Themenvielfalt. Warum hieß der Barsbütteler Jugendhof früher Lunugala? Und welche Bedeutung hat die Bismarck-Säule in Reinbek?

Jersbek. Lunugala nannte der Hamburger Reeder Tonio Riedemann den Landsitz, den er im Jahr 1907 in Barsbüttel errichten ließ. Der exotische Name erinnerte an den Ort auf der Insel Ceylon, in dem der Kaufmann und seine Frau Mary ihre Flitterwochen verbracht hatten. Auf ihrem Gut feierte die reiche Familie rauschende Feste. 1936 wurde aus Lunugala eine Kaderschmiede der Nazis. Das Anwesen diente später als Jugendhof (Künstlerwerkstatt) und als Glasbläserei. Jetzt gehört es der Gemeinde, die mit dem Kauf ein islamisches Schulungszentrums verhindert hat.

Die wechselhafte Geschichte des Jugendhofs hat der Barsbütteler Archivar Carsten Walczok (40) verfasst. Sein Text ist ein Kapitel im jetzt in Jersbek vorgestellten neuen Stormarner Jahrbuch. Der Schleswig-Holsteinische Heimatbund gibt das Werk alljährlich heraus.

"Das Buch ist eine Bürgerinitiative von Stormarnern für Stormarner", sagt Kreiskulturreferent Johannes Spallek (54). Einen Trend zur Identifizierung mit dem Wohnort hat Helmuth Peets (66) vom Herausgeberteam besonders bei Neubürgern ausgemacht: "Weil der Wohnort heute oft nicht mehr der Heimatort ist, wächst das Bedürfnis, mehr darüber zu erfahren", sagt er.

Max Wegener (73) hat den Bombenangriff auf Bad Oldesloe kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs erforscht. "In 18 Minuten legten 110 Lancaster-Bomber Teile der Stadt in Schutt und Asche", sagt Wegener, der damals Mitglied im Reinfelder Volkssturm war. "Wir wurden schnell vereidigt und dann zu Aufräumarbeiten hingefahren", erinnert er sich. Sieben Zeitzeugen kommen bei ihm zu Wort.

Die kultische Verehrung für Reichskanzler Otto von Bismarck um die Jahrhundertwende beschreibt ein weiteres Kapitel. Überall in Deutschland wurden Bismarck-Säulen aus Granit errichtet. Sie trugen an ihrer Spitze eine Feuerschale für die "Flammen der nationalen Begeisterung". Die Säulen wurden zu Treffpunkten für die Verehrer des "Eisernen Kanzlers". Der Prototyp der Bismarck-Säulen steht bis heute in Reinbek-Silk. Zur Sonnenwende 1903 wurde das 60 000 Reichsmark teure Denkmal eingeweiht.

Amüsant liest sich die Geschichte des Schmuggels zwischen Hamburg und dem bis ins Jahr 1864 dänischen Holstein. Der pensionierte Zollbeamte Karlheinz Schmidt (64) hat sich damit befasst.

Das neue Jahrbuch hat 146 Seiten. Es ist im Ahrensburger M+K Hansa Verlag erschienen und kostet 15 Euro.