Ahrensburg. Nach 23 Jahren wurde Gemeindewehrführer Jürgen Stahmer verabschiedet. Seine Kameraden überraschten ihn mit einem großen Autocorso.
Sirenen, Blaulicht und Feuerwehrautos, so weit das Auge reicht: Wer am Montagabend am Rathausplatz in Ahrensburg vorbeigelaufen ist, der wird gemerkt haben, dass dies kein gewöhnlicher Tag für die Freiwillige Feuerwehr Ahrensburg war. Doch kein Feuer oder Unfall waren der Grund für diesen Aufruhr, sondern ein ganz besonderer und feierlicher Anlass. Nach 23 Jahren wurde Jürgen Stahmer aus seinem Amt als Gemeindewehrführer verabschiedet.
Eigentlich, so ließ man Stahmer glauben, sollte an diesem Tag abgesehen von seiner Entlassung im Rathaus nichts Besonderes passieren. Ahrensburgs Bürgermeister Michael Sarach verabschiedete ihn am Nachmittag nach mehr als 40 Jahren Dienstzeit und 23 Jahren in seiner Funktion als Gemeindewehrführer aus dem Amt und ernannte Niels Pirck zu seinem Nachfolger, der zuvor stellvertretender Gemeindewehrführer war. Weiterhin wurden Tim Moormann zum stellvertretenden Ortswehrführer der Ortswehr Ahrensburg, Michael Mey zum Ortswehrführer der Ortswehr Ahrensfelde und Peter Körner zum stellvertretenden Ortswehrführer der Ortswehr Ahrensfelde ernannt.
Das Gesicht verrät: Überraschung ist gelungen
Nach dem offiziellen Teil, dachte Stahmer, geht er nur noch gemütlich einen Kaffee trinken. So war es verabredet. Das war aber nur ein Vorwand, damit der Protagonist des Tages sich den Abend frei hält. Was er nicht wusste: Hinter den Kulissen wurde mächtig geplant, organisiert, am Nachmittag schon der rote Teppich aus dem Lager geholt. Als Jürgen Stahmer aus dem Rathaus kam, war der schon ausgerollt und alte Kameraden standen für den verdienten Feuerwehrmann Spalier. „Das waren teilweise meine Ausbilder“, sagt Stahmer. „Damit habe ich nicht gerechnet, das war sehr emotional.“
Wer einen Blick in das Gesicht des Gemeindewehrführers riskierte, dem entging nicht, dass die Überraschung mehr als gelungen war. Doch der rote Teppich und das Spalier der Ehrengäste waren längst nicht alles. Direkt vor dem Rathaus stand ein beeindruckender Feuerwehr-Oldtimer. Das Tanklöschfahrzeug von 1954 der benachbarten Feuerwehr Trittau holte Stahmer zu seiner „letzten Einsatzfahrt“ ab. Dazu: Fahrzeuge der Feuerwehr Ahrensburg, Abordnungen vom Technischen Hilfswerk, dem Rettungsdienst, der Polizei, und benachbarten Feuerwehren. Sie alle und auch der Kreisbrandmeister des Kreises Stormarn, Gerd Riemann, waren gekommen, um dem geschätzten Kollegen Lebewohl zu sagen.
Nachfolger Niels Pirck dankt seinem Vorgänger
Mit einem großen Autokorso ging es durch die Stadt zum Standort der Ortswehr Ahrensburg, wo Musik, Glühwein und ein Empfang auf Stahmer warteten. „Es war ganz gut, dass die Fahrt etwas länger gedauert hat“, so der frisch verabschiedete Gemeindewehrführer. „So konnte ich mich wieder etwas sammeln.“
Unter anderem Nachfolger Niels Pirck dankte seinem Vorgänger für seine ehrenamtlichen Dienste: „Ich bin mega stolz auf dich“, sagte er mit Blick auf dessen Werdegang. 1960 geboren, begann er 1978 seine Karriere als Feuerwehrmann-Anwärter. Im November 1999 wurde er zum Gemeindewehrführer gewählt. 2019 bekam er für 40 Jahre aktiven Dienst das Brandschutz-Ehrenzeichen in Gold am Bande verliehen. 2021 folgte die Verleihung des Deutschen-Feuerwehr-Ehrenzeichens in Silber.
Zum Abschied gab es ein Golfwochenende
„Ich habe dich immer für deine Ruhe, Besonnenheit und dein diplomatisches Geschick bewundert“, so Pirck, der in große Fußstapfen tritt. „Dein Name ist eng mit der Feuerwehr Ahrensburg verbunden.“ Die Feuerwehr Ahrensburg wurde 1881 gegründet. Sie ist eine rein freiwillige Feuerwehr, deren Mitglieder ausschließlich ehrenamtlich tätig sind. Die Feuerwehrleute sorgen für den Schutz von 35 Quadratkilometern, etwa 34.500 Einwohnern sowie 4600 Gewerbetreibenden und 200 Hektar Gewerbegebiet.
Die Feuerwehr unterteilt sich in die Ortswehr in Ahrensburg und die Ortswehr Ahrensfelde und ist zur Gemeindewehr Ahrensburg zusammengefasst – bislang unter ihrem Gemeindewehrführer Jürgen Stahmer. Zum Abschied schenkten die Feuerwehrleute ihm ein Golfwochenende, um die bevorstehende Freizeit zu füllen, und den buchstäblichen Haken, an den Stahmer seinen Feuerwehrhelm hängen konnte.
Stahmer lobt vor allem die Kameradschaft in der Wehr
Jürgen Stahmer bedankte sich für die Überraschung: „Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Danke, danke, danke. Das war die beste Fahrt durch Ahrensburg, die ich jemals hatte, und eines der größten Highlights in meiner Zeit bei der Feuerwehr.“ Er gehe mit einem lachenden und einem weinenden Auge. „Ein lachendes Auge, weil ich weiß, dass die Nachfolge super geregelt ist.“ Und ein weinendes Auge, weil der Abschied nach so vielen Jahren nicht leicht fällt. Aber: „Die Verbindung wird bleiben.“
Bei der Feuerwehr habe es wie im richtigen Leben immer Hochs und Tiefs gegeben: „Es gab viele tolle, aber auch traurige Momente.“ Eines aber, das habe es in guten wie in schlechten Zeiten immer gegeben: Die Kameradschaft. „Das ist in meinen Augen auch das Wichtigste“, so Stahmer. Mit Standing-Ovations verabschiedeten die Feuerwehrleute ihren Gemeindeführer in den wohlverdienten Ruhestand – eine Geste, die Stahmer sichtlich rührte. Um seinen Abschied zu verdauen, brauche er wohl noch einige Stunden, sagte er: „So etwas erlebt man nur einmal im Leben.“