Seit Jahresbeginn ist der Energiepass Vorschrift. Die meisten gewerblichen Vermieter haben ihn bereits.

Ahrensburg. Seit 1. Januar ist er Pflicht. Und wer eine Wohnung neu vermieten oder ein Haus verkaufen oder verpachten möchte, muss dem Interessenten den Ausweis künftig vorlegen - die Rede ist vom Energieausweis für Gebäude. Entsprechend groß ist die Nachfrage in Stormarn, wie Fachleute bestätigen. "Die gewerblichen Vermieter haben bereits 80 Prozent ihrer Wohnungen überprüfen lassen", sagt Christian Stolte von der Deutschen Energieagentur Dena. Und Energieberater Thomas Lange aus Großhansdorf ergänzt: "Ich bin gut ausgelastet, die Nachfrage ist enorm gestiegen." 15 bis 20 Beratungen leistet er im Monat, zehnmal mehr als vor Jahresfrist.

Sinn und Zweck der Ausweispflicht ist die Einsparung von Energie. Hausbesitzer und -Eigentümer erhalten zudem durch den Bedarfsausweis und die Beratung wertvolle Tipps, wie sie ihren Energieverbrauch senken können. "Wir berechnen auch, in welcher Zeit sich eine Maßnahme amortisiert", sagt der Baubiologe und Energieberater Nils Schneider aus Bargteheide.

Viele Hausbesitzer denken bei der energetischen Modernisierung zunächst nur an Solaranlagen oder neue Heizungsanlagen. Doch auch eine Kerndämmung bringt erhebliche Einsparungen. Dabei wird die Luftschicht im Mauerwerk von Altbauten mit einem Wärme dämmenden Material aufgefüllt. Die Kosten betragen zwischen 3000 und 6000 Euro für ein Einfamilienhaus.

"Je nach der Konstruktion eines Gebäudes verwenden wir einen von sieben verschiedenen Dämmstoffen", sagt Schneider. Er warnt vor einer nicht fachgerechten Sanierung des Mauerwerks: "Dann können erhebliche Feuchtigkeitsschäden auftreten."

Bei Hauseigentümer Jens Soll in Grönwohld hat er gerade die Luftschicht in der Mauer mit Glasgranulat aufgefüllt. Damit kann auch das Problem der aufsteigenden Feuchtigkeit gelöst werden, unter der die Familie litt. "Wir hatten Schimmel und Sparkflecken an der Wand", sagt Soll. Das Glasgranulat unterbindet den Transport von Feuchtigkeit und bietet zugleich sehr gute Dämmwerte. "Das ist wichtig, denn die Luftschicht war hier nur vier Zentimeter stark", sagt Schneider.

Für dieses Füllmaterial, das pro Kubikmeter 312 Euro kostet, gibt es inzwischen mehrere Monate Lieferzeit. Für Dachschrägen oder Betonwände gibt es preiswertere Alternativen wie Korkschrotgranulat, Glaszellulose oder auch Recyclingpapier. Mit Hochdruck wird das Granulat durch ein nur 25 bis 40 Millimeter starkes Loch von unten in die Wand eingeblasen. "Würde es von oben eingebracht, blieben Hohlräume unter den Fenstern frei", sagt Schneider.

Etwa 550 Euro an Heizkosten pro Jahr spart Familie Soll damit in Zukunft ein. Die Investition macht sich so innerhalb von sechs Jahren bezahlt. "60 Prozent der Heizwärme ging hier bisher durch die Wand verloren", sagt Schneider, "jetzt sind es nur noch 24 Prozent."

Bei Mietshäusern gibt es immer wieder Konflikte zwischen Mieter und Vermieter. Der Vermieter möchte sie an den Kosten für eine Wärmedämmung beteiligen. Das stößt meist auf wenig Gegenliebe, auch wenn die Nebenkosten dadurch sinken. "Ich versuche, zwischen den Parteien zu vermitteln", sagt Schneider. Im Idealfall bleibe die Sanierung für die Mieter kostenneutral, weil eine Mieterhöhung durch die Einsparungen bei den Nebenkosten wettgemacht wird.

Ein Energiepass, der einen geringen Verbrauch bescheinigt, steigert auch den Wert eines Hauses. Berater Thomas Lange sagt: "Viele Banken fragen heute bei Finanzierungen schon nach dem Energiepass."