Ammersbek. 280 Teilnehmer ziehen für eine Woche in das Zeltlager ein. Auch Ministerpräsident Daniel Günther schaut dort vorbei.

Das Bauschild an der Grundschule Hoisbüttel in Ammersbek steht schon: Von Sonntag bis Sonnabend, 3. bis 9. Juli, ziehen dort 280 Mädchen und Jungen im Alter von neun bis 13 Jahren sowie rund 150 ehren- und hauptamtliche Helfer in die Kinderstadt Stormini ein. Eine Woche lang leben sie in einem eigenen Zeltlager, wählen Parlament und Bürgermeister, lernen Berufe und den Kreislauf von Arbeit, Geld und Konsum in der Freizeit spielerisch kennen.

„Wir sind froh, dass wir das Projekt wieder wie gewohnt anbieten können“, sagt Uwe Sommer, Geschäftsführer des Kreisjugendrings (KJR). Ammersbek hatte den Zuschlag schon für 2020 bekommen, doch wegen der Corona-Verordnungen waren Großveranstaltungen nicht realisierbar. Ersatzweise gab’s kleinere Treffen und im Vorjahr „Stormini on tour“ in fünf Orten, aber ohne Übernachtungen.

Es gab zwar weniger Anmeldungen, aber das Zeltlager ist ausgebucht

Nach zwei Jahren Pandemie habe es eine deutliche Zurückhaltung bei den Anmeldungen gegeben. „Trotzdem sind wir wieder ausgebucht“, sagt Uwe Sommer. „Und es hat den Vorteil, dass wir nicht so viele Kinder enttäuschen mussten.“ Zuletzt wurden mehr als 300 Absagen verschickt. Aktuell gibt es auch noch eine Liste mit Nachrückern, sodass kurzfristig frei werdende Plätze sofort wieder vergeben werden können.

Die Stormini-Währung heißt Stormark.
Die Stormini-Währung heißt Stormark. © Harald Klix | Harald Klix

„Gerade Kinder und Jugendliche waren in den vergangenen Jahren die Leidtragenden der vielen pandemiebedingten Ausfälle“, sagt Ammersbeks Bürgermeister Horst Ansén. Jetzt sei es richtig, einen Weg zu finden, mit Corona zu leben. „Und diese unsicheren Zeiten zeigen auch, wie wichtig ein solches Demokratieprojekt ist“, so Ansén. Seine Gemeinde sei nicht nur Gastgeber, sondern unterstütze auch mit dem Einsatz von Bauhof und Freiwilliger Feuerwehr beim Auf- und Abbau.

Kreispräsident: „Kinder sind glücklich über soziale Kontakte“

Der Kreis Stormarn gehört von Beginn an zu den finanziellen Förderern. Kreispräsident Hans-Werner Harmuth (CDU) hat vor Kurzem bei einem Zeltlager der Jugendfeuerwehren an der Ostsee mit rund 800 Teilnehmern erlebt, welche Bedeutung solche Treffen haben – und dass sie wieder machbar sind. „Viele Kinder haben im Lockdown gelitten und sind sichtlich glücklich, endlich wieder soziale Kontakte zu haben.“ Das gilt offensichtlich auch für die freiwilligen Helfer. Etliche Ehrenamtler nähmen sogar eine Woche Urlaub, um dabei sein zu können.

„Für uns ist es ein Leuchtturmprojekt mit einer wundervollen Atmosphäre“, sagt Ernst-Jürgen Gehrke, Vorsitzender der Bürgerstiftung Stormarn. Er kündigte auch für die Zukunft finanzielle Unterstützung an, ebenso wie Susanne Dox für die Stiftungen der Sparkasse Holstein. Sie sagt: „Es ist sehr wichtig, dass es diese Angebote wieder gibt.“

Am 3. Juli ziehen 280 Stormini-Bürger ein

Am 3. Juli, dem ersten Sonntag in den Sommerferien, ziehen die 280 kleinen Stormini-Bürger ein, bekommen spezielle Ausweise und werden auf 28 Großzelte verteilt. „Wir haben hier optimale Bedingungen mit dem weitläufigen Gelände, der großen Turnhalle und den Klassenräumen“, sagt KJR-Bildungsreferent Hannes de Buhr, der das Projekt mit Johanna Mierendorff leitet.

Morgens werden alle Kinder vom eigenen Radiosender geweckt. Von 10 bis 12 und 14 bis 16 Uhr können sie mit professioneller Begleitung die unterschiedlichsten Berufe ausprobieren. Die Palette reicht vom Tischler, Maurer und Maler über den Förster und Schauspieler bis zum Zahnarzt und Seniorenpfleger. Neu im Angebot ist der Stadtmanager, der auch die nachmittägliche Versammlung (Stadtstunde) vorbereitet.

Die eigene Währung heißt Stormark

Nach Feierabend können die Teilnehmer dann das verdiente Geld für Freizeitaktivitäten wie Hüpfburg, Trampolinspringen, American Football und im Café ausgeben – oder auch für soziale Projekte spenden. Es gibt sogar eine eigene Währung: die Stormark. „In den ersten drei Jahren hatten wir noch Kauri-Muscheln, aber da tauchten plötzlich alte aus vorherigen Zeltlagern auf“, sagt KJR-Geschäftsführer Uwe Sommer. Jetzt werden die Stormark-Scheine immer frisch gedruckt.

Neu ist auch das Stormini-Maskottchen im Logo. Es besteht vor allem aus dem typischen gelben Cap, das alle Teilnehmer bekommen, und großen blauen Schuhen. Noch ist es namenlos, aber die Suche könnte ja eine Aufgabe in Ammersbek sein. In welchem Ort die Erfolgsgeschichte – auch Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) kommt wieder zum Antrittsbesuch in die Kinderstadt – nächstes Jahr fortgeschrieben wird, steht ebenfalls noch nicht fest.

2008 hatte Stormini Premiere in Ahrensburg, das auch 2013 Gastgeber war. Die anderen Stationen waren Bargteheide (2009), Bad Oldesloe (2010), Bargfeld-Stegen (2011), Hamberge (2012), Glinde (2014), Großhansdorf (2015), Trittau (2016), Reinbek (2017), Reinfeld (2018) und Barsbüttel (2019). Ammersbek sollte schon 2020 Ausrichter sein. Doch wegen der Corona-Einschränkungen musste das Zeltlager zwei Jahre lang pausieren.