Ahrensburg. Wegen des aktuellen Lockdowns gibt es das Stadtgeld für alle Einwohner nun frühestens im März. Kinder erhalten 50, Erwachsene 30 Euro.

Um Einzelhändler und Gastronomen in der Corona-Krise zu unterstützen, will die Stadt Ahrensburg ihren Einwohnern ein sogenanntes Stadtgeld auszahlen. Jeder Bürger soll einen Einkaufsgutschein erhalten, den er in Geschäften, Restaurants, Cafés und Kulturbetrieben in Ahrensburg einlösen kann, die während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 schließen mussten. Doch nun sorgt der zweite Lockdown dafür, dass die Idee vorerst nicht umgesetzt werden kann. 

Ursprünglich sollte der sechswöchige Aktionszeitraum am 18. Januar beginnen, dann wurde der Start auf den 1. Februar verschoben. Doch auch dieses Datum lässt sich wegen des verlängerten Lockdowns nicht realisieren. Nun werde der "nächstmögliche Termin" anvisiert, sagt Wirtschaftsförderin Anja Gust, die im Ahrensburger Rathaus für die Umsetzung des Projekts verantwortlich ist. Derzeit werde der Zeitraum vom 1. März bis 10. April anvisiert. Sie habe aber Zweifel, ob dieser Termin angesichts der aktuellen Entwicklung realistisch sei, sagt die Verwaltungsmitarbeiterin. 

Vorbild ist die Stadt Marburg

Vorbild für die Aktion ist die hessische Stadt Marburg, die bereits im Sommer Einkaufsgutscheine an ihre rund 75.000 Bürger verteilt hatte. Etwa 80 Prozent wurden in den Geschäften eingelöst, der Oberbürgermeister zog ein positives Fazit. Ahrensburgs Verwaltungschef Michael Sarach geht davon aus, dass die Resonanz in seiner Stadt ähnlich gut ausfallen wird. 

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In Ahrensburg sollen Kinder einen Gutschein über 50 Euro und Erwachsene über 30 Euro bekommen, ausgegeben in Zehn-Euro-Coupons. Diese sollen per Brief an die Bürger verschickt werden. "Wir haben alles vorbereitet", sagt Anja Gust. "Die entsprechende Datei muss nur noch gedruckt werden. Wir brauchen einen Vorlauf von maximal 14 Tagen." Unternehmen, die an der Aktion teilnehmen wollen, müssen sich über ein Internetportal registrieren. Ausgeschlossen sind Geschäfte, die nicht von der Schließverordnung aus dem März 2020 betroffen waren, etwa Supermärkte, Drogerien, Apotheken und Baumärkte.

Internetseite ist noch nicht freigeschaltet

Die Internetseite für die Aktion ist laut Anja Gust bereits gestaltet, sie müsse nur noch freigeschaltet werden. Auch Poster und Flyer seien vorbereitet, um für das Stadtgeld zu werben. "Wir sind nun darauf angewiesen, was Bund und Länder in den kommenden Wochen entscheiden. Solange der Lockdown weiter verlängert wird, ist die Aktion nicht zielführend", sagt die Wirtschaftsförderin.

"Das Stadtgeld kommt auf jeden Fall", betont Detlef Levenhagen, Fraktionschef der CDU. Die Christdemokraten hatten die Aktion mit den Grünen initiiert und mit der gemeinsamen politischen Mehrheit auf den Weg gebracht. Zuletzt unterstützte auch die FDP das Vorhaben.

Kosten betragen 1,3 Millionen Euro

Vehemente Kritik gab es dagegen von den anderen Fraktionen. SPD, Linke und Wählergemeinschaft WAB halten die Kosten von rund 1,3 Millionen Euro angesichts der coronabedingt angespannten Finanzlage der Stadt für zu hoch. Zudem haben sie erhebliche Zweifel an der Wirksamkeit der Aktion. Sie befürchten zum Beispiel, dass viele Gutscheine nicht bei den lokalen Händlern, sondern bei bundesweiten Filialisten eingelöst werden. Kritik kam auch von Händlern. Juwelier Andreas Werning, Vorstandsmitglied der Kaufleutevereinigung Stadtforum, äußerte die Befürchtung, dass das Geld nicht bei denen ankomme, "die es nötig haben". 

Politiker wollen Aktion schnellstmöglich umsetzen

"Sobald die Geschäfte wieder geöffnet haben, wird es schnellstmöglich losgehen", sagt Detlef Levenhagen. In der aktuellen Situation lasse sich der Zeitpunkt schwer abschätzen. Mit der Verwaltung sei abgesprochen worden, im 14-Tage-Rhythmus neu zu entscheiden. "Wir brauchen eine funktionsfähige Innenstadt und müssen alles tun, um zu vermeiden, dass Geschäfte wegen der Corona-Krise schließen müssen", sagt der CDU-Fraktionschef. "Durch den zweiten Lockdown werden die Einzelhändler und Gastronomen noch stärker bestraft." Umso wichtiger sei es, sie anschließend zu unterstützen.

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So sieht das auch Nadine Levenhagen. Die Fraktionsvorsitzende der Grünen sagt: "Die Aktion ist nun noch dringlicher als vorher." Per sogenanntem Umlaufbeschluss hätten die Politiker, die wegen der Pandemie derzeit nicht in Präsenzsitzungen tagen, die Verschiebung beschlossen. "Es hat für uns höchste Priorität, das Stadtgeld so schnell wie möglich umzusetzen", sagt Nadine Levenhagen. Sie hoffe, dass die Ahrensburger die Gutscheine auch wirklich nutzten und "die Dringlichkeit sehen, nach einem so harten Lockdown den Einzelhandel zu unterstützen". Die Initiatoren wünschen sich, dass die Bürger letztlich mehr Geld in den Geschäften ausgeben als nur den Gutscheinbetrag. 

Gutschein kann auch gespendet werden

Wer seinen Gutschein nicht einlösen will, kann den Betrag für soziale Projekte oder Organisationen spenden. Dafür müssen die Coupons an die Verwaltung zurückgeschickt werden.