Grosshansdorf. Praxen erhalten jetzt auch Präparat von AstraZeneca. Nächste Woche Änderung von Zuteilungs- auf Bestellungsprinzip.
Seit dem 6. April können sich berechtigte Bürger beim Hausarzt gegen Corona impfen lassen. In Stormarn sind 88 Praxen mit dabei. „Mit dem Impfen kommt nach dem schon sehr anstrengenden Jahr 2020 noch mal eine große Sonderbelastung auf Ärzte und ihre medizinischen Fachangestellten zu. Aber jetzt schauen wir nach vorn, sind hochmotiviert und ergreifen die Chance, diese Pandemie in den Griff zu bekommen“, sagt Dr. Monika Schliffke, die Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein (KVSH).
Die Praxen werden im April zunächst aktiv auf ihre Patienten der Prioritätsgruppen 1 und 2 zugehen. Daher werden die Menschen gebeten, nicht selbst einen Praxistermin nachzufragen.
Corona-Impfungen in Stormarn
In der Gemeinschaftspraxis von Marcus Jünemann, Claus Jöllenbeck und Janka Wolter in Großhansdorf wird seit zwei Wochen geimpft. Die Spritze bekommen zurzeit Menschen über 70 Jahre und chronisch Kranke.
„Die impfberechtigten Personen müssen sich bei uns auf eine Warteliste setzen lassen, dann rufen wir sie proaktiv an, um mit ihnen einen Termin zu vereinbaren. Wir kennen unsere Patienten am besten und wissen, wer aus der aktuellen Prioritätsgruppe als nächstes gegen Corona geimpft werden sollte“, sagt Janka Wolter. In den Arztpraxen wird zurzeit nur das Präparat von Biontech und Pfizer gespritzt. Zur Corona-Schutzimpfung sollten die Patienten ihren Impfausweis mitbringen.
"Impftourismus ist ja auch nicht richtig"
Heute ist auch Karin Häbel (79) an der Reihe. Sie hat schon lange mit ihrer Familie versucht, im Impfzentrum einen Termin zu erhalten. Die zuvor im System angebotenen Termine waren dann aber doch nicht mehr verfügbar. „Wir haben immer wieder versucht, einen Termin im Internet oder per Telefon zu bekommen. Da wurde mir auch etwas in Plön und Flensburg angeboten, aber Impftourismus ist ja auch nicht richtig“, sagt Häbel. „Als mich eine Mitarbeiterin aus der Praxis Anfang der Woche anrief, um mir ein Impfangebot zu machen, habe ich mich wahnsinnig gefreut.“
Den Termin zur Zweitimpfung hat die Ärztin schon mit ihrer Patientin vereinbart. Das Aufklärungsgespräch mit Wolter war ihr sehr wichtig, damit offene Fragen hinsichtlich des Impfstoffes beantwortet werden. Häbel sagt: „Ich fühle mich hier in der Praxis gut aufgehoben, weil alles so gut organisiert ist.“ Ihr Mann wolle sich auch impfen lassen, sobald es gehe.
Impftempo soll in Stormarn jetzt erhöht werden
„Wir wollen das Impftempo jetzt erhöhen“, erzählt Wolter. Die Stoffe werden vom Bund bezahlt, und die Anzahl der täglich durchgeführten Impfungen müssen täglich an das Bundesgesundheitsministerium gemeldet werden.
In der Praxis von Janka Wolter und ihrem Team haben alle Ärzte und medizinischen Fachangestellten eine Erstimpfung mit dem Vektorimpfstoff AstraZeneca erhalten. Die Apotheke im Haus bereitet die Impfung logistisch vor. Die notwendige Kühlung des Vakzins ist so gewährleistet. Der Abstand zwischen Erst- und Zweitimpfung mit AstraZeneca beträgt derzeit zwölf Wochen, bei dem Impfstoff des Mainzer Unternehmens Biontech liegt er bei sechs Wochen.
Erfahrungen in den Impfzentren gesammelt
Die Präparate werden in drei Stormarner Impfzentren verabreicht: in Bad Oldesloe (Räume der Jugendherberge), Reinbek (Jürgen-Rickertsen-Haus) und Großhansdorf (Gelände der LungenClinic). „Wir Ärzte profitieren davon, dass wir schon im Impfzentrum gearbeitet haben“, sagt Wolter. Sie ermuntert die Menschen, auch weiterhin dort Termine zu vereinbaren, um das Tempo zu beschleunigen.
Die medizinische Fachangestellte Britta Wulf-Albrecht hat bereits praktische Erfahrungen im Impfzentrum Großhansdorf gesammelt. So nimmt etwa das Aufziehen der Spritzen eine gewisse Zeit in Anspruch. „Ich spüre die Wertschätzung in der Praxis jetzt noch mehr. Neulich hat mir eine Patientin sogar Blümchen geschenkt. Da habe ich mich total gefreut“, sagt Wulf-Albrecht. Ihrer Ansicht nach sollten Kräfte aus dem Pflegebereich, der Polizei, der Feuerwehr und diejenigen, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, in der Impfpriorität besonders berücksichtigt werden. Sie hat ihre Impfung mit dem AstraZeneca-Impfstoff übrigens gut vertragen. „Ein bisschen Muskelkater hatte ich im Arm, aber sonst keine Nebenwirkungen.“
Ab dem heutigen Montag wird neben Biontech auch der AstraZeneca-Impfstoff in die Arztpraxen geliefert. Der KVSH ist nicht bekannt, in welchem Mengenverhältnis zu Biontech die Zuteilung des AstraZeneca-Präparats erfolgt.
Praxen impfen 2378 Männer und Frauen in einer Woche
Demnächst bestellen Praxen den Covid-19-Impfstoff spezifisch. Sie geben auf dem Rezept an, von welchem Mittel sie wie viele Dosen benötigen. Dies gilt erstmals für die Woche vom 26. April bis 2. Mai. Um möglichst viele Patienten zu impfen, wird dringend empfohlen, beide Stoffe zu ordern.
Die Bestellmenge pro Arzt ist für die Woche vom 26. April bis 2. Mai auf 18 bis maximal 30 Dosen Covid-19-Impfstoff von Biontech und zehn bis maximal 50 von AstraZeneca begrenzt. Nach Auswertungen der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein wurden im Kreis Stormarn in der 14. Kalenderwoche in den Praxen 2378 Impfungen durchgeführt.
Delf Kröger, Abteilungsleiter für Gesundheitspolitik bei der KVSH: „Wir erhalten positive Rückmeldungen von den Hausärzten. Die Zahl der Impfungen in den Praxen zeigt zudem schon in der derzeitigen Phase, in der die Impfstoffmengen noch begrenzt sind, dass diese der Schlüssel zum zügigen Erreichen einer hohen Impfquote sind.“