Ahrensburg. Verwaltungschef plädiert dafür, Einsatzkräfte in der Priorisierung vorzuziehen, da sie besonderer Ansteckungsgefahr ausgesetzt seien.
Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehren sollen sofort geimpft werden. Das fordert der Ahrensburger Bürgermeister Michael Sarach gemeinsam mit dem Gemeindewehrführer Jürgen Stahmer. Beide schließen sich damit einem Appell des Kreisfeuerwehrverbandes an. Denn bisher sind Einsatzkräfte der Feuerwehr in der Impfpriorität in der Gruppe 3. Also wohl noch Wochen, wenn nicht Monate entfernt von einer Immunisierung.
Seit mittlerweile einem Jahr müssen sich freiwillige Mitglieder der Feuerwehren bei ihren Einsätzen der Gefahr aussetzen, sich mit dem Coronavirus anzustecken. Sollten sich Einsatzkräfte infizieren, besteht die Möglichkeit, dass ganze Wehren außer Gefecht gesetzt werden, weil deren Mitglieder in zweiwöchige Quarantäne müssen. „Das ist bei uns glücklicherweise noch nicht vorgekommen. Aber ich will, dass das so bleibt“, sagt Bürgermeister Michael Sarach. Und da helfe letztendlich nur eine Impfung.
Im Infektionsfall könnte ein ganze Wehr außer Gefecht gesetzt werden
Im Raum steht die Empfehlung der Feuerwehren, jetzt mit täglichen Restimpfstoffmengen aus den Impfzentren ihre Mitglieder zu versorgen und sie in ihrer Priorität durch eine angepasste Entscheidungspraxis der Impfzentren bei der Vergabe von überzähligen Impfstoffdosen aufgrund ihrer tatsächlichen Systemrelevanz vorzuziehen. Die Priorisierung der Impfgruppen wurde bundesweit anhand der Coronavirus-Impfverordnung vorgenommen. Feuerwehrleute finden sich dabei derzeit nur als „Person mit besonders relevanter Position im Feuerwehrdienst“ in der Verordnung wieder. Allerdings auch nur in der 3. Kategorie.
Dass die ehrenamtlichen Mitglieder sich ständig dem Risiko einer Ansteckung aussetzen müssen, will der Ahrensburger Verwaltungschef nicht länger einfach so hinnehmen. „Es handelt sich hier um eine Gruppe von Menschen, die sich freiwillige für die Gesellschaft in Gefahr begeben, um Leben zu retten. Sie benötigen deshalb einen besonderen Schutz“, so Sarach. Das sei bei der Aufstellung der Impf-Priorisierung seiner Meinung nach nicht genügend berücksichtigt worden. Eigentlich müsste diese Priorisierung nachträglich geändert werden. Dass es dazu kommt, hält der Ahrensburger Verwaltungschef jedoch für äußerst unwahrscheinlich.
Maskenpflicht und Abstandsregeln stellen Feuerwehrleute vor große Herausforderungen
Seine Forderung: Mehr Flexibilität. Impfstoff, der nicht verwendet wird – etwa weil Personen nicht zum Termin erscheinen oder Impfzentren nicht ausgelastet sind – sollte kurzfristig den Wehren zur Verfügung gestellt werden. Diesen Standpunkt vertritt auch der Ahrensburger Gemeindewehrführer Jürgen Stahmer: „Da die gesetzlichen Zugangsvoraussetzungen auch für den ehrenamtlichen Dienst in der Feuerwehr an allgemeine Altersgrenzen und besondere gesundheitliche Voraussetzungen geknüpft sind, fallen die meisten unserer Mitglieder leider durch das Bewertungsschema der Impfverordnung. Sie müssen sich aufgrund ihrer persönlichen Voraussetzungen, nicht aber für ihren Dienst am Gemeinwohl, messen lassen.“
Dass seine Kameraden bei den Einsätzen noch immer ungeimpft arbeiten müssten, stelle die Wehr vor große Herausforderungen. Es herrsche strickte Maskenpflicht, was bei den teils kraftraubenden Tätigkeiten schwer umzusetzen sei. Ebenso wie die Abstandsregeln. Fahrzeuge sind normalerweise mit bis zu neun Personen besetzt. Diese Zahl wurde auf sechs reduziert. Eng ist es in einem Einsatzfahrzeug trotzdem. „Auch bei Rettungseinsätzen ist die Einhaltung von Hygienevorschriften schlecht umzusetzen. Wer gerade aus einem brennenden Haus gerettet wird, hat andere Sorgen als einen Mund- und Nasenschutz zu tragen“, sagt Ortswehrführer Jan Haarländer. Und bei einigen der Tätigkeiten brauche es eben eine gewisse Anzahl an Einsatzkräften, die dann auch nebeneinander arbeiten müssen.
Hygienevorschriften bei Einsätzen schwer umzusetzen
In Ahrensburg verzeichneten die Freiwilligen Feuerwehren während der ersten und zweiten Phase der Corona-Pandemie über 400 Einsätze, teilweisevier oder fünf Einsätze pro Tag. Darunter sind auch viele mit direktem Kontakt zu Verletzten – etwa bei Verkehrsunfällen. Dennoch gab es bisher erst einen bekannten Fall einer Corona-Infektion in der Ahrensburger Wehr. Dieser wurde glücklicherweise erkannt, weitere Ansteckungen gab es nicht. Die Gefahr fährt aber immer mit. Haarländer: „Alle hier haben auch Jobs und Familie und wollen das Virus natürlich nicht dort hinein tragen. Ich würde auch mitten in der Nacht viele Kameraden mobilisiert bekommen, die sich sofort impfen lassen würden.“
Ausbildung kann derzeit nur online stattfinden
Neben Einsätzen ergibt sich durch die Hygienevorschriften ein weiteres Problem. Das der Ausbildung, die derzeit allenfalls online stattfinden kann. Haarländer: „Das funktioniert natürlich nur teilweise. Ich kann niemandem in einer Videokonferenz erklären, wie er einen Schlauch zu bedienen hat. Ebenso wenig wie ein Polizist online lernen kann, wie er seine Dienstwaffe benutzt.“
Die Stadt Ahrensburg hat bereits in der ersten Phase der Pandemie für die Ausstattung mit FFP2-Masken und Schutzmaterial für alle Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehren im Stadtgebiet gesorgt. Sarach: „Mit der Gemeindewehrführung wurden gut überlegte Einsatz- und Hygienekonzepte entwickelt. Die Kohortenbildung bei Einsätzen, das Einhalten von Abstandsregeln im Einsatz und schützende Selbstdisziplin bei sozialen Kontakten haben dafür gesorgt, dass der Brandschutz und die Rettung von Menschen stets gewährleistet war.“
Vergangene Woche hatte übrigens Landrat Henning Görtz angeregt, dass nach dem Start der Prioritätsgruppe 3 Einsatzkräfte außerhalb der regulären Öffnungszeiten der Impfzentren geimpft werden könnten. So könnte zumindest dann eine zügige Immunisierung der Feuerwehrmänner gesichert werden.