Kunstwerk auf dem Rondeel: Heute fallen die Hüllen.
Ahrensburg. Der Mann, der im blauen Anzug über eine Muschel schreitet - er ist ein Symbol. Das sagt jedenfalls sein Schöpfer Martin Wolke (34). Ein Symbol für jemanden, der ein verlassenes Zuhause (die Muschel) bezieht und zu seinem Heim macht. Nun ist der "Muschelläufer" selbst an seinem neuen Zuhause angekommen. Das Rondeel mitten in Ahrensburg soll sein Heim sein. Er hat es in der Abenddämmerung erreicht, auf dem Anhänger eines Kleinlasters.
Die Haltung aufrecht, die rechte Hand ausgestreckt wie die eines Visionärs, der Wegweisendes zu verkünden hat: So sieht er aus, so ist er jedenfalls zu erahnen. Denn noch hat niemand in Ahrensburg den guten Mann sehen können. Zu dick ist die ihn verhüllende Schicht aus Plastikplanen, Decken und Tüchern, zu eng geknüpft das Netzwerk aus Stricken, Seilen und Spanngurten, die ihn fest verschnürt halten.
"Er soll eben erst zur offiziellen Einweihung zu sehen sein", sagt Bildhauer Martin Wolke. Deshalb hat er einen hohen Bauzaun rings um den "Muschelläufer" herum aufstellen lassen und eine Plane darübergedeckt. Hat die Skulptur höchstpersönlich bewacht.
An diesem Sonnabend um 11 Uhr sollen die Hüllen dann fallen. Vertreter der Stadt und des Rotary Clubs werden den "Muschelläufer" feierlich einweihen. Der Wohltätigkeitsverein hatte die fast vier Meter hohe Statue aus Anlaß seines 25jährigen Bestehens gekauft und der Stadt geschenkt.
Der Augenblick der Enthüllung wird auch der Augenblick sein, in dem sich entscheidet, ob das neue Zuhause des "Muschelläufers" denn auch sein Heim wird. Denn ein Heim ist dort, wo einen die Menschen in ihrer Mitte aufnehmen.
Aber werden die Ahrensburger diesen barfüßigen Riesen-Anzugträger mögen, der fortan ungefragt in ihrer (Stadt-)Mitte wohnt? "Es wird Aufmerksamkeit erregen, denn die Menschen müssen sich mit der Figur auseinandersetzen", ist sich Bürgermeisterin Ursula Pepper (49) sicher. Und Kritik? Die kann man dem "Muschelläufer" direkt ins Ohr - pardon: ins Mikrofon - diktieren. Dann gibt er sie wider, untermalt von Meeresrauschen.