Ahrensburg. Dehoga und Stadtforum begrüßen, dass es beim Stadtmarketing endlich vorangeht. Einzelhändler kritisieren falsche Prioritätensetzung.
Der 17-Punkte-Plan des neuen Citymanagers für die Ahrensburger Innenstadt hat bei Händlern und Gastronomen kontroverse Reaktionen ausgelöst. Während die Kaufleutevereinigung Stadtforum und der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) grundsätzlich begrüßen, dass es beim Thema Stadtmarketing nach jahrelangem Stillstand endlich vorangeht, kritisieren Einzelhändler die geplanten Maßnahmen zum Teil scharf.
Sven Leya, Inhaber des Herrenhauses an der Hagener Allee, vermisst den „großen Wurf“. Generell finde er die Ideen des Citymanagers zwar gut, sagt er. Seiner Ansicht nach müsste das Konzept aber tiefer gehen. Die geplanten Ausleihstationen in den Geschäften für Regenschirme hält er zum Beispiel für Symbolpolitik. Stattdessen wünscht sich der Geschäftsmann mehr Mülleimer in der Innenstadt. Er sagt: „Gerade durch die Pappbecher und Masken sind die vorhandenen Behälter oft überfüllt.“ Auch seine Frau Ewa Leya beklagt, dass die Hagener Allee nach den Wochenenden oft total dreckig sei.
Dehoga-Chef: „Wir haben einiges aufzuholen“
„Alles, was gemacht wird, bringt uns weiter“, sagt dagegen Axel Strehl, Dehoga-Chef in Schleswig-Holstein und Restaurantinhaber in Ahrensburg. „Wir freuen uns, dass es endlich vorangeht. Wir haben einiges aufzuholen.“ Es seien viele gute Ideen dabei, zum Beispiel das digitale Tourismus- und Branchenportal. Dort sollen Besucher alle Sehenswürdigkeiten finden und die Möglichkeit haben, interaktive 360-Grad-Rundgänge durch die Stadt zu unternehmen. „Touristen können sich schon mal anschauen, was sie in Ahrensburg erwartet“, sagt Axel Strehl. „Ich hoffe nun, dass möglichst viele Ideen umgesetzt werden.“
Der Gastronom hatte in der Steuerungsgruppe „Stadtmarketing“ mitgearbeitet, die über zwei Jahre mit der Beratungsgesellschaft Cima ein Konzept für Ahrensburg entwickelt hatte. Im letzten Moment hatten CDU, Grüne, Wählergemeinschaft WAB und Linke die Umsetzung gestoppt. „Der Citymanager hat Teile aus unserem Konzept aufgegriffen“, sagt Strehl. „Es ist schön, dass nicht alles vermodert.“
Die Leerstandsquote in der City liegt bei sieben Prozent
Der Dehoga-Chef bezieht sich vor allem auf die Stadtmarke. Bei der Entwicklung des neuen Slogans „Ahrensburg – Zusammen. Lebenswert. Lebendig.“ hatte sich Citymanager Christian Behrendt an der Kernbotschaft aus dem alten Konzept orientiert. „Es ist wichtig, dass Ahrensburg einen Slogan bekommt, um sich nach außen und innen zu präsentieren“, sagt Axel Strehl.
„Als Unternehmerverein begrüßen wir alle Maßnahmen, die zu einer höheren Kundenfrequenz in der Innenstadt führen“, sagt Götz Westphal, Chef des Stadtforums. „Wir haben in den vergangenen Monaten in ständigem Kontakt zu unseren Mitgliedern deren Sorgen und Nöte aus erster Hand erfahren. Die Pandemie hat dazu geführt, dass man sich ein Bild von der Innenstadt machen konnte, wie sie ohne Einzelhandel aussehen würde – trostlos.“
Deshalb müsse alles getan werden, um dieses zu verhindern. Wichtig sind aus Sicht des Stadtforums ausreichend Parkplätze, damit auch auswärtige Kunden weiter nach Ahrensburg kommen, ein modernes Parkleitsystem, attraktive Straßen und Plätze, eine Förderung der Gastronomie, aber auch ein kompetentes Leerstandsmanagement. Nach Angaben der Stadtverwaltung lag die Leerstandsquote in der City Ende April bei sieben Prozent.
Kaufleute wünschen sich mehr Sauberkeit in der City
Tanja Rohde, Mitarbeiterin des Geschäfts Koti für skandinavische Möbel, Wohnaccessoires und Kleidung an der Hagener Allee, sagt: „Ahrensburg wird nicht populärer durch Marketing nach außen, sondern durch eine Aufwertung des Stadtlebens.“ Die Ahrensburgerin findet es wichtiger, dass mehr für die Sauberkeit in der Innenstadt getan wird. Außerdem fordert sie mehr Parkplätze im Zentrum.
Auch von den geplanten Einkaufstaschen mit Ahrensburg-Slogan hält Tanja Rohde wenig. Aus Nachhaltigkeitsgründen sei es nicht sinnvoll, noch mehr Beutel in den Umlauf zu bringen. Das Geld würde sie lieber an anderer Stelle investieren. Silke Dahlmann, Inhaberin der Boutique La Joliette an der Hamburger Straße, sagt: „Das Stadtgeld kann man verteilen. Ich weiß aber nicht wirklich, was es bringen soll.“ Die Idee eines digitalen Marktplatzes, auf dem die Händler ihre Waren online anbieten können, gefalle ihr, wenn er gut gemacht werde.
Einzelhändler fordern genügend Parkplätze
Auch Herrenhaus-Geschäftsführer Sven Leya kritisiert fehlende Parkplätze. „Nicht alle können sich mit einem Lastenrad fortbewegen“, sagt er. „Für eine Teilhabe aller, auch der älteren Menschen, brauchen wir genügend Parkplätze, sonst fahren die Leute woanders hin und die Ahrensburger Innenstadt stirbt aus.“ Von der Politik wünscht er sich mehr Dialogbereitschaft.