Anna Trautvetter, Christian Mertens und ihre fünf Kinder zählen zu den Familien, die im Neubaugebiet auf “mehr hoffen als reine Nachbarschaft“.
Ahrensburg. Im Südwesten der Stadt Ahrensburg entsteht im Ortsteil Wulfsdorf eine neue Siedlung für mehr als 200 Menschen. 18 Millionen Euro kostet der Bau der 70 Wohnungen der "Wilden Rosen". Anna Trautvetter, Christian Mertens und ihre fünf Kinder werden dort bald einziehen. Sie kommen immer mal wieder auf die Baustelle am Bornkampsweg und gucken, wie weit der Bau ihrer 140 Quadratmeter großen Wohnung im Haus F schon fortgeschritten ist.
320 000 Euro investiert die Familie in ihr neues Zuhause. Bisher wohnen die Sieben in Hamburg-Rahlstedt. Jetzt freuen sie sich auf das gemeinsame Wohnen im Grünen. Anna Trautvetter sagt: "Ich hoffe auf offene Türen in den Wilden Rosen. Es soll mehr als reine Nachbarschaft sein." Wie in einer Großfamilie stellt sich die Mutter das Zusammenleben mit den anderen Eigentümern vor. Auch die Kinder erwartet rosige Zeiten. Viele der neuen Ahrensburger bringen Nachwuchs mit. Das Wohnprojekt kam für die Familie genau richtig. Sie hatte schon länger nach Wohnalternativen gesucht, aber auch nach der Möglichkeit alternativen Zusammenlebens. Schon das benachbarte Wohnprojekt Allmende ein paar Meter weiter interessierte sie, sprengte aber den finanziellen Rahmen.
Mit 2000 bis 2300 Euro je Quadratmeter sind die KfW 40-Wohnungen in den Wilden Rosen erschwinglich und im Vergleich sogar relativ günstig. Der Projektentwickler Lars Straeter von der Firma Conplan sagt: "In Hamburg gibt es eigentlich kaum etwas Vergleichbares zu dem Preis. Dort zahlt man 2600 bis weit mehr als 3000 Euro für einen Quadratmeter." Die Anbindungen an den Nahverkehr sind trotz der idyllischen Lage in Wulfsdorf gut. Der U-Bahnhof Buchenkamp ist durch den Wald schnell zu erreichen. Eine Fahrt in die Hamburger City dauert mit U-Bahn oder Auto etwa 30 Minuten.
Lehrer Mertens wünscht sich, ebenso wie seine Frau, eine familiäre Atmosphäre im Neubaugebiet. Die Familie war schon mit einigen künftigen Nachbarn im Urlaub gewesen. Er hofft auch, dass viele der anderen Bewohner ein ähnliches ökologisches Interesse mitbringen wie seine Familie. Ende des Jahres sollen die Wohnungen auf dem Gelände des ehemaligen Forschungsinstituts für Zierpflanzen im südlichen Teil fertig sein. 6800 Quadratmeter Wohnfläche entstehen. Dazu kommen 2500 Quadratmeter Gewerbefläche und 2700 Quadratmeter Gewächshäuser.
Zusätzlich stehen noch 10 000 Quadratmeter Gemeinschaftsfläche zur Verfügung. Was damit geschieht, bestimmen die Eigentümer selbst. Die Gestaltung ist in einem gewissen finanziellen Rahmen im Kaufpreis inbegriffen. So werden Spielplätze, kleine Gärten oder einfach nur Freiflächen entstehen. Der elfjährige Nicolas hätte beispielsweise gern einen Pool gehabt, scheiterte mit seiner Idee aber auf der Versammlung.
24 Wohnungen in der Anlage werden Behinderte bewohnen, die dann auch in dem Cafe und Restaurant arbeiten werden. Die "Grüne Kiste", der Lieferservice für Obst und Gemüse, wird die Zentrale ebenfalls in die Wilden Rosen verlegen.
Für Ahrensburgs Bürgermeisterin Ursula Pepper passt die Entwicklung des Ortsteils wunderbar in das "behutsame Wachstum" der Stadt, wie es auch in der Zukunftswerkstatt empfohlen worden war.
Auch der Ahrensburger Thomas Bellizzi wird in das Wohngebiet ziehen. Der FDP-Kreistagspolitiker hat sich im nördlichen Teil eine Wohnung im ersten Obergeschoss gekauft. Die Vorteile liegen für ihn auf der Hand: "Ich konnte beim Grundriss mitgestalten. Außerdem wollte ich gern in Ahrensburg bleiben." Der ökologische, aber auch finanzielle Hintergrund waren ihm bei der Auswahl ebenso wichtig. Die Wohnungen verbrauchen erheblich weniger Energie als normale Wohnungen. Außerdem befinden sich die Wilden Rosen in einer "wunderschönen, ruhigen und auch angenehmen Lage".
Wie aber denken die Kinder der Trautvetters über das Zusammenleben mit anderen?
Bei der Grundsteinlegung vor ein paar Wochen brachte es der elfjährige Finn Trautvetter mit einer Zeichnung auf den Punkt. Da fragt ein Strichmännchen: "Hast du mal ein Brot? Das andere antwortet: "Klar, für dich doch immer." So stellt er sich das Zusammenleben vor.