Grosshansdorf. Schule erhält Neubau für die Nachmittagsbetreuung. Kosten steigen um 700.000 Euro auf 4,2 Millionen. Grund sind knappe Baumaterialien.
Die Erweiterung der Grundschule Wöhrendamm wird erheblich teurer als geplant. Das hat Großhansdorfs Bürgermeister Janhinnerk Voß der Schulverbandsversammlung am Dienstag mitgeteilt. Die Mehrkosten belaufen sich demnach auf rund 700.000 Euro. Statt 3,5 Millionen wird das Projekt den Schulverband Großhansdorf, zu dem auch die Nachbargemeinden Hoisdorf und Siek gehören, nun rund 4,2 Millionen Euro kosten.
„Die Angebote, die wir als Ergebnis der Ausschreibung erhalten haben, liegen deutlich über dem, was wir uns bei der Beschlussfassung im vergangenen Juni ausgerechnet hatten“, sagt Voß. Grund für die Kostenzunahme sei die immense Preissteigerung bei Baumaterialien. „Auf dem Markt gibt es einen Mangel und die Nachfrage ist weiter hoch“, sagt der Verwaltungschef, der zugleich auch Schulverbandsvorsteher ist.
Corona-Pandemie führt zu Mangel an Baustoffen
Bereits seit einiger Zeit sind Holz, Dämmmaterial, Stahl, Kunststoff und andere Baustoffe in Deutschland knapp. Der Mangel ist eine Folge der Corona-Pandemie. Im vergangenen Jahr war die Nachfrage während des Lockdowns eingebrochen, viele Hersteller hatten deshalb die Produktion heruntergefahren. Als die Konjunktur zum Jahresende in den USA und China wieder anzog, konnte das Produktionsvolumen nicht schnell genug wieder erhöht werden, um die ansteigende Nachfrage zu bedienen. Die Konsequenz sind steigende Preise. „Darüber hinaus sind die Auftragsbücher in der Baubranche voll“, sagt Voß.
Mehrkosten plant die Verwaltung deshalb auch für die energetische Sanierung des Emil-von-Behring-Gymnasiums ein, die im Herbst starten soll. Statt 1,2 Millionen rechnet sie nun mit 1,4 Millionen Euro für die Maßnahme. An Turm 1 der Schule soll die Außenverkleidung erneuert, eine Rettungstreppe angebaut und eine Lüftungsanlage installiert werden. Auf dem Gelände der Grundschule Wöhrendamm soll bereits seit geraumer Zeit ein Erweiterungsbau entstehen.
Die Schule benötigt dringend Platz für die Nachmittagsbetreuung
Die Bildungseinrichtung benötigt seit Jahren dringend mehr Platz für den „Wöhri-Club“, der die Nachmittagsbetreuung übernimmt. Seit 2008 ist die Grundschule eine Offene Ganztagsschule (OGS), die Nachfrage nach Plätzen in der Nachmittagsbetreuung hat laut Verwaltung seitdem kontinuierlich zugenommen. Von 285 Jungen und Mädchen werden in diesem Schuljahr 184 auch am Nachmittag betreut. Zurzeit ist die OGS zum großen Teil in Containern auf dem Pausenhof untergebracht.
Derzeit bekommen die Kinder ihr Mittagessen im Keller
Weil es keine Mensa gibt, nutzt die Schule zurzeit eine Lehrküche im Keller für die Essensausgabe. Dort können jedoch nur 40 Kinder gleichzeitig sitzen, deshalb müssen die Jungen und Mädchen in drei Gruppen essen. Schulleiter Ralph Märcker beklagt seit Jahren, dass es sich bei dieser Lösung um einen „Flaschenhals“ handele.
Der Entwurf des Architekturbüros KKP und des Ingenieurbüros Pinck aus Hamburg, auf den sich die Schulverbandsvertreter vor einem Jahr verständigt hatten, sieht einen teilweise zweigeschossigen Solitär aus Backstein mit leicht zueinander versetzten Gebäudeteilen vor, die durch einen Flur verbunden werden sollen. Errichtet werden soll der Bau auf dem Pausenhof, auf einer rund 550 Quadratmeter großen Fläche zwischen dem Gelände der Kita Wöhrendamm und der Buskehre.
Gebäude soll Gruppenräume und Mensa beinhalten
Das Pultdach soll begrünt werden, außerdem sollen zwei Reihen Solarpaneele darauf installiert werden. Der Neubau soll über eine Bruttogeschossfläche von etwa 820 Quadratmetern verfügen. In dem zweistöckigen Gebäudeteil sollen je Etage vier Gruppenräume von 30 Quadratmetern Größe untergebracht werden. Die Räume im Erdgeschoss erhalten eine mobile Trennwand, die es ermöglicht, zwei benachbarte Räume bei Bedarf zu einem großen zu vereinen.
In dem Gebäudeteil mit einem Stockwerk sollen eine Mensa für bis zu 80 Schüler und eine Lehrküche untergebracht werden. Zur Sitzung der Schulverbandsvertreter hatte die Verwaltung fünf Varianten geprüft, wie mit der Kostensteigerung umgegangen werden kann. Sie reichten von der Streichung einzelner Maßnahmen, etwa der mobilen Trennwände, über eine Neuausschreibung bis hin zu einem kompletten Stopp des Projekts.
Bürgermeister warnt eindringlich vor Neuausschreibung
Vor einer Neuausschreibung warnte Voß jedoch eindringlich. „Es ist nicht abzusehen, dass sich die Entwicklung auf dem Materialmarkt in naher Zukunft grundlegend ändert.“ Ein neues Vergabeverfahren werde eher zu noch teureren Angeboten führen. Auch Einsparpotenziale habe die Verwaltung kaum gefunden. Maximal 165.000 Euro könnten demnach eingespart werden, ohne das Gebäude grundlegend neu zu planen.
Auch deshalb votierten die Schulverbandsvertreter letztlich mit großer Mehrheit dafür, das Vorhaben trotz Mehrkosten unverändert umzusetzen. „Wir sollten uns jetzt zusammenraufen, auch wenn es uns Bauchschmerzen bereitet“, sagte Matthias Sünnemann (Grüne). „Die Räume werden dringend gebraucht, das sollte es uns Wert sein“, sagte Sandrine Klimek (SPD).
Die Arbeiten sollen im August beginnen
Johannes Basler von der FDP betonte: „Der Raumbedarf besteht seit langer Zeit, es ist klar, dass wir dieses Gebäude bauen müssen.“. Auch die CDU stellte sich hinter das Projekt. „Wenn wir jetzt die Sparvariante beschließen, holt uns das später ein“, sagte Andreas Bitzer. „Wenn wir jetzt auf sinnvolle Maßnahmen verzichten, dann wird es umso teurer, später nachzurüsten.“
Schulleiter Ralph Märcker dankte den Politikern für ihre Unterstützung. „Ich bin mit zitternden Händen hierher gefahren und habe befürchtet, dass Sie das Paket wieder aufmachen und wir am Ende ganz ohne dastehen“, sagte er. Baustart am Wöhrendamm soll im August sein. Die Fertigstellung ist für Ende 2022 oder Anfang 2023 geplant. Um die Mehrkosten zu stemmen, muss der Schulverband zusätzlich zu den bestehenden Verbindlichkeiten in Höhe von 2,5 Millionen Euro einen weiteren Kredit über 965.000 Euro aufnehmen.