Ahrensburg/Kiel. Telekom, Vodafone und Telefónica forcieren den 5G-Ausbau. Netzabdeckung im gängigen LTE-Netz beträgt im Kreisgebiet bereits 95 Prozent.
Nervige Funklöcher beim mobilen Telefonieren sollen in Schleswig-Holstein laut Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP) schon bald kein Thema mehr sein. „Legen wir die Ausbaukarten der drei großen Betreiber Telekom, Vodafone und Telefónica übereinander, liegt die Netzabdeckung inzwischen bei fast 100 Prozent“, sagt Buchholz. Im Vergleich zum Vorjahr seien 50 Prozent der noch bestehenden weißen Flecken getilgt worden, vor allem entlang der großen Verkehrsachsen. Der Kreis Stormarn hat von dieser Ausbauoffensive besonders profitiert.
Drei Telekom-Cluster ranken sich um die Autobahn 1
Das wird vor allem mit Blick auf die Einführung der neuen und leistungsstärkeren 5G-Technologie deutlich. Gleich drei der insgesamt acht Telekom-Cluster ranken sich um die Autobahn 1, drei weitere befinden sich im Gebiet der Landesgrenze zu Hamburg. Damit zeigt sich, dass Stormarns geografische Nähe zur Hanse-Metropole auch in dieser Hinsicht von Vorteil ist.
„Was den Ausbau des 5G-Netzes angeht, nimmt die Deutsche Telekom sogar im kontinentalen Maßstab eine Spitzenstellung ein“, sagt Marcus Isermann, Leiter Regulierung des größten Telekommunikationsunternehmens Europas mit Hauptsitz in Bonn. Und obwohl der Ausbau erst in diesem Jahr begonnen habe, könne die Hälfte aller Telekom-Kunden in Schleswig-Holstein bereits jetzt 5G nutzen.
Stormarns große Städte liegen zwischen den Clustern
Parallel habe der Marktführer aber auch massive Anstrengungen unternommen, um die letzten Lücken im gängigen LTE-Netz zu schließen. Hier sei mit einer 99-prozentigen Abdeckungsquote für Schleswig-Holstein ebenfalls ein Topwert gelungen. Der für Stormarn liege bei rund 95 Prozent.
„Neben der Schaffung von 99 neuen Basisstationen wurden 535 Standorte erweitert und größtenteils bereits für 5G vorgerüstet“, so Isermann. Damit habe die Telekom die Hauptlast einer nahezu flächendeckenden Mobilfunkversorgung getragen. Und das durchaus in doppeltem Wortsinn. Denn von den 1,5 Millionen Telekom-Kunden, die 5G heute schon nutzen können, lebten sehr viele auf dem Land. Das belegt auch die Grafik: Stormarns große Städte wie Ahrensburg, Reinbek und Bad Oldesloe liegen allesamt (noch) zwischen den bereits bestehenden Clustern, aber nicht eine mittendrin.
„Wir werden weiterhin jeden weißen Fleck jagen“
Auch Michael Jungwirth, Director Governmental Affairs bei Vodafone, sieht Schleswig-Holstein beim Mobilfunkausbau „auf der Überholspur“. Die LTE-Netzabdeckung des Unternehmens bezifferte er auf 99,4 Prozent. Insbesondere entlang von Autobahnen und Schienentrassen sei der Ausbau des Vodafone-Netzes forciert worden. „Wir werden weiterhin jeden weißen Fleck jagen und versorgen“, versprach Jungwirth.
Seit April dieses Jahres hat Vodafone laut eigenem Bekunden 233 LTE-Ausbau- und Erweiterungsmaßnahmen vorgenommen und dabei 60 Mobilfunkstandorte in ganz Schleswig-Holstein mit 5G ausgerüstet. Dazu zählen auch drei Masten in Stormarn: in Ammersbek, Bad Oldesloe und Schönningstedt.
Schleswig-Holstein wesentlicher Teil der 5G-Offensive
„Landesweit sind inzwischen 22 Prozent der Haushalte mit 5G versorgt“, so Jungwirth. Bis zum Sommer wolle Vodafone aber weitere 75 Mobilfunkprojekte mit 5G stemmen. „Damit haben wir deutlich mehr gebaut, als wir eigentlich müssten“, sagt Jungwirth. Was belege, dass Schleswig-Holstein wesentlicher Teil der 5G-Offensive des Unternehmens sei. Bis zum Jahresende sollen deutschlandweit 15 Millionen Menschen und bis Ende 2021 sogar 30 Millionen Menschen mit 5G versorgt werden.
Laut Valentina Daiber, Vorstandsmitglied Telefónica Deutschland, hat der Konzern, zu dem auch O2 gehört, 2020 sein Mobilfunknetz allein in Schleswig-Holstein um rund 300 neue 4G-Anlagen ausgebaut. „Etwa die Hälfte davon sendet dort, wo es bislang noch kein 4G gab“, so Daiber. Mit den neuen Anlagen würden die Kapazitäten der O2-Kunden erweitert und die Surfgeschwindigkeiten erhöht. Der Versorgungsgrad mit 4G liege aktuell bei 97 Prozent aller Haushalte.
Betreiber fordern mehr Tempo bei Genehmigungsverfahren
Vorantreiben wolle Telefónica indes auch den Ausbau des eigenen 5G-Netzes. Das spannt sich aktuell erst über verschiedene Großstädte. Anfang Oktober startete O2 mit 150 Stationen in Hamburg, Berlin, Köln, Frankfurt und München. Inzwischen können O2-Kunden auch in Stuttgart, Düsseldorf, Essen und Potsdam 5G nutzen. In die Fläche wolle man aber erst Ende 2021 starten. In Stormarn bietet Telefónica die neue Technologie bislang noch nicht an.
Alle drei Unternehmen lobten unisono die gute Zusammenarbeit mit der Landesregierung, mit dem Wirtschaftsministerium und den Kommunen. „Wenn wir den Ausbau schnell weiter vorantreiben wollen, brauchen wir aber mehr Tempo bei den Genehmigungsverfahren und Erleichterungen im Baurecht“, mahnte Marcus Isermann von der Telekom. Wichtig sei neben der einvernehmlichen Identifizierung neuer Mobilfunkstandorte auch die Nutzung öffentlicher Standorte. Das sagte der Wirtschaftsminister zu. „Damit das Land nicht nur beim Breitbandausbau für schnelles Internet bundesweit Vorreiter bleibt, sondern mehr denn je auch beim Mobilfunk“, so Bernd Buchholz.