WARUM? Die Mitschüler können sich nicht erklären, wie der 19 Jahre alte Malte O. beim Hamburg-Lauf im Ziel zusammenbrechen konnte.

Trittau Er galt als einer, der nie aufgibt; der sehr extrem sein kann; der immer bis an seine Grenzen geht. Jetzt ist Malte O. aus Trittau tot. Der 19-Jährige brach beim Hansaplast-Marathon zusammen - in der Karolinenstraße, nur 200 Meter vom Ziel entfernt. Eine Stunde lang kämpften Ärzte und Sanitäter um das Leben des Trittauers. Gymnasium Trittau, gestern, der Tag danach. Eine Schule steht unter Schock. Im März hat Malte hier die schriftliche Abiturprüfung in seinen Leistungskursfächern Mathematik und Physik abgelegt. Im Sommer wollte der 19-Jährige als Zivildienstleistender bei der evangelischen Kirchengemeinde im Ort anfangen. Vor dem Haupteingang der Schule ist die Flagge mit dem Stormarner Schwan auf Halbmast gesetzt. Im Forum haben Mitschüler ein Porträtfoto von Malte O. aufgestellt, davor steht ein Holzkreuz. Auf dem grauen Teppichboden stehen 100 Teelichter. Maltes Mitschüler aus dem 13. Jahrgang sitzen um das Kreuz herum - fassungslos und in stiller Trauer. "Wir sind alle total niedergeschlagen", sagt die 15-jährige Michelle auf dem Schulhof. "Das ist nicht zu verstehen", meint ein anderer Gymnasiast. "Es ist einfach fürchterlich. Man verharrt in unendlicher Hilflosigkeit", sagt Sabine Baumgarten, Oberstufenkoordinatorin am Gymnasium Trittau und Maltes Tutorin. Gemeinsam mit zwei Kollegen hat sie den Abiturienten in der ersten Stunde die schreckliche Nachricht überbracht. Etliche von ihnen wussten zu diesem Zeitpunkt aber schon Bescheid: Am Sonntagabend hatte sich die Nachricht von Maltes Tod in seinem Freundeskreis wie ein Lauffeuer verbreitet. Der große blonde Junge war in der Schule außerordentlich beliebt. "Alle hatten irgendwie einen Zugang zu ihm. Er war objektiv, wenn es darauf ankam, und hatte ein verbindendes Element", sagt die Tutorin. Andere beschreiben ihn als sehr humorvoll, zugleich aber auch als hintergründig und melancholisch. Malte galt außerdem als kreativ und musikalisch. Und er war ein außerordentlich ehrgeiziger Sportler. Hans-Georg Both, der seit 44 Jahren die Leichtathletiksparte des Turn- und Sportvereins (TSV) Trittau leitet, hat Malte aufwachsen sehen und seinen sportlichen Werdegang persönlich begleitet. "Am letzten Mittwoch waren wir noch auf dem Sportplatz und haben zusammen ein paar Runden gedreht", sagt Both, "er hat gesagt, er sei gut in Form." Der Hamburg-Lauf war Maltes zweiter Marathon. Bereits im letzten Jahr war er in der Hansestadt gestartet und hatte das Ziel nach 3:23 Stunden erreicht. "Eine fantastische Zeit für jemand, der zum ersten Mal mitläuft", sagt Both. Diesmal habe sich der Junge verbessern wollen. Nach offiziellen Angaben der Hamburger Polizei brach der Trittauer um 12.30 Uhr, also etwa dreieinhalb Stunden nach dem Start zusammen. Eine Stunde lang versuchten Notärzte, den 19-Jährigen wieder zu beleben. Um 13.30 Uhr mussten sie aufgeben. "Ein Mitarbeiter des Landeskriminalamts ist nach Trittau gefahren und hat der Mutter die traurige Nachricht überbracht", sagt Ralf Kunz, Sprecher der Hamburger Polizei. Dann musste die Frau, die mit Malte in einem Haus am Ortsrand gewohnt hat, mit nach Hamburg fahren, um ihren Sohn zu identifizieren. Pathologen im gerichtsmedizinischen Institut in Hamburg-Eppendorf werden in den kommenden Tagen die Leiche obduzieren. Als mögliche Todesursache gilt eine nicht auskurierte Bronchitis. Malte O., so war zu hören, soll eine Woche vor dem großen Lauf stark erkältet gewesen sein.