Corny Littmann erinnert vor rechtem Modeladen in Glinde an Widerstandskämpfer im Dritten Reich

Glinde. "Ich bin heute hier, damit dieser furchtbare Laden aus Glinde verschwindet", sagt Corny Littmann und erntet von den Demonstranten, die sich am Sonnabend vor dem Thor-Steinar-Geschäft versammelt haben, Applaus und Zustimmung. Der Theaterbesitzer und ehemalige Vereinspräsident des FC St. Pauli ist am 137. Protesttag vorbeigekommen, um das Aktionsbündnis "Glinder gegen Thor Steinar" zu unterstützen. "Ich habe mich auch vor zwei Jahren dafür eingesetzt, dass ein solches Geschäft aus Hamburg verschwindet. Ich hoffe, dass dies bald auch in Glinde der Fall sein wird", sagt Littmann.

Die Protestaktion am Wochenende sollte an die Weiße Rose, eine Widerstandsbewegung im Dritten Reich, erinnern. Corny Littmann las ausgewählte Texte zu dieser Protestbewegung und erinnerte an Menschen, die sich gegen das Nazi-Regime stellten und dies mit ihrem Leben bezahlten. Die Gründer der Weißen Rose, fünf Münchener Studenten sowie ein Professor, verteilten 1942 Flugblätter, in denen sie zum Widerstand gegen den Nationalsozialismus aufriefen. Für jeden Regimekritiker, der damals wegen seiner Überzeugung getötet wurde, brachten die Demonstranten eine weiße Rose an einem Ast an.

Rund 100 Menschen beteiligten sich an der Aktion. "Ich mache seit dem ersten Tag regelmäßig bei den Mahnwachen und Protestaktionen mit und werde dies auch solange tun, bis dieser Laden aus Glinde verschwunden ist", sagt Johanna Braun. Ihre Freundin Birgit Windmüller zeigt ebenfalls Flagge gegen Rechts.

Einen Hamburger interessierte dies offenbar nur wenig. Er parkte sein Auto vor dem in der rechten Szene beliebten Modeladen und ging einkaufen. Auch von dem Buh-Rufen der Demonstranten ließ sich der Mann, der das Geschäft mit einer Tasche verließ, nicht beirren. Er ballte seine linke Faust und hielt sie beim Wegfahren triumphierend hoch. Hans-Jürgen Preuß, ebenfalls von Beginn an im Aktionsbündnis, sagte kopfschüttelnd: "Das erleben wir hier öfter, einige Kunden kommen aus dem Laden und machen sogar den Hitler-Gruß."