Ahrensburg. Gruppe soll Regelwerk erarbeiten. Politik gibt mehr als 62.000 Euro für Projekt frei. Alfred-Rust-Saal wird vorerst nicht umbenannt.

Die Stadt Ahrensburg beruft eine Kommission ein, um sämtliche nach Personen benannte Straßen, Säle, Plätze und Einrichtungen sowie Denkmäler und Kunst im öffentlichen Raum zu überprüfen. Das haben die Stadtverordneten bei ihrer jüngsten Sitzung nach kontroverser Debatte mit 18 Ja-Stimmen beschlossen. Es gab je zehn Gegenstimmen und Enthaltungen.

Der Kommission sollen auch Historiker angehören

Der Kommission sollen Stadtarchivarin Angela Behrens, Vertreter des Runden Tisches für Zivilcourage und Menschenrechte sowie des Historischen Arbeitskreises, Politiker, Verwaltungsmitarbeiter und externe Historiker angehören. Ihre Aufgabe ist es, Kriterien für die Prüfung und Bewertung der Namen sowie ein verbindliches Regelwerk für zukünftige Entscheidungen zu entwickeln. Dabei sollen die vollständigen Biografien der Namensgeber beachtet werden. Die Verwaltung rechnet für das Projekt mit Kosten von 62.308 Euro.

Die Ergebnisse sollen regelmäßig in den politischen Ausschüssen vorgestellt und am Ende der Öffentlichkeit in einer Ausstellung präsentiert werden. Bürgermeister Michael Sarach betont, dass mit der nun getroffenen Entscheidung noch keine Maßnahmen beschlossen seien. Er sagt: „Es geht darum, das Thema in Bewegung zu bringen.“ Wie mit den Ergebnissen der Untersuchung umgegangen wird, entscheiden die Stadtverordneten erst hinterher. Das gilt auch für mögliche Konsequenzen wie eine Umbenennung einzelner Straßen. Auch der Name Alfred-Rust-Saal bleibt vorerst erhalten. Die Beschilderung des Saals und der Selma-Lagerlöf-Schule wird aber örtlich getrennt. Schulleiter Wolfgang Jakobi hatte gefordert, dass die beiden Namen nicht zusammen genannt werden und damit den Anstoß zur Debatte gegeben.

Kritik kommt von WAB und FDP, CDU ist gespalten

Das Thema beschäftigt viele Menschen in Ahrensburg, zahlreiche Leserbriefe erreichten das Abendblatt. Die Meinungen gehen weit auseinander – auch innerhalb der Politik und einzelner Fraktionen. „Wir müssen über unsere Geschichte reden und darüber nicht den Mantel des Schweigens legen“, sagt Christian Schubbert (Grüne). Ali Haydar Mercan, Fraktionschef der Linken, sagt: „Ich finde es gut und richtig, erst mal historisches Futter zu bekommen und dann zu entscheiden.“ Die CDU ist gespalten. Während Alessandra Wolf die „fachkundige Aufbereitung“ begrüßt, sagt Parteikollege Bernd Röper: „Ich finde es sehr fragwürdig. Wir bringen damit Unruhe in die Stadt.“

Kritik kommt auch von WAB und FDP. „Wir reden über die Köpfe der Menschen hinweg, die in den Straßen leben“, sagt WAB-Fraktionschef Peter Egan. „Ich halte die Vorgehensweise für nicht sinnvoll“, sagt Wolfgang Schäfer (FDP). „Das kostet viel Geld und bindet Zeit in der Verwaltung. Beides benötigen wir für wichtigere Projekte.“