Innenminister versucht, die Wogen im Reinbeker Streit um neue Feuerwehrhalle zu glätten. Freiwillige Helfer hoffen, 2015 umziehen zu können.

Reinbek. Im Streit um den Neubau der Reinbeker Feuerwehrwache hat sich nun auch Schleswig-Holsteins Innenminister Klaus Schlie eingeschaltet. Der CDU-Politiker ist in den Süden Stormarns gekommen, um sich selbst ein Bild zu machen. Doch mit einer Finanzspritze könne er den entbrannten Streit nicht löschen. "Ich möchte der Stadtvertretung beratend zur Seite stehen", sagt Schlie und spricht dabei insbesondere das "Spannungsfeld zwischen der sachlichen Notwenigkeit und den finanziellen Möglichkeiten" an.

Bürgermeister Axel Bärendorf erläuterte dem Gast die Situation: "Die Abstände zwischen den Fahrzeugen in der Halle sind zu gering, die Abstellfläche vor der Remise ist zu klein, die Statik des Gebäudes lässt keine schweren Fahrzeuge zu, die Deckenhöhe keine modernen. Zudem ist die Beladungs- und Auffahrtsituation mangelhaft." Auch die Hanseatische Feuerwehr-Unfallkasse Nord (HFUK) sieht Mängel am Feuerwehrgerätehaus an der Klosterbergenstraße. Die Verkehrssituation erschwere das Ausrücken von Feuerwehrfahrzeugen. Die Straße sei zu eng.

Deswegen kündigte die HFUK nach einem Ortstermin an, bei einem Schadenfall die Stadt in Haftung zu nehmen. Eine große Gefahr sieht die Reinbeker Polizei vor allem darin, dass ein Schulweg in der Ausrückzone der Feuerwehr liegt. Sowohl für den Reinbeker Bürgermeister als auch für den Innenminister ist damit klar, dass an einem anderen Standort ein Neubau her muss. "Das ist eine klare Aussage der Feuerwehr-Unfallkasse", sagt Schlie.

Doch gegen einen zeitnahen Neubau spricht die finanzielle Lage der Kommune. "Die Stadt ist mit 27 Millionen Euro verschuldet. 2012 müssen Kredite in Höhe von sechs Millionen Euro aufgenommen werden", sagt Bärendorf.

Deswegen sträube sich auch die Mehrheit der Kommunalpolitiker dagegen, ein neues Feuerwehrgerätehaus am Mühlenredder zu bewilligen. Das Gebäude würde zwischen viereinhalb und fünf Millionen Euro kosten. Bei der Stadtverordnetenversammlung am 15. Dezember stimmten 17 Politiker dem Grünen-Antrag zu, den alten Standort an der Klosterbergenstraße abermals prüfen zu lassen - in der Hoffnung, dass ein Umbau den teuren Neubau verhindern könnte.

15 Politiker stimmten mit Nein. Sie sind der Meinung, die Prüfung sei nur Zeitverzögerung und Geldverschwendung. Schließlich könnten Umbauten die Fläche nicht vergrößern, und auch die Verkehrssituation würde sich nicht ändern. Diese Abstimmung verschärfte den Streit um das Feuerwehrgerätehaus und veranlasste sogar den SPD-Politiker Klaus-Peter Puls dazu, alle seinen politischen Ämter aufzugeben und auf seinen Sitz in der Stadtverordnetenversammlung zu verzichten. Für ihn ist ein Neubau an einem anderen Standort alternativlos.

Das meint auch Klaus Schlie: "Das Land kann Reinbek bei einem Neubau aber nicht unter die Arme greifen. Die Stadt hat 27 Millionen Euro Schulden, das Land 27 Milliarden. Und auf die Frage, welche Fördermöglichkeiten es gebe, muss ich mit 'keine' antworten."

Dennoch habe er einen Vorschlag: "Die Stadt könnte über den kommunalen Investitionsfond einen zinsgünstigen Kredit bekommen." Darüber müssten nun die Politiker beraten. Einigen sich die Stadtverordneten darauf, könnte das neue Gebäude frühestens in drei Jahren bezugsfertig sein. "Davor müssten alle planungsrechtlichen Dinge geklärt werden", so Bürgermeister Axel Bärendorf.

Für die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Reinbek wäre dies ein annehmbarer Kompromiss. "Natürlich hätten wir lieber schon gestern als 2015 eine neue Halle, doch damit können wir leben", sagt Gemeindewehrführer Karsten Hein. Die Reinbeker Feuerwehrleute hatten gedroht, ihr Ehrenamt niederzulegen, sollte es keine neue Halle geben. "Wir haben zahlreiche Gespräche über die Frustration geführt und konnten jetzt die Wogen glätten", sagt Hein. Dennoch betont er, dass mittelfristig der Brandschutz nicht gewährleistet sei. Von den vier Löschfahrzeugen sind drei älter als 25 Jahre und müssten dringend erneuert werden. "Jedoch haben wir in der alten Halle die Zwölf-Tonnen-Problematik, und auch die Durchfahrtshöhe ist zu gering", sagt der Gemeindewehrführer.

Für Frustration und Demotivation sorgte dann auch, dass bereits für ein neues Löschfahrzeug die Ausschreibung lief, diese aber wieder zurückgezogen werden musste. Die Stadt musste damals sogar bewilligte Fördergelder wieder absagen. Neben den Kosten für die neue Halle muss die Stadt Reinbek nun auch mit den Beschaffungskosten für neue Fahrzeuge rechnen. Bärendorf spricht von einer Summe von sechs Millionen Euro.