Diesen Donnerstag feiern wir das Fest Christi Himmelfahrt, das auf der neutestamentlichen Überlieferung fußt, dass der Auferstandene Jesus Christus, der noch für 40 Tage sichtbar unter seinen Jüngern geweilt hatte, auf wunderbare Weise von einer Wolke umhüllt ihren Blicken entzogen wurde.
Müsste da die Frage nicht eher lauten: Jesus, wo bist du? Oder: Gott, wo bist du?
Mensch, wo bist du? Diese Frage stellt Gott in der alttestamentlichen Paradiesgeschichte, nachdem Adam und Eva vom Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen gegessen, dadurch ihre Scham entdeckt und sich deswegen vor Gott im Garten Eden versteckt haben.
Mensch, wo bist du? Das ist auch das Motto des 32. Deutschen Evangelischen Kirchentags, der am Mittwoch in Bremen mit den Eröffnungsgottesdiensten und dem Abend der Begegnung beginnt und am kommenden Sonntag mit dem Open-Air-Abschlussgottesdienst zu Ende gehen wird.
Während der fünf Tage des Kirchentags werden mehr als 1000 Gruppen, die vielfältige Veranstaltungen vorbereitet haben, sich auf die Suche nach Gott machen, danach fragen und suchen, wo Gott in unserem Alltag zu finden ist. Das Motto "Mensch, wo bist du?" gibt dieser Suche eine besondere Ausrichtung; denn in diesen Worten kommt zum Ausdruck, dass es immer schon Gott ist, der nach uns Menschen fragt, lange bevor wir Menschen die Frage nach Gott stellen.
Es ist Gott nicht egal, wo wir sind und was wir tun. Gott hat Interesse an uns Menschen, weniger an eingreifender Kontrolle, sondern das Interesse daran, dass unsere Ebenbildlichkeit zur Geltung gebracht wird; denn immerhin, so lehrt uns die Schöpfungsgeschichte, hat Gott uns Menschen "zu seinem Bilde" geschaffen. Freiheit und Verantwortung, diese beiden Stichworte bringen zum Ausdruck, was damit gemeint ist. Wir sollen Gott antworten auf die Frage "Mensch, wo bist du?", eine Standortbestimmung vornehmen, sagen, wo wir stehen, wie wir zu ihm und zu unseren Mitmenschen stehen, wo auch immer die leben.
Wir haben die Zusage, dass Gott nach uns sucht, dass er uns heimsuchen, im Alltag aufsuchen und uns begegnen will. Mit dieser Gewissheit machen sich 100 000 Dauergäste und noch mehr Tagesgäste auf den Weg nach Bremen. Wenn Sie auch Lust bekommen haben, mal für einen Tag reinzuschnuppern, dann seien Sie herzlich willkommen. Das Programm finden Sie unter www.kirchentag.de ; Bremen ist nicht weit.