Oststeinbek: Zum 750-jährigen Bestehen wird ein Film gedreht. Peter Hartmann ist für die Requisiten zuständig.
Oststeinbek. Peter Hartmann (62) strafft die Hosenträger. Die Elbseglermütze landet punktgenau auf seinem fast kahlen Kopf. Er stiefelt mal eben die 300 Meter zum ehemaligen Hof von Günther Hildebrandt rüber, der heute die Oststeinbeker Bücherei und die ortskundliche Sammlung, die Heimatstube, beherbergt. "Ich will ,Flachware' heraussuchen für unseren Film. Ich nenne das immer so. Gemeint sind historische Fotos. Die werden im Studio abfotografiert und in den 40-minütigen Streifen eingearbeitet", erzählt der pensionierte Maschinenbautechniker. Darum geht es: "Wir wollen zum 750-jährigen Bestehen unseres Dorfes im Jahr 2005 ein Video erstellen. Der historische Arbeitskreis, den ich gegründet habe, liefert Informationen und Dokumente. Die Regie hat Felix Schickler aus Ahrensfelde, der dort die Agentur Vivendi betreibt. Durch einen Ahrensburg-Film, den er zum 50-jährigen Bestehen der Schlossstadt drehte, kamen wir auf ihn." Das Problem: "Wir sind im Arbeitskreis nur zu dritt." Neben Peter Hartmann wirken die technische Zeichnerin Hildegard Bock und der Jurist sowie ehrenamtliche Archivar Karl-Heinz Schmidt (beide 63 und aus Oststeinbek) mit. Es sind wahre Schätze, die Peter Hartmann in den Bildmappen entdeckt. Zum Beispiel die früheste Aufnahme des einstigen dörflichen Mittelpunktes, der Gaststätte Behn. Sie hieß im Jahre 1910, als sich die Familie Behn vor dem Hintereingang dem Fotografen stellte, noch "Gasthof zur Friedenseiche". Der brannte zwei Jahre später ab. Aber "Behn", fortan an der Möllner Landstraße, war und blieb Kult. Hartmann: "Die Familie betrieb die Gaststätte bis Anfang der Achtzigerjahre. Hier fanden Maskeraden statt, Feste und Sommervergnügen." In diesem Jahr wird das Haus an der Möllner Landstraße abgerisssen - für den Neubau eines Wohn- und Geschäftshauses. Auf Film gebannt werden muss, so findet Hartmann, auch ein Stück Arbeitersportkultur, das eng mit "Behn" verbunden ist: der 1904 gegründete "Arbeiter-Rad- und Kraftfahrerbund Solidarität, Ortsgruppe Fahr wohl, Oststeinbek", der in der Gaststätte Schauturniere im Kunstradfahren veranstaltete. Hartmann hat die Geschichte des "Fahr wohl" erforscht, rund 15 Zeitzeugen befragt und einige Geschichten bereits für die 1989 erschienene Oststeinbeker Chronik aufgeschrieben. "Mein Interesse an historischen Themen wuchs durch die Kommunalpolitik", sagt Hartmann, der seit 1974 mit seiner Frau Anke (63) in Oststeinbek lebt, bis März 25 Jahre SPD-Gemeindevertreter war und seit über zehn Jahren im Kreistag sitzt. Oststeinbek, das heute 8000 Einwohner hat, wurde am 29. April 1255 zuerst urkundlich erwähnt. Zwei Jahre bleiben also noch, um das Jubiläumsvideo fertig zu stellen. 46 000 Euro soll es kosten. Hartmanns Aufgabe ist auch das Sammeln von Spenden. "Wir brauchen Sponsoren", sagt er. Für Firmen sind Spots aus ihrer Werkshalle möglich.