Barsbüttel: Umweltexperten loben die Sanierungsanlage

Barsbüttel. Die Barsbütteler Deponien haben traurige Berühmtheit erlangt. Jetzt ist die mit der Nummer 80 zum Anziehungspunkt für Umweltingenieure geworden. Die kommen, um sich die im Sommer 2004 in Betrieb genommene Sanierungsanlage anzuschauen. Auf Einladung der auf der Fläche ansässigen Firma Stitz haben sich 25 Experten aus Wirtschaft und Verwaltung zu einer Fachtagung getroffen. Unter Leitung von Dr. Ralf Kilger von der Umweltbehörde Hamburg informierten sie sich über den Fortgang der Sanierung. Ihr Urteil fiel positiv aus - tröstlich angesichts der Tatsache, daß die vermutlich noch zehn Jahre dauernde Sanierung insgesamt 8,3 Millionen Euro kostet.

"Die Experten halten die vorgestellte Lösung für vorbildlich, auch für ähnliche Probleme an anderen Orten", so der Fachbereichsleiter Umwelt in der Oldesloer Kreisverwaltung, Hans-Gerd Eissing (57). Die Anlage kann stündlich bis zu zehn Kubikmeter Grundwasser abpumpen und in Filtern reinigen. 60 000 Kubikmeter Grundwasser sind bisher gesäubert und dabei 180 Kilogramm organische und chlororganische chemische Schadstoffe entfernt worden. "Es handelt sich dabei hauptsächlich um Lösungsmittel, die in der Deponie eingelagert waren", so Eissing.

Man könne jedoch noch nicht schätzen, wie hoch die Menge an Schadstoffen insgesamt sein wird, die aus dem Wasser geholt werden kann. Eissing: "Das wäre Spekulation. Aber die Anlage wird sicher nicht die zehn Jahre voll durchlaufen, sondern später in Intervallen arbeiten, immer für einige Monate."

Um das Ausschwemmen der Schadstoffe zu beschleunigen, sind seit knapp einem Jahr auch sogenannte Schluckbrunnen installiert worden. Durch sie wird das aufbereitete Grundwasser - wie in einem geschlossenen Kreislauf - wieder eingespeist. Folge ist ein Spül- und Verdünnungseffekt, der die natürliche Reinigungskraft des Bodens verstärkt.

Daß die Deponie 80 belastet ist, war schon 1985 im sogenannten Böhringer-Ausschuß der Hamburger Bürgerschaft politisch ans Tageslicht gekommen. Die dann folgenden langwierigen finanziellen Verhandlungen mit den Verursachern aus der chemischen Industrie verzögerten den Beginn der Sanierung. Erst nach Jahren konnte schließlich eine Einigung erzielt werden. So sagten die beteiligten Chemie-Unternehmen vier Millionen Euro zu. Kreis und Land beteiligen sich mit jeweils 1,25 Millionen Euro. Von der Gemeinde, der dort angesiedelten Firma Stitz und aus Zinseinnahmen kamen weitere 1,8 Millionen Euro zusammen.

Zur Sanierung, die die Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn koordiniert, gehören auch die Abdichtung der Oberfläche mit einer Folie und das Ableiten der auf diese Weise gesammelten, aufsteigenden Gase. Sie werden durch ein Rohrsystem geschickt und schließlich durch einen Schornstein in die Luft abgeleitet. "Das reicht aus, weil die Schadstoffkonzentration nicht sehr hoch ist", erläutert Eissing. Auch auf der benachbarten Deponie 78 wird der Boden saniert. Und das schon seit Anfang der 90er Jahre.