In unserer Serie stellen wir Menschen aus Stormarn auf ihrer Lieblingsbank vor. Heute ist es die fünffache Mutter und bekannte Schlossstadt-Zeichnerin Silke Möller.

Ahrensburg. Für ihre fünf Kinder ist sie Köchin, Haushälterin, Krankenschwester, Ratgeberin und Nachhilfelehrerin in Personalunion. Doch den Ahrensburgern ist sie als inoffizielle Stadtzeichnerin bekannt. Seit 2008 dokumentiert Silke Möller mit spitzem Stift und bunter Fantasie die Blüten kommunaler Politik in der Schlossstadt. Ihre Comic-Reihe "Neues aus Ampelburg" ist beliebt. Im Selbstverlag vertreibt sie die Bände mit je 24 Bildwitzen online und im Ahrensburger Geschäft "TomWet".

Erlebt man sie inmitten ihrer Kinderschar, wundert man sich, dass ihr noch Zeit und Muße dafür bleiben, doch Silke Möller winkt ab. "Vormittags, wenn alle in der Schule oder im Kindergarten sind, bleibt fürs Zeichnen immer ein bisschen Zeit." Und überhaupt gelte: "Wenn nur eins weniger da ist, ist es schon deutlich ruhiger." Dann zeichnet sie ihre Ideen mit Bleistift vor. Nachmittags werden sie mit Tinte nachgezeichnet und koloriert.

Die 43-Jährige hat gelernt, Leerlaufphasen für sich zu nutzen. Ihr Zeichentisch steht neben der Küche. "Beim Kartoffelkochen springe ich zwischen Herd und Zeichentisch hin und her", erzählt sie und verrät: "Unter Druck arbeite ich am besten." Inspiration findet sie in Gesprächen mit Ehemann André, der als selbstständiger Programmierer zuhause arbeitet, bei der Lektüre der Regionalausgabe des Abendblattes und bei Spaziergängen. "Ich gehe oft mit einem Fotoapparat durch Ahrensburg und halte fest, was mir auffällt. Dann sehe ich gleich Bilder dazu im Kopf, die ich später am Zeichentisch zu Papier bringe", beschreibt die gelernte Repro-Fotografin ihre Arbeitsweise. Material liefern ihr zudem Stadtverwaltung und Lokalpolitiker unfreiwillig in Hülle und Fülle. Ob die Frage des Kreisverkehrs an der Kreuzung Hamburger Straße/Woldenhorn, des Kastenschnitts der Linden an der Großen Straße oder der Fassade des neuen Einkaufszentrums CCA - alles findet Eingang in die Möllerschen "Ampelburg"-Dokumentationen. "Wenn ich bedenke, wie viel das Ausschlämmen des Schlossteiches gekostet hat, und dass kurze Zeit später im Schlosspark die Fähnchen des Kinderschutzbundes Stormarn auf die Zahl bedürftiger Kinder im Landkreis hinweisen, dann regt mich der Umgang mit öffentlichen Mitteln auf", sagt die kreative Kritikerin.

Mag sein, dass dieser Kontrast zur Geburt ihres neuen Geschöpfes beigetragen hat, dem Schlossgespenst "Pfui-Puh". Das hat seinen ersten Auftritt im "Ampelburg"-Band 3, der wahrscheinlich zum Amtsantritt von Ahrensburgs neuem Bürgermeister Michael Sarach am 1. Mai erscheint. Dabei wollte sie ursprünglich mal ein Kinderbuch machen. Nach der Geburt des ersten Kindes empfand sie die Umstellung vom Arbeiten in der Montage einer Ahrensburger Druckerei zum häuslichen Mutterdasein als hart. Das Malen und Zeichnen wurde zum wichtigen Ausgleich. Die Kenntnisse dazu erwarb sie in Kursen an der Volkshochschule. Seit 2000 fließen auch Karikaturen in ihre Arbeit ein. Vor fünf Jahren stellte sie erstmals Kinder-Comics aus, für die ihr eigener Nachwuchs als Vorlage diente. Und aus dem amüsiert-kritischen Blick auf ihre Umwelt wuchs die Idee zur "Ampelburg" heran. "Tja, aus dem geplanten Kinderbuch ist ein Erwachsenen-Comic geworden", sagt die gebürtige Itzehoerin.

Mit fünf Kindern liegen die Möllers weit über dem Bundesdurchschnitt. War die Großfamilie stets geplant? "Nicht wirklich", sagt Silke Möller lächelnd, "das dritte Kind ist einer Flasche Wein geschuldet. Doch drei streiten sich immer, dachten wir, also bekamen wir noch ein viertes Kind. Dann haben wir das Haus weiter ausgebaut und gewannen ein freies Zimmer - ideal für ein fünftes Kind." Der ausgeprägte Kinderwunsch könnte genetisch bedingt sein. Als sie Ahnenforschung betrieb, stellte sie fest, dass die Familien väterlicherseits mit sieben, acht und zwölf Kindern stets kinderreich waren. Doch nun freut sie sich, dass auch der jüngste Spross aus dem Gröbsten heraus ist und richtet ihren Tatendrang aufs Papier.

Gerade stellt sie Werke in Öl und ihre gezeichnete "Cocktail-Reihe" in der Ahrensburger Internistenpraxis Greve und Lauterbach neben dem Rathaus aus. Im Mai oder Juni folgt eine Schau in der Stadtbücherei. Dauerhaft sind ihre Werke im Internet zu sehen (siehe unten). Außerdem verzierte sie vor zehn Jahren als Auftragsarbeit zwei Außenwände der Ahrensburger Klinik. Und Obacht - beim nächsten Stadtfest geht sie sicher wieder ihrer Lieblingsbeschäftigung nach: "Dann beobachte ich mit einem Glas Bowle in der Hand die vorbeiflanierenden Besucher, ein schier unerschöpfliches Potenzial für neue Comic-Figuren."

www.ampelburg.de

www.silke-moeller.de