Ahrensburg. Verein Pädiko aus Kiel baut Einrichtung mit 90 Plätzen. Noch 2023 soll erster Spatenstich erfolgen. Stadt gewährt Millionenzuschuss.

Ahrensburg hat einen Betreiber für die geplante Kindertagesstätte im Gewerbegebiet Beimoor-Süd gefunden. Wie die Verwaltung informiert, wird der Verein Pädiko aus Kiel die neue Kita an der Carl-Backhaus-Straße die Trägerschaft übernehmen. Der Verein hat sich in einem Interessenbekundungsverfahren gegen mehrere Mitbewerber durchgesetzt. Pädiko soll die Kita nicht nur betreiben, sondern auch in Eigenregie bauen. Die Stadt stellt das Grundstück dafür über einen Zeitraum von 40 Jahren per Erbbaupacht zur Verfügung.

Verein Pädiko aus Kiel baut neue Kita im Gewerbegebiet

„Ich freue mich, dass wir neue Wege beschreiten, um zeitnahe weitere Betreuungsplätze zu schaffen“, sagt Ahrensburgs Bürgermeister Eckart Boege. Mit dem Modell einer Vergabe per Erbbaupacht werde es möglich, schneller voranzukommen, als wenn die neue Kita neben zahlreichen anderen laufenden Projekten im Rathaus geplant werden müsse. Boege sagt: „Die neue Kita ist ein wichtiger Baustein, um insbesondere im Krippenbereich dringend benötigte zusätzliche Plätze zu schaffen.“

Pläne für den Bau einer Kita auf dem städtischen Grundstück unweit des neuen Famila-Marktes gibt es schon seit Jahren. Bereits seit 2016 wird über das Vorhaben diskutiert, im April 2021 beschlossen Ahrensburgs Stadtverordnete, per Interessenbekundungsverfahren einen Träger für die Einrichtung zu suchen. Anschließend geriet das Projekt ins Stocken. Zwar hatten sich potenzielle Träger beworben, ihr Interesse aber kurz darauf wieder zurückgezogen.

Drei Bewerber haben aufgrund mangelnder Finanzierungsmöglichkeiten abgesagt

„Es gab drei Bewerber, die aber erklärt haben, dass das Projekt unter den von uns ausgeschriebenen Bedingungen aufgrund mangelnder Finanzierungsmöglichkeiten nicht realisierbar sei“, sagt Tanja Eicher, Leiterin des Fachbereichs Bildung, Familie und Kultur im Rathaus. Der Grund war die Anforderung an die Bewerber, die Kita selbst zu bauen. Aus Sicht Ahrensburgs hat das zum einen den Vorteil, dass der Träger das Gebäude nach seinen Vorstellungen und Ansprüchen planen kann. Andererseits werden weniger personelle Kapazitäten im durch andere Projekte stark ausgelasteten Bauamt gebunden.

Ahrensburg stellt einen Investitionskostenzuschuss von 1,9 Millionen Euro zur Verfügung

Um doch noch einen Betreiber zu finden, stellte die Stadt schließlich eine kräftige Finanzspritze in Aussicht. Ende März beschlossen die Stadtverordneten, dass Ahrensburg dem künftigen Träger per Investitionskostenzuschuss 1,9 Millionen Euro zur Verfügung stellt. „Die Summe orientiert sich an der von den Bewerbern dargelegten Finanzierungslücke“, sagte Eicher damals im Finanzausschuss.

Den restlichen Teil der Baukosten von schätzungsweise vier bis viereinhalb Millionen Euro soll der künftige Träger übernehmen und durch den Betrieb der Kita wieder erwirtschaften. Erhält der Träger von anderer Seite Fördermittel, etwa von Bund oder Land, werden diese auf den Zuschuss angerechnet und müssen an die Stadt zurückgezahlt werden.

Pädiko betreibt bereits 43 Kindertagesstätten und Tagespflegeeinrichtungen im Land

Der Verein Pädiko, der nun den Zuschlag bekam, betreibt bereits 43 Kindertagesstätten und Tagespflegeeinrichtungen in Schleswig-Holstein. Die Einrichtung in Ahrensburg wird die erste im Kreis Stormarn sein. „Wir freuen uns, dass wir die Stadt Ahrensburg von unserer Arbeit überzeugen konnten“, sagt Lara Heinemann, Zweite Geschäftsführerin von Pädiko.

Der Kieler Verein strebt einen Baubeginn noch in diesem Jahr an. „Zurzeit befinden wir uns gemeinsam mit unserem Architekten in der letzten Phase der Grundrissplanung“, sagt Heinemann. „Bis Ende Februar werden wir den Entwurf gemeinsam mit der Ahrensburger Verwaltung finalisieren“, so die Geschäftsführerin zum weiteren Zeitplan. Ob Pädiko den gesamten Zuschuss in Höhe von 1,9 Millionen Euro in Anspruch nehmen werde, sei noch unklar. „Wir bemühen uns auch um weitere Fördermittel“, sagt Heinemann.

Die Kita soll Platz für 90 Kinder bieten

Die neue Kita soll Platz für mindestens sechs Gruppen mit 90 Kindern bieten. „Die Details werden derzeit gemeinsam mit dem Entwurf für das Gebäude abgestimmt“, sagt Heinemann. Stand heute seien zwei Krippengruppen für Kinder unter drei Jahren, zwei Elementargruppen für Jungen und Mädchen zwischen drei und sechs Jahren sowie zwei altersgemischte Gruppen vorgesehen. Das Gebäude soll laut Heinemann aber so gestaltet werden, dass die Räume je nach Bedarf unkompliziert umgenutzt werden können. „Wir planen mit einem Raumkonzept, das uns größtmögliche Flexibilität gibt“, sagt die Geschäftsführerin.

Wie in seinen übrigen Einrichtungen wird Pädiko auch in Ahrensburg bei der Betreuung der Kinder auf die sogenannte Reggio-Pädagogik setzen. Das Konzept wurde in den 1970er-Jahren von dem italienischen Pädagogen Loris Malaguzzi für die kommunale Kita der kleinen Stadt Reggio nell‘Emilia entwickelt, der es seinen Namen verdankt. Seit den 1980er-Jahren ist die Reggio-Pädagogik auch an deutschen Kitas verbreitet.

Träger setzt bei der Betreuung der Kinder auf die sogenannte Reggio-Pädagogik

Nach Malaguzzi sind Kinder aktive, eigenständige Wesen, die ihr eigenes Können und Wissen selbst konstruieren und einen natürlichen Drang innehaben, ihre Umwelt zu entdecken. Es wird davon ausgegangen, dass Kinder selbst am besten wissen, wann sie etwas über ein bestimmtes Thema lernen möchten. „In der Reggio-Pädagogik wird das Kind als Konstrukteur seiner Entwicklung und seines Wissens und Könnens betrachtet. Es weiß am besten, was es braucht, und verfolgt mit Energie und Neugierde die Entwicklung seiner Kompetenzen“, beschreibt Pädiko das Konzept auf seiner Internetseite.

Den Erziehern kommt die Rolle zu, die Jungen und Mädchen „auf Augenhöhe“ zu unterstützen. „Wir zeigen nicht wie das Leben funktioniert, denn das wäre unsere Perspektive und nicht die der Kinder“, so der Kieler Verein. Reggio-Kitas arbeiten demnach viel mit Projekten, deren Inhalt und Ausgestaltung die Jungen und Mädchen mitbestimmen können. „Wir haben sehr gute Erfahrungen mit der Reggio-Pädagogik gemacht und werden auch in Ahrensburg damit arbeiten“, sagt Heinemann.