Studenten haben ein Jahr lang Daten zu den Lebensumständen von jungen Leuten gesammelt.

Ahrensburg. Die Mädchen hängen bei der Ausbildung allmählich die Jungen ab. Das belegt die neue Shell-Jugendstudie, und das spiegelt sich auch deutlich im Kreis Stormarn wieder. Doch was ist mit der Freizeit? Ein Jahr lang haben Studenten der Kieler Christian-Albrechts-Universität 500 Schüler in Stormarn zwischen sechs und 14 Jahren zu den Themen Freizeit, Schule und Familie befragt. Jetzt liegen die Ergebnisse der Studie "Lebenswelten von Jugendlichen und Kindern in Stormarn" vor.

"Ich wollte wissen, was Kinder und Jugendliche hier bewegt und beschäftigt? Wie sie ihre Freizeit verbringen, was sie sich wünschen. Dazu hatten wir keine Daten", sagt Hans-Jürgen Sommerfeld, der Kinderbeauftragte des Kreises. Er hat die Studie am Institut für Sozialwissenschaften in Auftrag gegeben. Den Projektbericht, der unter Federführung von Prof. Dr. Monika Jungbauer-Gans erstellt wurde, überreichte er jetzt der Kreispräsidentin Christa Zeuke und Mark-Oliver Potzahr, dem Vorsitzenden des Jugendhilfeausschusses. Nicht nur die Politik könne "aus dem spannenden Bericht Honig saugen", so Sommerfeld. Er mache Dinge bewusst und rege dazu an, sich damit in der Familie auseinanderzusetzen.

Beispiel Rauchen: Mindestens jeder Dritte (35 Prozent) Jugendliche gab an, dass zu Hause in seiner Gegenwart gequalmt werde. 71 Prozent fühlten sich gestört. Beispiel Frühstück: Jedes vierte Mädchen (26 Prozent) und fast jeder fünfte Junge (19 Prozent) geht "ohne" zur Schule. Das muss keineswegs an den Eltern liegen: Die Freude am Frühstück nimmt mit dem Alter der Schüler ab, so die Studie. "Sinnvoll wäre es, an weiterführenden Schulen ein gesundes Frühstück anzubieten", lautet ein Vorschlag. Mittags sitzt die große Mehrheit (über 80 Prozent) der Schüler mit der Familie am Tisch. Nur wenige (vier Prozent) essen in der Schule.

Beispiel Schulweg: Jeder Vierte gab an, auf dem Weg schon einmal einen Unfall gehabt zu haben. Noch häufiger wird von Unfällen in den Städten berichtet (33 Prozent im Vergleich zu 24 Prozent in Amtsgemeinden). Für die Professorin und den Kinderbeauftragten "erschreckend hohe" Zahlen. Zu erforschen seien Unfallursachen und wie schwerwiegend die Unfälle gewesen seien, so Jungbauer-Gans.

Vor allem die älteren Befragten beklagten lange Wartezeiten auf den Bus (38 Prozent), zu wenig Sitzplätze (30 Prozent) und nicht gestreute Radwege (62 Prozent).

Bei den Freizeitaktivitäten rangiert der "Sportverein" vor "Bücher lesen" und "Fernsehen" auf Platz eins. Jungen nutzen Computer vor allem für Spiele, Filme und Internet - und sitzen mit 3,6 Stunden pro Tag deutlich länger an PC und Fernseher als ihre Alterskolleginnen. Mädchen nutzen ihren PC im Unterschied zu den Jungen viel häufiger für Lernprogramme (44 Prozent) und zum Chatten (49 Prozent). Beim Lesen haben die Mädchen ebenfalls die Nase vorn (41 gegenüber 27 Prozent).

Wer einen eigenen Fernseher hat, greift dagegen kaum zum Buch, lautet einen weitere Erkenntnis der Studie. Fast jeder zweite (46 Prozent) gab an, selten oder nie ein Buch zu lesen, während dies nur 27 Prozent aller Jugendlichen ohne TV-Gerät im Zimmer von sich behaupteten - unabhängig von ihrem Geschlecht. "Um der durch das Fernsehverhalten hervorgerufenen Bewegungsarmut entgegenwirken, sollte bei der Planung von Ferien- und Freizeitprogrammen verstärkt auf sportliche Angebote geachtet werden", lautet eine weitere Empfehlung.

An der Bereitschaft der Jugendlichen, solche Angebote anzunehmen, dürfte es kaum scheitern: Ganz oben auf ihre Wunschliste für Freizeitaktivitäten setzten die Befragten Schwimmbad, gefolgt von Fußball-/Bolzplatz, Skatebahn, Reiten und Basketball. Die Studie wird neben Städten und Gemeinden auch den Schulen zugeschickt.