Der Markt für Farben und Farbschutz-Additive ist im Wandel. Nun investiert die Firma 1,8 Millionen Euro in eine neue Anlage.
Ahrensburg. Der kurze Weg von zu Hause ins Büro hat Konrad Ullmann (50) genügt: "Überall habe ich unsere Produkte entdeckt", sagt Ullmann, der seit Anfang des Monats Leiter des Ahrensburger Clariant-Standorts ist. An den Werbetafeln an Tankstellen hat er sie zum Beispiel entdeckt, in Telefonhörern, in Computergehäusen, aber auch in Uhren und Brillen, ja sogar in Schuhsohlen. Die Frühstücks-Leberwurst nicht zu vergessen: "Die steckt in einem goldenen Polyamiddarm. Die Farbe ist von uns", sagt der Diplom-Ingenieur der Verfahrenstechnik.
Der gebürtige Hamburger führt den Besucher durch die riesigen Werkshallen. Sein Mitarbeiter Recep Otcu (43) aus Hamburg ist gerade dabei, im raumhohen Kristallisator aus Kunststoff Granulat zu machen. 18 000 Tonnen Granulate stellt das Ahrensburger Werk pro Jahr her, darunter Farb- und Additivkonzentrate, aber auch fertige Kunststoffmischungen.
"Jedes Jahr entwickeln wir rund 200 neue Produkte", sagt Konrad Ullmann. Als Beispiel nennt er Antistatika. "Vorteil: Entstauben wird überflüssig." Auch Stoßstangen oder Spielgeräte, die nach ein paar Jahren ausbleichen, gehören der Vergangenheit an. Daran arbeitet heute Rüdiger Steglitz (39) aus Bad Segeberg. "Wir produzieren jetzt ein Additiv mit Lichtschutzfunktion", sagt der Industriemeister. Er programmiert gerade den sogenannten Extruder, eine Anlage, die Kunststoff schmilzt und Kunststoff-Spaghettis ausstößt, die zu Granulat geschnitten werden. Unter einem großen Trichter neben der Anlage steht Thomas Reuter (39) aus Hoisdorf und füllt das Additiv für den Lichtschutz in Plastiksäcke ab.
Was das Werk verlässt, wird vorher streng kontrolliert. Dafür ist Diplom-Cemikerin Patrizia Scholz (27) aus Braak zuständig. Sie gibt rote Körner, aus denen mal Autorücklichter werden sollen, in eine Extraktionsanlage. "Ich löse damit die Additive aus den Kunststoffkonzentraten heraus und bestimme, ob genug Additiv drin ist" sagt die Qualitätskontrolleurin, die auch an der Entwicklung neuer Konzentrate mitwirkt.
"Der Additivmarkt ändert sich ständig. Die Produkte werden immer komplexer. Eines besteht aus bis zu zehn Komponenten", erklärt Konrad Ullmann. Deswegen muss der neue Standortleiter in Ahrensburg kräftig investieren: "Seit Ende März bauen wir eine neue Extruderlinie für die Additivherstellung." Sie kostet rund 1,8 Millionen Euro, ist über 200 Quadratmeter groß und soll Ende des Jahres in Betrieb gehen." 2009 plant Clariant am Standort Ahrensburg weitere Investitionen.