Gebäudereiniger, Landwirte, Automechaniker, Kaufleute oder Postboten - wie erleben Stormarner die kalten Tage?

Stormarn. Verschneite Felder, zugefrorene Seen, stahlblauer Himmel. Der Norden - ein Wintermärchen. Minus 9,5 Grad wurden in der Nacht zu Donnerstag in Stormarn gemessen. Und das Schönste: Der Zauber soll übers Wochenende anhalten. Wer sind die Gewinner, wer die Verlierer der klirrenden Kälte? Lesen Sie selbst.

Beispiel Gebäudereiniger. "Uns gefriert das Putzwasser auf dem Schwamm. Frostschutz können wir nicht nehmen. Der macht die Rahmen kaputt", sagt Oliver Hehn, der mit seiner Frau Yvonne dick eingemummelt in der Ahrensburger Innenstadt Schaufensterscheiben putzt. Yvonne lächelt und sagt: "Wir sind die Verlierer aber gleichzeitig Gewinner. Wir können zusammen die herrliche Wintersonne genießen.".

Klare Gewinner sind die Autowerkstätten: "Wir verkaufen jede Menge Autobatterien. Viele machen schlagartig schlapp, wenn das Öl im Motor zäh wird", sagt Hans Joachim Ahlemann vom Bosch Dienst in Ahrensburg. Weil viele bei der Starthilfe die Kabel vertauschen, ist nicht selten eine neue Lichtmaschine fällig.

Die Straßenmeistereien sind täglich ab 3.30 Uhr mit sechs Streufahrzeugen unterwegs und halten die Bundes, Landes- und Kreisstraßen frei. Helmut Tietgen, Leiter der Straßenmeisterei Bargteheide: Jeder Einsatz verschlingt 30 Tonnen Salz und zehn Tonnen Lauge. Wir fahren zweimal pro Tag." 160 Tonnen Salz wurden am Donnerstag neu geliefert. Tietgen: "Wir sind Gewinner."

In Apotheken herrscht Hochbetrieb. "Meine Kunden kaufen alles, was Erkältungen lindert", sagt Michael Keller von der Rathaus Apotheke in Ahrensburg. Nasenspray, Hustenlöser und Vitamin C gehen kiloweise weg. Keller: "Wir sind die Gewinner."

Auf Baustellen und in den Bauhöfen herrscht Funkstille. Instandhaltungen an Fuß- und Radwegen liegen auf Eis. Mit Baumpflegearbeiten halten sich die 43 Bauhof-Mitarbeiter in Ahrensburg über Wasser. "Arbeit wird knapp. Wir sind die Verlierer", sagt Bauhofleiterin Sieglinde Thies. Gewinner sind Kaufhäuser und Sportgeschäfte. "Gefragt ist alles, was warm hält. Schals, Mützen, Pullover und Mäntel sind die Renner", freut sich Klaus-Dieter Buck, Geschäftsleiter vom Kaufhaus Nessler in Ahrensburg. "Wir haben Schlittschuhe wie am Fließband verkauft. Am Sonnabend 50 Paar. Alles ausverkauft", sagt Sabine Silbermann von Motschnigg-Sport in Ahrensburg.

Verlierer sind die Hauseigentümer. "An normalen Wintertagen mit 1,6 Grad verbraucht ein Einfamilienhaus 117 kW/h. Macht 7,86 Euro. Sinkt die Temperatur auf zehn Grad unter Null, sind es schon 182 kW/h. Macht 12,23 Euro", hat Horst Kienel, Chef der Gasversorgung Ahrensburg, errechnet. Schwere Zeiten auch für die Müllfahrer und Postboten. "Die Finger sind klamm. Handschuhe tragen geht nicht. Weil man die Briefe nicht spürt. Da hilft nur ständig in Bewegung bleiben", sagt Zustellerin Anja Bieberneit.

Stormarns Landwirte hingegen frohlocken in diesen Tagen: "Gesunde Kälte mit klarer Luft. Da fühlen sich die Kühe wohl. Leichter Schnee schützt die Kulturen. Der Frost macht den Boden im Frühjahr locker und durchlässig", sagt Peter Koll vom Kreisbauernverband.

Klare Gewinner sind natürlich Spaziergänger und Kinder. Denn sie können genießen Schnee und Sonne genießen. Und auch wer sich wegen seines Bürojobs tagsüber zu den Verlierern zählt, wandelt sich abends zu einem Gewinner: In einem Meer von tausenden von Sternen leuchtet am Nachthimmel die Venus. Der Abendstern steht im Südwesten - und wiegt uns in einen Wintertraum . . .