Nach einem tödlichen Badeunfall in Hamburg warnen Rettungsschwimmer vor Leichtsinn beim Schwimmen - gerade an Baggerseen.
Reinfeld/Großensee. Der tödliche Badeunfall an einem See in Hamburg-Allermöhe führt auch Eltern und Großeltern im Kreis Stormarn vor Augen, dass das Schwimmvergnügen in natürlichen Gewässern erhebliche Risiken birgt. Vor allem an unbewachten Badestellen sollten daher nach Warnung von Experten unbedingt Regeln eingehalten werden. Am Pfingstmontag waren zwei junge Mädchen in Allermöhe verunglückt. Eines konnte nur noch tot geborgen werden, das andere schwebte bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch in Lebensgefahr (siehe auch Seite 7, Hamburg-Teil).
+++14-jähriges Mädchen im Allermöher See ertrunken+++
Dass es im Sommer immer wieder zu Badeunfällen kommen kann - auch wenn die Verunglückten schwimmen können -, weiß auch Bademeister Mathias Müller aus Reinfeld. Seit fünf Jahren hat er die Badestelle des Herrenteichs im Blick. "Die größte Gefahr ist eigentlich, dass sich viele Schwimmer überschätzen und die Leute nicht daran denken, dass es auch in Baggerseen Strömungen geben kann", sagt Müller, der den Schwimmstil jedes Badegastes genau studiere, um erkennen zu können, wann jemand vielleicht in Lebensgefahr schweben könnte.
Müller ist einer von zwei Bademeistern in Reinfeld, die von 9.30 bis 18 Uhr sicherstellen wollen, dass es zu keinem Badeunfall wie in Allermöhe kommt. Wie auch das Freizeitbad Poggensee in Bad Oldesloe oder etwa der Tonteich in Wohltorf ist der Badestrand des Reinfelder Herrenteichs während der Öffnungszeiten permanent bewacht.
Doch das ist nicht überall der Fall. Der Großensee etwa, einer der beliebtesten Badeseen im Kreis, kann derzeit nur am Wochenende von den freiwilligen Helfern der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) beobachtet werden. Von 9.30 bis 18.30 Uhr haben vier Retter den Nordstrand im Blick. "Mit dem Motorboot können wir aber auch am unbewachten Südstrand helfen", sagt Knut Harder, Vorstandsvorsitzender der DLRG Stormarn. Um jedoch auch unter der Woche nach dem Rechten zu sehen und in Not eingreifen zu können, dazu fehlten die Ehrenamtlichen. "Früher konnten wir wenigstens in den Sommerferien auch in der Woche die Badeaufsicht stellen. Aber das ist schon länger nicht mehr so. Uns fehlen einfach die Leute, die unter der Woche Zeit haben", klagt Harder.
+++Zwölf Regeln für einen ungetrübten Badespaß+++
Bereits im vergangenen Jahr suchten Harder und Großensees Bürgermeister Karsten Lindemann-Eggers händeringend nach einer Badeaufsicht. Nach langer Suche war ein Bademeister gefunden - jedoch nur für eine Saison. "Der Markt ist abgegrast. Es ist schwierig, jemanden für den kurzen Zeitraum von Mai bis Ende September zu bekommen", sagt Lindemann-Eggers, der den Großensee gern sicherer machen würde. Zwei Bundesfreiwilligenstellen sind seit längerem über die DLRG ausgeschrieben, doch niemand habe sich gemeldet. "Es kann natürlich immer etwas passieren, auch wenn es eine Badeaufsicht gibt. Aber mit ihr ist die Sicherheit eher gewährleistet", sagt Lindemann-Eggers.
Denn das Schwimmen in dem bis zu 17 Meter tiefen Großensee ist nicht ganz ungefährlich. "Das ist schließlich auch ein natürlicher Badesee mit viel Pflanzenbewuchs", sagt Kurt Harder von der DLRG. Außerdem gebe es in der Nähe der Insel eine kalte Quelle. "Derzeit haben wir eine Wassertemperatur von etwa 17 Grad, in der Nähe der Quelle aber kann die Temperatur unter 14 Grad liegen. Darauf muss man vorbereitet sein", sagt Harder und warnt schlechte Schwimmer generell davor, bis zur Insel zu schwimmen. "Nur gute Schwimmer sollten den Badebereich verlassen." Zudem sollten Eltern ihre Kinder nie aus den Augen lassen. "Egal wie tief oder niedrig das Wasser ist. Das Kind kann immer hinfallen. Und es sind schließlich schon Kinder in einer Pfütze ertrunken", warnt Harder.
Gut beobachtet wird unterdessen die Wasseroberfläche des Tonteichs in Wohltorf bei Reinbek. Von 6 bis 20 Uhr achtet dort der Schwimmmeister Bernhard Stahmer auf die Badegäste des Freibades. Er hat im Januar seine Ausbildung im Badlantic in Ahrensburg beendet, weiß aber auch, worauf er im Naturbad achten muss. Vor allem die Stege hat er im Blick. "Da passieren die meisten Unfälle - beim Reinspringen."