In unserer Serie treffen wir Stormarner auf ihrer Lieblingsbank. Heute erzählt Bernd Gebert über die Freude bei dem Einsatz für seinen Verein “Das macht Schule“.

Reinbek. Bernd Gebert liebt es, Dinge wachsen zu sehen. Davon zeugt sein liebevoll angelegter Garten im Reinbeker Ortsteil Krabbenkamp ebenso wie sein Engagement an Deutschlands Schulen. Vor drei Jahren hat er die gemeinnützige Initiative "Das macht Schule" gegründet. Sie unterstützt kostenlos Kinder und Jugendliche in Deutschland dabei, ihre Schule besser zu machen. Eine interaktive Web-Plattform schafft Anreize, selbst tätig zu werden, um die Klasse oder die Pausenhalle zu verschönern. Checklisten und Gutscheine bieten den Schülern, aber auch Lehrern und Eltern alles, um erfolgreich ans Werk zu gehen.

Was Anfang 2007 mit fünf Pilotschulen in Hamburg begann, ist heute bundesweit erfolgreich. Mehr als 400 Einrichtungen, von Grundschulen über Förder-, Haupt-, Real- und Gesamtschulen bis hin zu Gymnasien und berufsbildenden Schulen, nutzten bereits das Angebot. Bernd Gebert strahlt, wenn er die Zahlen verkündet: "Diese Schüler haben erlebt, was Initiative und Erfolg miteinander zu tun haben." Und das ist sein Anliegen.

Der 54-Jährige wirkt wie ein unermüdlich laufender Motor, der sich und andere antreibt, um die Gesellschaft zum Wandel zu bewegen. "Wir haben hierzulande starke Nehmerqualitäten. Es ist an der Zeit, auch starke Geberqualitäten zu entwickeln", sagt Gebert, der selbst keine Kinder hat. An Mut für Veränderungen mangelte es dem gebürtigen Wolfenbütteler nie. Der gelernte Feinmechaniker absolviert ein Studium zum Physikingenieur und entdeckt bald darauf sein Talent für Marketing und Kommunikation. 1984 gründet er in Hamburg eine Spezialagentur für Produktdidaktik und sorgt europaweit für verständliche Gebrauchsanweisungen. Als Ausgleich zur Arbeit in der pulsierenden Stadt sucht er mit seiner Frau Dörte nach einem Domizil im Grünen. Die naturverbundenen Eheleute werden in Reinbek fündig. Seit 16 Jahren genießen sie dort die Idylle.

Im Jahr 2000 verkauft Gebert die Agentur und arbeitet fortan als freier Berater im Marketing. So weit, so erfolgreich. Doch Ende 2005 kommt der Moment, der ihn innehalten lässt. "Ich war konfrontiert mit mangelnder Ethik im Management meines Auftraggebers und stellte eine große Frustration fest", sagt Gebert. "Die herrschende Verantwortungs- und Skrupellosigkeit wollte ich nicht mehr mittragen."

Gleichzeitig fällt ihm auf, wie "gejammert statt gehandelt" wird. Als er den ersten "Du bist Deutschland"-Spot sieht, wird ihm klar: "Ja, wir können was tun gegen die Hilflosigkeit. Wir müssen nicht nur Handlungsimpulse, sondern auch den entsprechenden Rahmen schaffen, um ein ganzes Volk zu erreichen."

Seine Frau bestärkt ihn, wie so oft in den 36 Ehejahren. Bei der Überlegung, wie die Gesellschaft am ehesten zu verändern sei, stößt er auf die Jugend: "Sie ist fit für die Zukunft und hat die natürliche Gabe, Erwachsene mitzureißen." Der Jugend sei es zum Beispiel zu verdanken, dass Mülltrennung heute selbstverständlich ist. Das hätten die Kinder zu Hause eingeführt, nachdem sie es in der Schule gelernt hatten.

Der Mann kalkuliert: 10 000 deutsche Schüler könnten als Botschafter in ihren Familien wirken, sodass auch die Eltern von der Eigeninitiative und dem Gemeinschaftssinn beflügelt werden. Er schreibt ein Konzept für "Das macht Schule", präsentiert es den Machern der "Du bist Deutschland"-Kampagne. "Eigentlich wollte ich die Idee verschenken, aber sie bestärkten mich, das Ganze selbst umzusetzen", erinnert er sich.

Er nimmt sich ein Vierteljahr Auszeit, um Sponsoren zu finden. Am letzten Tag der selbst gesetzten Frist sagt die Hamburger Baumarktkette Max Bahr zu. Gebert holt sich Berater, legt mit der Initiative los. "Es macht irre viel Spaß", stellt er fest. Seit anderthalb Jahren macht seine Frau in Vollzeit mit. Die Betriebswirtin kümmert sich um Organisation und Verwaltung, Finanzen, Öffentlichkeitsarbeit, Strategie und Marketing. Bernd Gebert widmet sich der Akquisition, Produktentwicklung und Sponsorensuche.

Wie bewahrt man bei dem Pensum die Energie? "Wir zwingen uns zu kleinen Auszeiten", sagt der Ideenschmied. "Auch wenn wir von unserer Mission beseelt sind, wissen wir, wie wichtig ein Gegenpol ist." Täglich stehen die Geberts um sechs Uhr auf, machen Yoga-Übungen und meditieren, bevor um acht Uhr ihr Arbeitstag beginnt. Dreimal pro Woche wird gejoggt. "Ich war in meinem Leben stets durch Disziplin erfolgreich", sagt Gebert und verrät, dass es drei Dinge gäbe, die er dabei hochhalte: "Ruhe, Klarheit und Freude."

Freude löste auch die Aufnahme ins internationale Netzwerk von Ashoka auf, das führende "Social Entrepreneurs" fördert, also Unternehmer wie Gebert, die langfristig einen gesellschaftlichen Wandel bewirken wollen. Übers so genannte Corporate Volunteering gewinnt Gebert zunehmend Firmen, die Mitarbeiter für einen Tag als Renovierungskraft zur Verfügung stellen. Mit ausgedienten Firmen-PCs ist Schulen ebenso geholfen wie mit Schülerfirmen. Gemeinsam mit Sponsoren hat die Initiative einen mobilen Verkaufsstand kreiert. Dort bieten Schüler Schreibbedarf an, den sie zuvor rabattiert im Büromarkt einkauften. "Mit dem erwirtschafteten Geld kann ein Trinkbrunnen oder ein Kickertisch für die Pausenhalle angeschafft werden", sagt Gebert. 15 bis 20 Schüler arbeiten in einer solchen "Firma", Eltern und Lehrer sitzen im Aufsichtsrat. Gebert brennt für solche Ideen: "Ich habe noch geschätzte 16 Jahre agilen Schaffens vor mir. Nach jedem Jahr messe ich, wie weit ich gekommen bin. Ich müsste schneller sein." Ungeduld ist seine größte Schwäche. Auch in Stormarn will er das Feuer der Begeisterung entfachen. "Bisher hat nur die Anne-Frank-Schule in Bargteheide PC-Spenden erhalten und zum Dank an die Initiative Geld gespendet. Und eine Schule in Reinbek plant Renovierungsprojekte", sagt Gebert. Da ist noch Raum zum Wachsen.

www.das-macht-schule.net