Ahrensburg. Das Start-up Fortytools modernisiert die Reinigungsbranche und vereinfacht viele Arbeitsprozesse. Wie das genau funktioniert.

Altmodisch auf dem Papier die Arbeitszeiten festhalten und tagelang Rechnungen schreiben: Das war in der Reinigungsbranche lange Realität – und ist es teilweise immer noch. Doch dabei gibt es einfachere und schnellere Möglichkeiten, die wichtigen Daten zu erfassen – und zwar mit einer Software, die Sebastian Gauck zusammen mit seinen Geschäftspartnern entwickelt hat.

Das Start-up mit Sitz in Ahrensburg möchte sowohl angestellten Reinigungskräften als auch ihren Arbeitgebern die Aufgaben erleichtern. Dafür wurde eine App entwickelt, die in der Branche einen wichtigen Schritt in Richtung Digitalisierung gehen will.

Schon mehrere Hundert Kunden aus der Reinigungsbranche nutzen die App

Entstanden ist das Ganze, wie oft bei Start-ups, aus einer erkannten Marktlücke. In seinem Beruf als Geschäftsführer einer Reinigungsfirma sah Sebastian Gauck selbst, dass Bedarf da ist. Angefangen hatte das Ganze aber schon früher. „Der Betreuer meiner Diplomarbeit hatte eine Reinigungsfirma“, sagt der Ahrensburger. „Er wollte seine Arbeit besser organisieren und bat mich darum, eine Software zu entwickeln.“ Damit war der Grundstein für die spätere Entwicklung gelegt.

Nach dem Abschluss seines Studiums wurde Gauck selbst Geschäftsführer einer Gebäudereinigungsfirma. „Da habe ich festgestellt, wo es hakt und wo in den Arbeitsabläufen Verbesserungspotenzial ist“, sagt er. Nämlich in der Arbeitszeiterfassung.

„Wir waren im Schnitt drei Tage pro Monat damit beschäftigt, Rechnungen zu schreiben – und das, obwohl die immer sehr ähnlich aussehen“, sagt Gauck. Seine Mitarbeiter mussten ihre Arbeitszeiten mit Stift und Zettel festhalten, das alles musste übertragen werden.

Prozesse in der Reinigungsbranche sollen vereinfacht werden

„Diese Prozesse wollte ich vereinfachen“, sagt Gauck. „Ich habe die Software weiterentwickelt und dabei festgestellt: Das erleichtert uns so viel Arbeit. Davon können sicherlich auch andere profitieren.“ Mit zwei ehemaligen Kommilitonen, Timo Kranz und Axel Tetzlaff, gründete er 2010 die Firma Forty­tools. Sie machten es sich zur Aufgabe, die Software weiterzuentwickeln und zu vertreiben.

Nachdem das Unternehmen einige Jahre in Hamburg ansässig war, ist es zu Beginn des Jahres zurück nach Ahrensburg gekommen. „Ich bin hier aufgewachsen. Mittlerweile habe ich selbst Kinder und habe mich daran erinnert, dass man hier sehr schön leben kann“, sagt Gauck.

Mit der App, die Arbeitgeber und Reinigungskräfte nutzen, kann alles digital eingetragen und erstellt werden. Kunden, Objekte und die Einsatzplanung können außerdem verwaltet werden. Auch Mitteilungen zwischen Kunden, Angestellten und Arbeitgebern sind möglich. So können die Reinigungskräfte ihren Chefs zum Beispiel Bescheid geben, dass Reinigungsmittel nachgeliefert werden muss. „Das spart meist eine Menge Arbeitszeit und ist für die Beteiligten auch komfortabler“, sagt Sebastian Gauck.

Rückmeldungen auf die App sind durchweg positiv

Mittlerweile hat Fortytools mehrere Hundert feste Kunden, die meisten in Deutschland, aber auch zum Beispiel in der Schweiz, Österreich und Luxemburg. In Stormarn, Hamburg und der Umgebung nutzen etwa 50 Firmen die App. Unter anderem wird das Mahnmal und Museum der St. Nikolaikirche in der Hamburger Innenstadt unter Nutzung der Software gereinigt.

Das System bezahlen die Kunden monatlich. „Die Rückmeldungen sind durchweg positiv“, sagt Gauck. „Vor allem für die Erreichbarkeit und Unterstützung bei Fragen oder Problemen sind viele dankbar.“

Die App erleichtere nicht nur die alltägliche Arbeit, sondern helfe auch, den Beruf des Gebäudereinigers insgesamt attraktiver zu machen. Gauck: „Teilweise hat der Beruf des Gebäudereinigers nicht den besten Ruf. Wenn man ein Kind fragt, was es werden möchte, dann sagt es eher selten, dass es in der Reinigungsbranche arbeiten will.“ Oft seien auch die Arbeitsbedingungen nicht die besten, das Image sei schlecht.

Beruf ist im Unterschied zu anderen Jobs krisensicher

Gerade deshalb freut sich Gauck, dass der Beruf mit der Zeit geht, komfortabler wird und durch die Modernisierung vielleicht sogar an Ansehen gewinnt. Denn das habe er definitiv verdient, sagt der 41-Jährige: „Gerade die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie wichtig Sauberkeit und Hygiene in Schulen, Kindergärten, Krankenhäusern oder Büros sind.“

Insofern sei der Beruf im Unterschied zur Gastronomie oder Teilen des Einzelhandels auch krisensicher. Das könne den Job, dem eine dreijährige Ausbildung vorausgeht, attraktiver machen – ebenso wie die jüngste Tariferhöhung: Sowohl ausgelernte Kräfte als auch Lehrlinge verdienen seit dem 1. Januar mehr. Bereits 2021 habe es eine Erhöhung gegeben, und im Januar 2023 werde der Lohn erneut steigen.

Angesichts der sich wandelnden Branche möchte auch Fortytools sein Angebot stetig weiterentwickeln, um zur Digitalisierung in der Gebäudereinigung beizutragen. Gauck: „Unser Ziel ist es, dass die gesamte Kommunikation zwischen Unternehmen und Mitarbeitern bequem über das Smartphone erledigt werden kann.“