollen auf einer Schicht aus Split verlegt werden. "Im Gegensatz zu Sand ist der Split nicht rund. Ameisen können ihn nicht wegrollen und so das Fundament kaputtmachen", erläutert Rocktäschel. Er lege Wert auf solide Arbeit: "Baustellen von uns möchte ich nicht wieder abreißen müssen."

Jan Rocktäschels Handy klingelt, die Kundin vom Morgen ist dran. Sie hat sich jetzt entschlossen: Den Rest möchte sie selbst gestalten, die Firma soll dafür das Material liefern. Verdienen könne er daran nicht, sagt Jan Rocktäschel. "In den 60er-Jahren ging das noch, da konnte man so noch mal 30 bis 40 Prozent dazuverdienen", erzählt der 51- Jährige.

Landschaftsgärtner sei trotzdem immer noch ein schöner Beruf. "Ich liebe meinen Job", sagt der 51-Jährige und ergänzt: "Man muss sich aber im Klaren darüber sein, dass man damit nicht reich werden kann."

12.30 Uhr: Erholung von der körperlichen Anstrengung

Dann ist auch schon Zeit für die Mittagspause. "Bei unseren Pausen sind wir sehr flexibel, die bauen wir ein, wenn es gerade passt", sagt Jan Rocktäschel. Ruhe ist ihm dann wichtig: "Mein Beruf ist körperlich sehr anstrengend, da muss man sich zwischendurch mal schonen."

Nicht alle Arbeiten im Garten übernimmt Jan Rocktäschel selbst. "Zum Teil gebe ich Aufträge wie Grün- und Holzarbeiten an andere Spezialisten ab", sagt er. Er arbeite viel mit regionalen Partnern, aber auch mit Kollegen aus der weiteren Umgebung zusammen. Umgekehrt erhält Rocktäschel, der selbst viele Steinarbeiten macht, Aufträge von seinen Kollegen. "Ich habe ein großes Netzwerk, das ist wichtig." Daraus seien auch schon enge Freundschaften entstanden. Oft übernimmt der Landschaftsgärtner Arbeiten für Kindergärten der Arbeiterwohlfahrt in Stormarn. "Der Kontakt kam zustande, als meine eigenen Kinder dort waren, und hat sich bis jetzt gehalten", erzählt er.

13.30 Uhr: Steine auf der Terrasse eines Freundes verlegen

Nach der Mittagspause verlegen Jan Rocktäschel und Sebastian Schubert die letzten Steine auf der Terrasse. "Zu zweit sind wir gut ausgelastet", sagt der 51-Jährige. "Wir könnten noch einen dritten Mitarbeiter mit einer halben Stelle gebrauchen." Das sei dann aber auch genug. "Klar, kann man immer mehr Leute einstellen und dann auch mehr Geld mit den Aufträgen verdienen. Aber dann wäre ich selbst nur noch mit der Akquise beschäftigt und gar nicht mehr auf der Baustelle", sagt Rocktäschel. "Das möchte ich nicht, zweimal am Tag muss ich schwitzen, sonst bin ich abends nicht zufrieden."

Nachmittags bekommt der Landschaftsgärtner häufig Kaffee und Kuchen von seinen Kunden angeboten. "Bei unseren Aufträgen geht es sehr familiär und nett zu, wir werden immer verwöhnt."

17 Uhr: Nach dem Duschen geht es weiter mit Büroarbeit und Telefonaten

Der letzte Stein ist verlegt, Jan Rocktäschel hat genau richtig kalkuliert, nichts bleibt übrig. Feierabend hat Jan Rocktäschel damit aber noch lange nicht. Jetzt geht es für ihn an den Schreibtisch, Büroarbeit erledigen, mit Kunden telefonieren. "Ich mache alles von A bis Z selbst", sagt der Ahrensburger. Nach einem anstrengenden Tag auf der Baustelle falle das manchmal schon schwer. "Abends bin ich ausgelaugt, dann bleibt die Schreibtischarbeit auch mal bis zum Wochenende liegen." Denn auch sonnabends und sonntags nimmt die Firma einen großen Teil der Zeit in Anspruch.

Sein Büro hat Jan Rocktäschel zurzeit im Keller seines Einfamilienhauses, denn neben seinen drei Kindern fordern momentan auch Labradorhündin Jule und ihre sieben Welpen Platz. Doch schon bald soll das Büro umziehen: vom Keller in die Garage. "Das ist mein nächstes Projekt", sagt er. Dort könne er in Ruhe arbeiten, die Atmosphäre im Keller sei nämlich wenig motivierend. Besonders, wenn man wie Jan Rocktäschel eigentlich keine Schreibtischarbeit mag. Er entwickele lieber die "Gartensituation", sagt der 51- Jährige. "Mein Ziel bei meinen Projekten ist es, Altes zu erhalten, aber gleichzeitig Neues einzubringen", sagt er.

Bevor Jan Rocktäschel einen Garten plant, schaut er sich zunächst die Besitzer und ihr Haus an. "Daran kann ich vorab erkennen, wie die Leute drauf sind und welcher Stil ihnen gefällt." Er selbst hat, sobald er einen Garten sieht, ein "Bild im Kopf". "Das entsteht bei mir sofort." Um dieses Bild seinen Kunden zu vermitteln, versucht er, vor Beginn der Bauarbeiten seinen Ideen zu visualisieren. "Ich bringe Sand, Steine und Stöcke mit und stecke zum Beispiel einen Raum ab oder zeige, wie Farben und Materialien miteinander harmonieren", erläutert der Landschaftsgärtner. So stelle sich Stück für Stück heraus, was die Kunden sich wünschen. "Natürlich gibt es während der Arbeiten auch immer wieder Wendepunkte, an denen man wieder gemeinsam besprechen muss, wie es weitergehen soll."

Genug vom Gärtnern hat Jan Rocktäschel aber auch nach einem langen Tag auf der Baustelle nicht. Nach Feierabend geht es für ihn im eigenen Garten weiter. Ideen verwirklichen.