Bad Oldesloe. Erste Patienten in Oldesloer Einrichtung geimpft. Weil es an Impfstoff mangelt, können die Kapazitäten nicht ausgeschöpft werden.

Es ist 12.50 Uhr am Montagmittag. Bereits zehn Minuten vor dem offiziellen Start des ersten Stormarner Impfzentrums hat sich vor dem Eingang der umgebauten Jugendherberge in Bad Oldesloe eine Schlange gebildet. Ganz vorn in der Reihe befinden sich Cornelia Schulz (41) aus Trittau und Dirk Detert (80) aus Großhansdorf. Sie sind die beiden ersten Menschen, die im Oldesloer Impfzentrum gegen das Coronavirus geimpft werden.

Erste Termine waren schnell ausgebucht

"Ich fühle mich geehrt", sagt Schulz, die in einem Trittauer Alten- und Pflegeheim am Empfang arbeitet und an einer Behinderung leidet. "Ich habe zu allen Bewohnern Kontakt und fühle mich einfach sicherer, wenn ich geimpft bin. Ich wollte früh drankommen, weil ich kein Covid-19 bekommen möchte." Deshalb sei sie am 29. Dezember, als die Vergabe der Termine freigeschaltet wurde, extra um 5.30 Uhr aufgestanden. Eine richtige Entscheidung, denn "schon nach wenigen Stunden waren alle Termine für die erste Woche ausgebucht", wie Landrat Henning Görtz sagt.

Dienstag sind neue Anmeldungen möglich

Ab diesem Dienstag, 5. Januar, werden die Termine für die nächste Woche vergeben: telefonisch unter der Rufnummer 116 117 oder im Internet auf der Seite www.impfen-sh.de. Impfberechtigt sind in der ersten Phase über 80-Jährige sowie unter anderem Mitarbeiter von Notaufnahmen und Pflegepersonal. "Ich rechne damit, dass die Termine wieder schnell ausgebucht sein werden, weil noch nicht so große Impfstoffmengen zur Verfügung stehen", sagt Görtz.

Gestartet wird mit zwei Impflinien

Vorerst bekommt der Kreis Stormarn 120 Impfdosen pro Tag. Das Impfzentrum in Bad Oldesloe ist damit noch weit von einer Vollauslastung entfernt. Gestartet wird in Bad Oldesloe mit zwei Impflinien in einer Schicht. "Wir könnten theoretisch mit fünf Ärzten und in Doppelschicht arbeiten", sagt Allgemeinmediziner Hubertus Tesdorpf, der die Patienten vor der Impfung in einem etwa sechsminütigen Beratungsgespräch aufklärt.

Es fehlt an Impfstoff

Der Kreis wartet nun auf größere Impfstoffmengen, um auch die Einrichtungen in Großhansdorf und Reinbek in Betrieb nehmen zu können. Wann die Lieferungen aufgestockt werden, ist jedoch unklar. Fest steht: "Wir könnten sehr viel mehr Impfungen pro Tag vornehmen", sagt Andreas Rehberg, Leiter des Fachbereiches Sicherheit und Gefahrenabwehr bei der Kreisverwaltung. Das Personal stehe bereit.

Bei Vollauslastung könnten in Stormarn 1200 Menschen pro Tag geimpft werden. "Wenn weiterer Impfstoff zur Verfügung steht, werden wir auch die anderen Impfzentren in Betrieb nehmen", sagt Landrat Henning Görtz. Er appelliert an die Berechtigten, die Impfmöglichkeit auch wahrzunehmen. "Die Impfzentren sind ein wesentlicher Beitrag, um die Pandemie endlich zu überwinden und zu einem normalen Leben zurückkehren zu können", sagt Görtz. "Wir wollen möglichst viele Menschen in Stormarn impfen und vor der Krankheit schützen."

Soldaten unterstützen Arbeit in den Impfzentren

Schilder weisen darauf hin, dass die Jugendherberge in Bad Oldesloe zum Impfzentrum umfunktioniert wurde. Am Eingang kontrollieren Soldaten der Bundeswehr an einem provisorisch aufgebauten Tresen die Daten der angemeldeten Personen. Dann werden die Impfwilligen zu einem Wartebereich geleitet. Fünf verschiedenfarbige Linien auf dem Boden weisen den Patienten den Weg durch die Jugendherberge, zunächst zum Beratungsgespräch mit dem Arzt. Dr. Hubertus Tesdorpf klärt zum Beispiel ab, dass nichts gegen eine Impfung spricht. Es gebe aber kaum Ausschlusskriterien. "Wer sich bereits mit Corona infiziert hat oder gerade eine Chemotherapie gemacht hat, wird nicht geimpft", sagt er. Allergien wie Heuschnupfen oder Ähnliches seien in der Regel kein Hindernis.

Impfung dauert nur wenige Minuten

Die Impfung erfolgt durch medizinisch ausgebildetes Personal der Johanniter und dauert nur wenige Minuten. Notfallsanitäter Lucas Hoffmann hat sich freiwillig als Helfer für das Impfzentrum angemeldet. Der 21-Jährige aus Bad Oldesloe hat im Vorfeld eine Schulung für den Impfvorgang absolviert. "Die Impfung wird intramuskulär vorgenommen", sagt er. Auf diese Weise habe er bei seiner Arbeit im Rettungsdienst schon Medikamente verabreicht.

"Ich finde es sehr sinnvoll, im Impfzentrum zu helfen. Es muss Menschen geben, die die Situation ändern wollen", sagt der Oldesloer, der normalerweise auf dem Rettungswagen im Einsatz ist. Dort habe er schon Corona-Infizierte mit schweren Verläufen erlebt. Glücklicherweise seien es meistens aber leichte Verläufe. In den kommenden Tagen werde er sich auch selbst gegen Corona impfen lassen.

Patienten müssen zweimal geimpft werden

Die Fachkräfte der Johanniter werden im Impfzimmer durch Soldaten der Bundeswehr unterstützt. Sie kümmern sich um Verwaltungsaufgaben. An diesem Tag ist Martin Huß im Einsatz. "Ich übermittele den Kollegen am Check-out den genauen Impfzeitpunkt, damit sie wissen, wann der Patient nach Hause gehen darf", sagt er.

Um Komplikationen ausschließen zu können, wird den Geimpften empfohlen, noch 15 Minuten in einem Warteraum zu bleiben. So lange wollte der Großhansdorfer Dirk Detert nicht warten. Ihm gehe es gut, verkündete er den Mitarbeitern. Und auch Cornelia Schulz ist nach der Impfung bestens gelaunt. "Es geht mir sehr gut", sagt die 41-Jährige. In drei Wochen muss sie zur zweiten Impfung kommen. Den Termin hat sie bei ihrer Anmeldung gleich mitbekommen.