Ahrensburg. Einmal kurz nicht aufgepasst und schon ist das Portemonnaie weg. Doch die gute Nachricht ist: Davor kann sich jeder schützen.

Es waren nur wenige Sekunden Unaufmerksamkeit, die Christa Werner 300 Euro kosteten. Die 86 Jahre alte Ahrensburgerin hatte kürzlich im City Center Ahrensburg Geld abgehoben. Noch einmal wollte sie ihren Sohn in Sydney besuchen, hatte dafür den Betrag als Reisetaschengeld von ihrem Konto geholt. Doch die frisch abgehobenen Scheine blieben nicht lange in ihrem Besitz. Als sie danach in einem Supermarkt in der Nähe einkaufte, zog sie ihre Handschuhe aus, legte kurz ihr Portemonnaie auf den Rollator. Nur für einen kurzen Moment ließ sie es unbeobachtet. Doch das reichte einem Taschendieb, um das Portemonnaie zu stehlen. Als Christa Werner das nächste Mal hinsah, war ihre Geldbörse weg und der Schaden angerichtet.

Taschendiebe kommen oft unentdeckt davon

Denn Taschendiebe kommen oft unentdeckt davon, weiß Jacqueline Fischer, Pressesprecherin der Polizeidirektion Ratzeburg. „Taschendiebstähle sind unser täglich Brot“, so Fischer. Nahezu jeden Tag kommt es in Stormarn zu einem solchen Delikt. Gefahr lauert überall dort, wo viele Menschen aufeinander treffen: zum Beispiel im Supermarkt, in vollen Geschäften oder auf dem Wochenmarkt. Um Menschen vor dem Verlust ihrer Geldbörse und anderen Wertsachen zu schützen, macht die Polizei Präventionsarbeit. In vielen Stormarner Supermärkten sind Plakate und Flyer mit dem Slogan „Sei schlauer als der Klauer“ zu finden. Darauf sind Tipps darüber zu finden, wie man Langfingern möglichst keine Chance gibt.

Christa Werner ist bereits zum dritten Mal innerhalb von drei Jahren Opfer von Taschendiebstahl geworden. Das erste Mal passierte es in der Hagener Allee, vor oder in einem Blumengeschäft. Ein Dieb ergaunerte in einem unbemerkten Moment ihr Portemonnaie. Führerschein, Personalausweis, Krankenkassenkarte, EC-Karte – alles war weg. Die Ahrensburgerin zeigte den Diebstahl an. Der Täter wurde nie gefunden. Ähnliches passierte ihr noch einmal in der Großen Straße auf Höhe des Sushi-Restaurants. Auch hier hatte ein Dieb ihr die Geldbörse aus der Tasche entwendet. Damals hatte sie Glück: Etwa drei Wochen später meldeten sich ein Vater und sein Sohn bei der Polizei. Der Sohn hatte das Portemonnaie in einem Gebüsch gefunden und abgegeben.

Ältere Menschen sind oft Opfer von Taschendiebstahl

Im aktuellen Fall hat Christa Werner sogar eine Vermutung, wer das Geld gestohlen haben könnte. Schon in der Sparkasse habe sie sich beobachtet gefühlt. Womöglich hat der Täter gesehen, dass sie viel Bargeld abgehoben hat und die Gelegenheit kurz darauf genutzt. Eine Passantin zeigte sich hilfsbereit und erstattete mit Werner gemeinsam Anzeige bei der Polizei. Möglicherweise kann das Material einer Überwachungskamera ausgewertet werden. Ob der Täter gefunden und zur Rechenschaft gezogen wird, ist aber völlig unklar.

Damit so ein Verlust möglichst nicht passiert, helfen einige Verhaltensregeln. „Wichtig ist, Handtaschen niemals in seinen Einkaufswagen zu legen, sondern eng am Körper zu tragen“, sagt Fischer. Gerade das machten vor allem ältere Menschen oft falsch, weshalb sie öfter Opfer von Taschendiebstahl seien. „Den Tätern reicht es manchmal schon, wenn man sich kurz wegdreht und ins Tiefkühlregal greift“, so Fischer. Auch, wer in Bekleidungsgeschäften abseits der Umkleidekabine kurz etwas anprobiert und die Tasche auf dem Boden stehen lässt, riskiert, Opfer eines Taschendiebstahls zu werden. Stattdessen sollten Taschen vorne am Körper getragen werden, wo man sie im Blick hat. „Auch Rucksäcke können problematisch sein“, so Fischer. Denn die befinden sich außer Sichtweite hinten am Körper. „Gerade, wenn Leute im Winter dicke Jacken anhaben, merken sie oft gar nicht, wenn jemand etwas aus dem Rucksack nimmt.“

Handtaschen sollten immer verschlossen sein

Handtaschen und Jackentaschen sollten außerdem immer verschlossen sein. „Auch an der Kasse sollte man sich nicht stressen lassen und das Portemonnaie erst zum Bezahlen herausholen“, so Fischer. Oft holen Menschen ihr Portemonnaie dort aber schon vorher heraus, um beim Bezahlen in der Schlange alles griffbereit zu haben. Dabei kommt es nicht selten vor, dass die Geldbörse neben die Kasse gelegt wird und beim Aus- und Einpacken der Einkäufe unbeaufsichtigt bleibt. „Ich empfehle da, sich selbst die Ruhe zu gönnen, das Portemonnaie erst zum Schluss herauszuholen und sich von den Menschen hinter einem nicht stressen zu lassen“, so Fischer. „Dann müssen die eben einen Moment länger warten. Die eigene Sicherheit geht vor.“

Übrigens: „Täter ergreifen meist spontan günstige Gelegenheiten“, so die Pressesprecherin. Zu diesen sollte man es nicht kommen lassen. Sind die Sachen weg, ist der Täter meist längst über alle Berge. Die meisten Taschendiebstähle werden nicht aufgeklärt. Deshalb rät Fischer auch, nur das Nötigste an Bargeld und Papieren dabei zu haben – damit der Ärger nicht ganz so groß ist, wenn man doch einmal Opfer von Taschendiebstahl wird. Wer einen Taschendieb auf frischer Tat ertappt, dem rät die Pressesprecherin: „Lautstark auf sich aufmerksam machen und die Polizei rufen.“