Ahrensburg. Stadtverordnete stimmen für Verlängerung des Testbetriebs. Kosten von 1,26 Millionen Euro werden übernommen.
Sie werden auch in den beiden nächsten Jahren in Ahrensburg unterwegs sein, die weißen Wagen des Fahrdienstes Ioki, die so ähnlich aussehen wie die berühmten Londoner Taxis. Die Stadtverordneten der Schlossstadt haben beschlossen, den „On-Demand-Verkehr Ahrensburg mit Ioki Hamburg“, so der offizielle Titel des Projekts, testweise in den Jahren 2022 und 2023 fortzuführen. Sie folgten damit mehrheitlich einem Vorschlag der Ahrensburger Stadtverwaltung.
Die Kosten für den Weiterbetrieb in Höhe von rund 1,26 Millionen Euro werden laut dem Beschluss von der Stadt übernommen. Allerdings muss der Anteil für 2023 von den Stadtverordneten noch gesondert freigegeben werden. Die Verwaltung rechnet mit Fördergeld von rund 300.000 Euro jährlich durch das Bundesverkehrsministerium. Sie soll jetzt auch prüfen, ob das Ioki-Fahrgebiet um die Siedlung Daheim in Ammersbek und Teile des Großhansdorfer Ortsteils Schmalenbeck erweitert werden kann.
Ahrensburg ist eines von zwei Testgebieten im Kreis
Darum geht es: Seit vergangenem Jahr sind fünf Elektroautos von Ioki in Ahrensburg unterwegs. Nutzer können den Service per App oder Telefon buchen und sich innerhalb des Stadtgebiets von einer beliebigen Adresse zu einem Haltepunkt bringen lassen oder umgekehrt. Es gibt keine festen Fahrpläne oder Routen.
Ahrensburg ist eines von zwei Testgebieten im Kreis Stormarn, das Projekt wird bislang zu 100 Prozent mit Fördergeld finanziert und wissenschaftlich begleitet. Die bisherige Bundesförderung endet jedoch zum Fahrplanwechsel am 11. Dezember.
Ist der Testbetrieb erfolgreich, soll Ioki dauerhaft bleiben
Ahrensburgs Verwaltung schlägt den weiteren Testbetrieb vor, weil sie Ioki als klimaschonende Ergänzung des öffentlichen Nahverkehrs betrachtet. Die Bürger sollen diesen Shuttle-Service häufiger nutzen, wenn sie durch den Fahrdienst Haltestellen und Bahnhöfe besser erreichen können. Wird die Testphase als erfolgreich beurteilt, soll Ioki daher langfristig bestehen bleiben.
Bei den Stadtverordneten stieß das Fahrdienst-Projekt nicht nur auf Zustimmung, sondern ganz oder teilweise auch auf Kritik. Die SPD war grundsätzlich für den Testbetrieb, störte sich aber daran, dass dafür 170.000 Euro durch Änderungen beim Ahrensburger Buslinienverkehr eingespart werden. So sollen einzelne Busstrecken und -zeiten durch Ioki-Fahrten ersetzt werden. In einem eigenen Antrag forderte die SPD daher, den Busverkehr während der neuen Testphase nicht zu reduzieren. „Es ist das falsche Signal und verfrüht, öffentlichen Nahverkehr und etablierte Buslinien einzustellen“, sagte Bela Randschau (SPD). „Fraglich ist doch, ob Ioki, die Fahrgastbeförderung dann abfedern kann.“
FDP lehnt die Verlängerung gänzlich ab
Demgegenüber sagte Detlef Levenhagen (CDU): „Die betroffenen Buslinien sind oft nur sehr wenig frequentiert. Es lohnt nicht, sie zu betreiben.“ Der SPD-Antrag wurde schließlich mit den Stimmen von CDU, Grünen und WAB abgelehnt, neben der SPD stimmten Linke und FDP dafür.
Die FDP lehnte die Verlängerung des Ioki-Testbetriebs gänzlich ab. „Erst müssen Fragen beantwortet werden wie die, wie viele Nutzer tatsächlich von ihrem Auto umgestiegen sind“, sagte für die Liberalen Thomas Bellizzi. Er verwies darauf, dass 66.000 Personenkilometern von Ioki auch 72.000 Kilometer an Leerfahrten gegenüberstünden. „Wir sehen nicht den Nutzen des Projekts“, so Bellizzi, „Jede Fahrt wird mit zehn Euro bezuschusst. Es war schön, Ioki mal ausprobiert zu haben, aber das Projekt ist nicht rentabel.“
Seniorenbeirat befürwortet das Angebot
Verteidigt wurde Ioki von WAB und Linken. „Es war Riesenpech, dass in der bisherigen Testphase die Corona-Pandemie dazwischengekommen ist. Wir sollten Ioki weiter ausprobieren, zumal es Zuschüsse von Bund und Kreis gibt“, sagte Detlev Steuer (WAB). „Ioki ist ein Erfolg“, so Ali Haydar Mercan (Linke). „Es ist ökologisch und hilft Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, mobil zu werden.“
Auch der Ahrensburger Seniorenbeirat sprach sich für Ioki aus. „Der Fahrdienst ist eine Verbesserung für die Senioren“, sagte der Beiratsvorsitzende Edgar Müller. „Er macht bislang nur schwer erreichbare Stellen in der Stadt erreichbar.“ Allerdings müsse es noch mehr Informationen über das Fahrangebot geben.
Komfortzuschlag soll auf Busstrecken entfallen
Die Ahrensburger Grünen hatten einen Ergänzungsantrag zum Vorschlag der Stadtverwaltung. Demnach soll Ioki-Nutzern der so genannte Komfortzuschlag von einem Euro erstattet werden, wenn sie auf Busstrecken fahren, auf denen die Busse durch Ioki ersetzt werden. Zudem soll ein Sozialticket für einkommensschwache Ioki-Fahrgäste eingeführt werden. „Es darf kein Nachteil entstehen, wenn Buslinien wegfallen und die Bürger nur Ioki nutzen können“, sagte Nadine Levenhagen (Grüne). „Wir sollten bei Ioki so viel wie möglich ausprobieren.“
Der Grünen- Antrag wurde mit der großen Mehrheit von CDU, Grünen, SPD und Linken angenommen. Dagegen waren FDP und WAB. Der so ergänzte Vorschlag der Verwaltung zum weiteren Ioki-Testbetrieb für zwei Jahre wurde dann von allen Fraktionen außer der FDP unterstützt. Die von der Verwaltung vorgeschlagenen Änderungen beim Busverkehr wurde von SPD und FDP abgelehnt, aber von CDU, Grünen, Linken und WAB ebenfalls angenommen.