Ulrike Stentzler setzt sich in Lütjensee gegen ihren Parteikollegen Heiko Röttinger durch. Zuvor war sie stellvertretende Bürgermeistern.
Lütjensee. "Ich finde es gut, dass es jetzt eine Frau macht", sagt Benjamin Freitag (SPD) nach der Wahl von Ulrike Stentzler (CDU) zur neuen Bürgermeisterin von Lütjensee. Nachdem Andreas Körber nach 18 Jahren sein Amt niedergelegt hatte, wählte die Gemeindevertretung am Dienstagabend einen Nachfolger. Neben Ulrike Stentzler hatte sich auch der CDU-Politiker Heiko Röttinger zur Wahl gestellt.
Es war eine eher ungewöhnliche Art, das Amt neu zu besetzen. Denn die CDU hat mit 14 von 16 Mandaten in der Gemeindevertretung die Mehrheit und hätte in einer Fraktionssitzung die Frage des Bürgermeister-Postens klären können. Doch die Christdemokraten entschieden sich dafür, die beiden SPD-Politiker mitbestimmen zu lassen. Und letztlich entschieden die beiden Sozialdemokraten auch darüber, wer das Rennen macht. Denn am Ende bekam Stentzler neun Stimmen, Heiko Röttinger sieben.
Obwohl die Gemeindevertreter geheim wählten, machten die beiden SPD-Politiker Benjamin Freitag und Tobias von Pein kein Geheimnis daraus, wem sie ihre Stimmen gegeben hatten. "Wir haben in den vergangenen Monaten gut mit Frau Stentzler zusammengearbeitet. Deswegen fiel unsere Wahl auf sie", so von Pein.
Die CDU hingegen war sich über die Nachfolge offenbar nicht einig. Hat sie deshalb die Wahl der Gemeindevertretung überlassen?
"Nein, wir haben in der Fraktion zuvor nicht abgestimmt", sagt Ulrike Stentzler. Dieser Weg sei so von ihrem Vorgänger vorgeschlagen worden. "Ich hätte mir aber lieber ein Gespräch innerhalb der Fraktion gewünscht", so Stentzler. Andreas Körber, der aus beruflichen Gründen sein Bürgermeisteramt und auch sein Mandat in der Gemeindevertretersitzung niedergelegt hat, sagt: "Wir haben uns entschieden, dass beide Kandidaten eine echte Wahl haben sollen", so der Förster. Auch wenn Stentzler lieber einen anderen Weg gewählt hätte, ist sie glücklich, jetzt Bürgermeisterin zu sein.
Mit den Amtsgeschäften kennt sie sich bereits gut aus. Sie war die vergangenen vier Jahre stellvertretende Bürgermeisterin. Die dreifache Mutter möchte sich dafür stark machen, dass das Interesse an der Kommunalpolitik in der Gemeinde wieder wächst, dass sich insbesondere die jüngere Generation einbringt. "Wir sind zum Beispiel Mitglied in der Aktivregion Holsteins Herz. Ich würde mich freuen, wenn Bürger in die Ausschusssitzungen kommen und Ideen einbringen, welche Projekte wir umsetzen können", sagt die 49-Jährige, die seit 22 Jahren mit ihrer Familie in Lütjensee lebt und sich regelrecht in die Gemeinde verliebt hat.
"Ich würde mir wünschen, dass Lütjensee noch schöner wird, dass die Bürger selbst anpacken und sich an der gärtnerische Gestaltung beteiligen." Zudem möchte die neue Bürgermeisterin dafür sorgen, dass Lütjensee für junge Familien attraktiv bleibt, beispielsweise die gute Infrastruktur mit dem Einzelhandel erhalten bleibt. "Wir merken jetzt, dass viele Kinder, die in Lütjensee aufgewachsen sind und in jungen Jahren in die Großstadt gezogen sind, jetzt mit ihrer eigenen Familie zurück kommen", sagt Stentzler und macht sich deswegen auch für ein neues Bebauungsgebiet zwischen den Straßen Dornredder und Am Hainholz stark.
"Die Nachfrage ist gerade sehr groß und darauf müssen wir reagieren", so die 49-Jährige. Wichtig ist ihr auch, dass Mütter Beruf und Familie vereinbaren können. Die Gemeinde plant den Bau einer Kinderkrippe an der Großenseer Straße, der in diesem Jahr beginnen und 20 Betreuungsplätze schaffen soll. Die neue Bürgermeisterin möchte auch Senioren dazu ermuntern, sich in die Betreuung einzubringen. "Beispielsweise bei der Nachmittagsbetreuung in den Schulen. Damit stärken wir auch das Wir-Gefühl in Lütjensee", sagt Stentzler, die nicht berufstätig ist.
Während der Erziehung ihrer 14 bis 22 Jahre alten Kinder entdeckte sie die Leidenschaft für die Politik. Seit vier Jahren sitzt sie sogar im Stormarner Kreistag. "Mein Mann hat mich immer unterstützt, obwohl er nicht so politikbegeistert ist wie ich. Er ist noch nicht einmal Mitglied in der CDU", sagt sie. Und wenn sie von den Amtsgeschäften eine Pause braucht, fährt sie am liebsten Fahrrad oder ließt Biografien.