Ahrensburg. Kreis stellt nur noch fünf statt sieben Abgeordnete. CDU-Fraktionschef Tobias Koch ist für Fortsetzung der Jamaika-Koalition.

Die Zahl der Stormarner Abgeordneten im künftigen Landtag von Schleswig-Holstein verringert sich von sieben auf fünf. Die CDU-Politiker Claus Christian Claussen (Stormarn-Nord), Tobias Koch (Stormarn-Mitte) und Lukas Kilian (Stormarn-Süd) haben ihre Direktmandate bei der Neuwahl eindrucksvoll verteidigt. Martin Habersaat (SPD) und Bernd Buchholz (FDP) bleiben dank vorderer Listenplätze dabei.

Die Oldesloerin Anita Klahn (62), noch stellvertretende Fraktionsvorsitzende der FDP, war bei der Aufstellung der Landesliste für Platz drei und sechs überraschend gescheitert. Der 36 Jahre alte Trittauer Tobias von Pein (SPD) hörte nach zehn Jahren in Kiel von sich aus auf. Die beiden neuen SPD-Kandidaten Mehmet Dalkilinc aus Bargteheide und Thies Grothe aus Trittau hatten aussichtslose Listenplätze.

„Team Stormarn“ ist jetzt 30 Prozent kleiner

Auch wenn sich das „Team Stormarn“ nominell um knapp 30 Prozent verkleinert, dürfte es weiterhin einflussreiche Posten übernehmen. Mit Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) hat zudem eine weitere Führungskraft enge Verbindungen in den Kreis: Die Tochter des langjährigen Landesministers Henning Schwarz ist in Ahrensburg zur Schule gegangen und hat in Großhansdorf Abitur gemacht. Das erwarten die Stormarner Landtagsabgeordneten für die nächsten fünf Jahre:


Tobias Koch (CDU):
Wenn die 34 gewählten CDU-Abgeordneten am heutigen Dienstagnachmittag zur ersten Fraktionssitzung zusammenkommen, wird der 48 Jahre alte Ahrensburger erneut für den Vorsitz kandidieren. „Ich freue mich auf die Aufgabe in einer größeren, jüngeren und weiblicheren Gruppe“, sagt Koch. Er wirbt für eine Fortsetzung des „Erfolgsmodells Jamaika-Koalition“ mit Grünen und FDP. „Auch wenn diese Konstellation rechnerisch nicht mehr nötig ist, waren die Wähler gerade damit sehr zufrieden“, sagt er. Deshalb sollte die gute Zusammenarbeit der vergangenen fünf Jahre fortgesetzt werden. Kommende Woche werde man mit offiziellen Verhandlungen beginnen.

Waldreitersaal Großhansdorf: Andrea Schmolling (v. l.), Christiane Reimann, Regine Schwenck, Axel Pitschmann und Friedhelm Simon feiern den CDU-Sieg.
Waldreitersaal Großhansdorf: Andrea Schmolling (v. l.), Christiane Reimann, Regine Schwenck, Axel Pitschmann und Friedhelm Simon feiern den CDU-Sieg. © Juliane Minow | Juliane Minow


Claus Christian Claussen (CDU):
Der 61 Jahre alte Rechtsanwalt und Notar aus Bargteheide ist seit zwei Jahren Minister für Justiz, Europa und Verbraucherschutz – und würde es offensichtlich gern bleiben. „Die Arbeit macht mir viel Spaß“, sagt Claussen. Die finale Aufteilung der Ressorts hänge allerdings vom künftigen Regierungsbündnis und den Vorstellungen des Ministerpräsidenten ab. Dass Jamaika sehr gut funktioniert habe, zeigt für Claussen auch die Abkehr der Protestwähler von der AfD. Diese ist erstmals seit ihrer Gründung wieder aus einem Parlament herausgeflogen.


Lukas Kilian (CDU):
Der selbstständige Rechtsanwalt und Notar in einer Glinder Kanzlei, der in Wentorf wohnt, hält sich wie sein Kollege Claus Christian Claussen mit einem Blick in die nahe Zukunft zurück. „Ich bin selbst gespannt, was bei den Sondierungsgesprächen herauskommt“, sagt der 35-Jährige. Das Ergebnis hänge weniger von der CDU, als vielmehr von den Vorstellungen von Grünen und FDP ab. Kilian selbst ist derzeit wirtschafts- sowie innenpolitischer Sprecher seiner Fraktion – ein Bereich, auf den er sich auch künftig konzentrieren will.


Martin Habersaat (SPD):
Auf den 45 Jahre alten Reinbeker, der seit 2009 im Landtag ist, kommen fünf weitere Jahre in der Opposition zu – und das unter erschwerten Bedingungen. Habersaat ist in der von 21 auf zwölf Köpfe geschrumpften SPD der einzige Abgeordnete aus den Südkreisen Stormarn und Herzogtum Lauenburg. „Wir müssen unsere komplette Organisation umstellen, bisher haben wir beispielsweise sieben Arbeitskreise und auch Regionalgruppen“, sagt der aktuelle Vize-Fraktionsvorsitzende. Sein Tipp: „Es bleibt garantiert nicht bei Jamaika.“ Die CDU habe inhaltlich eine größere Schnittmenge mit der FDP, aber auch Schwarz-Grün sei realistisch. „Wir werden das von der Seitenlinie betrachten“, sagt Habersaat.

Rhabarberkate in Willinghusen: Das Team um den SPD-Abgeordneten Martin Habersaat (hi. r.) kann das Ergebnis kaum fassen.
Rhabarberkate in Willinghusen: Das Team um den SPD-Abgeordneten Martin Habersaat (hi. r.) kann das Ergebnis kaum fassen. © Susanne Tamm | Susanne Tamm


Bernd Buchholz (FDP):
Der amtierende Wirtschafts- und Verkehrsminister möchte den Job behalten – am liebsten in einem schwarz-gelben Bündnis. „Wenn in der Dreier-Konstellation einer nicht wirklich gebraucht wird, ist es schwierig“, sagt der 60 Jahre alte Ahrensburger. Ähnlich äußerten sich die Grünen.

An der CDU-Basis gibt es durchaus unterschiedliche Wünsche. „Ich wäre ein Freund von Schwarz-Grün. Das ist eine satte Mehrheit, das ist nach vorn gerichtet“, so die Großhansdorfer Fraktionsvorsitzende Andrea Schmolling bei der Wahlparty im Waldreitersaal. Gemeinsam könnten die wichtigen Themen Umweltschutz, Energieversorgung und Bildung gut angegangen werden. Der Ahrensburger Ortsvorsitzende Maik Neubacher sieht Chancen sowohl mit den Liberalen als auch mit den Grünen. „Ich denke, dass es mit der FDP mehr inhaltliche Überschneidungen gibt“, sagt er. Für den Großhansdorfer Kreistagsabgeordneten Mathias Schwenck ist Schwarz-Grün der erste Wunsch. Umweltschutz sei ein wesentliches Thema.