Manche Halter zahlen viermal so viel wie andere. Jede Gemeinde legt den Satz selbst fest. Hundehalter reagieren mit Unverständnis.
Stormarn. Steuerparadiese gibt es nicht nur in Liechtenstein oder Monaco, sondern auch im Kreis Stormarn - allerdings nur für Hunde und deren Besitzer. Grund: Jede Gemeinde darf den Hundesteuersatz selbst festlegen, und die Unterschiede sind erheblich. In manchen Fällen würden Hundebesitzer nur halb so viel zahlen, zögen sie in die Nachbargemeinde.
Barnitz ist so ein Steuerparadies, hier kostet der Ersthund 24 Euro pro Jahr. In Bad Oldesloe, Köthel oder Trittau ist es rund das Vierfache: 100 Euro. Wer in Reinfeld einen Hund halten will, zahlt mit 102 Euro am meisten. Ein zweiter oder dritter Hund ist noch teurer: In Bad Oldesloe werden für den zweiten 120 Euro und für den dritten 130 Euro fällig. "Den hohen Steuersatz für den zweiten Hund halte ich für eine Abwehrkondition", sagt Claus Havemann aus Hoisdorf. Dort kostet ein Zweithund 80 Euro. Die gesellschaftliche Botschaft sei klar: Ein zweiter Hund ist nicht erwünscht. Sophie-Marlen Roos zahlt in Reinbek 75 Euro für ihren Beagle Sally. Sie findet eine Hundesteuer in Ordnung. Doch warum es solche Unterschiede innerhalb des Kreises gibt, versteht sie nicht.
+++ Diese Steuer ist tierisch ungerecht +++
Die Erklärung: Die Steuer dient dem Ausgleich der kommunalen Haushalte. Will eine Gemeinde Zuschüsse vom Land beantragen, müssen mindestens 100 Euro Hundesteuer festgesetzt werden. Eine niedrige Hundesteuer können sich also nicht alle Städte und Gemeinden leisten. "Die Hundesteuer ist bei uns in Reinfeld so hoch, weil wir Miese im Haushalt haben" sagt Reinfelds Kämmerer, Torsten Brelle. "Die 102 Euro Hundesteuer sind eine Vorgabe vom Land." Vorgaben gebe es auch bei der Gewerbesteuer.
Ein weiterer Grund für die Steuer ist der Versuch, die Anzahl der Hunde in den Gemeinden einzuschränken. Denn immer wieder gibt es Beschwerden über Hunde auf Kinderspielplätzen und verunreinigte Gehwege, etwa am Herrenteich in Reinfeld (wir berichteten). Gerd Drüke geht hier mit seinem Hund täglich spazieren. Hannes von Hinschenhof ist ein Jagdhund, er spürt verletzte Rehe auf, deswegen gilt für ihn nur der halbe Steuersatz. Trotzdem. Drüke: "Die Steuer ist zu hoch dafür, dass es in der Stadt kaum Möglichkeiten gibt, den Hund frei laufen zu lassen."
+++ Das verlangen die Gemeinden +++
Auch Matthias und Claudia Hoefert aus Ahrensburg meinen, dass zumindest ein Teil der Steuer wieder für die Hunde ausgegeben werden sollte, etwa für die Instandhaltung von Auslaufzonen. Sie zahlen 80 Euro für ihren Hund Crispy. Die Hundesteuer aber ist eine öffentlich-rechtliche Abgabe, so wie jede Steuer. Dieser stehen keine Leistungen gegenüber. Die Gemeinde kann die Einnahmen aus der Hundesteuer also für andere Bereiche verwenden, beispielsweise für die Straßensanierung. Großhansdorfs Bürgermeister Janhinnerk Voß sagt: "Die Hundesteuern kommen in einen Haushaltstopf. Das ist auch in jeder anderen Gemeinde so." Hundehalter könnten nicht erwarten, dass von den Steuern Stationen mit Gassibeuteln bereitgestellt werden. Auch wenn das den Ärger über verunreinigte Gehwege mindern würde.
Am teuersten sind die "gefährlichen Hunde", Rottweiler gehören zu den Gefahrhunden. Ihre Besitzer zahlen das Acht- bis Zehnfache der normalen Hundesteuer. Auch hier gibt es Unterschiede innerhalb des Kreises. In Hamfelde beträgt die Steuer 200 Euro, in Meddewade 1000 Euro. Der Grund für die hohen Kosten: Man möchte keine Listenhunde in den Gemeinden, da die Gefahr besteht, dass diese Personen angreifen oder Tiere reißen könnten.
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Auch wenn die Angst vor "Gefahrkatzen" nicht ganz so groß ist, sie auch keine Haufen auf den Gehwegen hinterlassen: Einige Hundebesitzer fragen durchaus, warum es keine Katzensteuer gibt. Immerhin reißen Katzen Vögel. Dazu sagt Voß: "Eine solche ist im Gegensatz zu der Hundesteuer nicht vom Gesetzgeber vorgeschrieben."
Weil wohl auch wegen der Kosten nicht alle Hunde angemeldet werden, geben einige Gemeinden, etwa Meddewade und Grabau, Hundemarken heraus. Durch diese ist gleich erkennbar, ob der Besitzer die Steuer zahlt. Denn das Tragen der Plakette ist dort Pflicht, sie muss auf Verlangen vorgezeigt werden.