Vor allem Briefträger kommen schwer voran - und brauchen für ihre Touren viel länger als sonst. Ahrensburg hat schon 30 Hausbesitzer ermahnt.

Ahrensburg/Bad Oldesloe. Manuela Wilkens schiebt ihr Fahrrad vorsichtig über den Bürgersteig an der Rathausstraße in Ahrensburg. Schnee und Eis machen das Vorwärtskommen fast unmöglich - insbesondere mit einem so voll beladenen Rad wie dem der 41-Jährigen. Manuela Wilkens arbeitet als Briefträgerin, ist berufsbedingt jeden Tag mit dem Rad unterwegs. "Ich brauche für meine Tour eine Dreiviertelstunde länger als sonst", sagt sie. Der Grund: Die meisten Radwege sind nicht geräumt, sondern mit Schnee und Eis überzogen.

Dabei sind Grundstückseigentümer dazu verpflichtet, neben den Fußwegen auch die Radwege werktags von 7 bis 20 Uhr sowie sonn- und feiertags von 9 bis 20 Uhr freizuhalten. "Sie müssen auf einer Breite von einem Meter geräumt werden", sagt Rathausmitarbeiterin Doris Nonnenkamp. Viele Eigentümer halten sich aber nicht an diese Regel und befreien nur den Gehweg von Schnee und Eis. Ärgerlich für die Radler. Sie müssen dann auf den Fußweg oder gleich auf die Straße ausweichen - vor allem für Kinder auf dem Schulweg gefährlich.

Viele Stormarner können allerdings auch bei diesem Wetter berufsbedingt nicht auf ihr Rad verzichten, so wie Manuela Wilkens. Sie sagt: "Es ist eine Frechheit, dass die Radwege nicht freigemacht werden - gerade in der Innenstadt." Die Zustellerin ist daher in diesen Tagen besonders vorsichtig unterwegs. "Bevor ich mir etwas tue, schiebe ich das Rad lieber", sagt sie. Aber auch das ist alles andere als leicht. "Es treten körperliche Probleme auf, weil das Fahrrad so voll beladen viel zu schwer ist", sagt sie. "Das Schieben geht auf den Rücken. Mir tut alles weh." Der Ahrensburger Johannes Jacobsen ist dagegen freiwillig auf dem Rad unterwegs, kommt gerade vom Einkaufen. Auch er sagt, dass er viel auf die Fußwege ausweichen müsse. Alles andere sei ihm zu gefährlich.

"Wenn Passanten kommen, steige ich ab", sagt der 77-Jährige. Besonders schlimm sei die Situation an Kreuzungen: "Da muss ich immer absteigen, weil die Leute dort den ganzen Schnee hinschieben." Im vergangenen Jahr sei er mit seinem Fahrrad bei so einem Wetter schon einmal gestürzt. "Da habe ich mir gleich die Hand gebrochen", sagt er. Das sei dennoch kein Grund für ihn, in diesem Winter auf sein Rad zu verzichten.

Auch Katrin Stock lässt sich von diesen Witterungsverhältnissen nicht vom Radfahren abhalten. "Ich bin gern an der frischen Luft", sagt sie, "es ist schlimmer, morgens das Auto freizukratzen." Dass die Radwege nicht durchgängig frei sind, nimmt sie hin. "Ich finde es nicht so tragisch. Darauf habe ich mich eingestellt. Wenn der Radweg vereist ist, weiche ich auf den Gehweg aus." Ihre Tipps für das Radfahren bei Schnee und Eis: "Beim Abbiegen vorsichtig sein, die Pedale nicht zu stark durchtreten und gemütlicher fahren als sonst."

Auch die Oldesloerin Christine Stehn hat Verständnis dafür, dass einige Radwege nicht geschippt worden sind. "Winter ist nun mal ein Ausnahmezustand", sagt sie. "Wenn man sich ein bisschen darauf einstellt, geht das." Sobald es ihr zu glatt werde, steige sie einfach ab und schiebe ihr Rad. Die 78-Jährige sagt: "Mal ein Stückchen zu Fuß zu gehen, ist doch kein Problem." In ihrer Heimatstadt ist sie nur mit dem Fahrrad unterwegs. "Es lässt sich leichter von Salz befreien als das Auto", sagt Christine Stehn.

Die Ahrensburger Rathausmitarbeiterin Doris Nonnenkamp hat für alle Hausbesitzer noch einen weiteren Tipp: "Der Schnee sollte nicht bis auf die Straße geschoben werden." Wenn nämlich der Pflug kommt, wird der Schnee wieder zurück auf Geh- oder Radweg geschoben. Besser sei es, Haufen am Fahrbahnrand aufzuschaufeln. "Und wenn nicht genau die geforderte Breite freigehalten wird, sind wir da auch nachsichtig. Die momentanen Massen muss man ja irgendwo hinschieben."

Im Rathaus sind bereits Beschwerden wegen nicht geräumter Radwege und wegen des Einsatzes von Salz eingegangen. Streusalz wird trotz Verbotes noch immer von einigen Ahrensburgern eingesetzt. "Das ist besonders für die Hunde schmerzhaft", sagt Nonnenkamp. Nach Hinweisen aus der Bevölkerung hat die Verwaltung bereits mehr als 30 Ermahnungen verschickt.