Ahrensburg. Beim B-Plan für neuen Edeka-Markt und Wohnungen hat es laut Naturschutzbehörde keinerlei Verständigungsprobleme gegeben.

Wann ist ein Knick ein richtiger Knick? Bei der Beurteilung des rund 100 Meter langen Erdwalls am Ahrensburger Neubauvorhaben Alte Reitbahn (Edeka-Supermarkt, knapp 60 Wohnungen, Tiefgarage) könnten die Meinungen vom Rathaus der Schlossstadt und des Kreises Stormarn nicht gegensätzlicher sein (wie berichtet). Während die Untere Naturschutzbehörde (UNB) des Kreises mit dem Neubau davon ausgeht, dass der Knick „langfristig nicht erhalten werden kann“, sieht das Ahrensburger Bauamt „sogar eine Verbesserung“ zum Ist-Zustand.

Und auch in der Einschätzung der Zusammenarbeit bei dem Thema liegen die beiden Behörden sehr viel weiter auseinander als nur 20 Straßenkilometer. So berichtete das Ahrensburger Bauamt im jüngsten Umweltausschuss öffentlich von einem „schlechten Verständigungsprozess“. Dieser Eindruck ist bei der Naturschutzbehörde der Kreisverwaltung ganz und gar nicht entstanden. „Es gab zu keiner Zeit Verständigungsschwierigkeiten“, so ein Sprecher.

Grüne stellen Zustimmung zu zwei Großprojekten infrage

Die Stellungnahme des Kreises zum Bebauungsplan hat dazu geführt, dass gleich zwei Großprojekte mit einer Gesamtinvestition von schätzungsweise mehr als 20 Millionen Euro wenige Tage vor dem finalen Beschluss wieder auf der Kippe stehen. Denn in den Neubau auf der Alten Reitbahn soll der Edeka-Markt am Bahnhof umziehen, damit dort ein Kino mit sechs Sälen errichtet werden kann. Vor allem die Grünen, die die Vorhaben gemeinsam mit CDU und Wählergemeinschaft unterstützt haben, stellen ihre Zustimmung jetzt infrage. Ihr Ja habe immer daran gehangen, dass der Knick erhalten bleibe.

Über die Abstände vom sogenannten Knickfuß zum Geh- und Radweg sowie der Hauswand und Tiefgarage haben sich Stadt- und Kreisverwaltung ausgetauscht. „Es ist durchaus üblich, dass im Verlauf von Planungsprozessen Telefonate geführt werden, um offene Fragestellungen schneller lösen zu können“, so der Sprecher des Kreises. Den Verlauf der Gespräche interpretieren die Behörden allerdings erneut völlig unterschiedlich. Die Ahrensburger Stadtplanung berichtete, sie habe die Auskunft erhalten, dass die Anmerkungen nicht so kritisch zu sehen seien, wie sie formuliert waren. Im Nachhinein sei es ein Fehler, dies nicht schriftlich festgehalten zu haben.

Kreisverwaltung betont: Haben Problematik immer wieder verdeutlicht

Die Untere Naturschutzbehörde sagt dazu, dass sie ein grundsätzliches Interesse habe, einvernehmliche Lösungen zu finden. Sie betont zugleich: „Es gibt und gab für die UNB aber keinen Anlass, ihre eigenen abgegebenen Stellungnahmen infrage zu stellen.“ Die Knick-Problematik sei in allen Stellungnahmen immer wieder verdeutlicht und auf die entsprechenden rechtlichen wie fachlichen Grundlagen verwiesen worden. Und so steht nun die drastische Formulierung „Der Knick verliert durch diese massiven und dauerhaften Störungen, auch wenn er optisch erhalten bleibt, seine funktionale Bedeutung für den Naturhaushalt“ in den Unterlagen.

Im Rathaus hat man das „überrascht und verärgert“ zur Kenntnis genommen. Denn im Knickerlass des Landes steht die Empfehlung, eine Gebäudehöhe Abstand, „mindestens aber drei Meter ab Knickwallfuß“ einzuhalten. Auf der Alten Reitbahn gibt es zwischen Knick und Hauswand zwei Engstellen mit fünf Metern Abstand, sonst sind es sieben bis zehn Meter. Der Neubau ist zwischen zehn und 13 Meter hoch. Die Stadtverordneten stimmen am Montag, 21. Februar, endgültig über die B-Pläne für die Alte Reitbahn und das Kino ab.