Wolfgang Watzulik vom Buxtehuder SV und seine drei Visionen zum 150-jährigen Vereinsbestehen 2012

Buxtehude. Es gibt doch eine Frage, mit der kann man diesen sprühenden Mann mit den farbenfreudigen Krawatten und dem freundlichen Lachen unter dem fast weißen Schnauzbart für einen Augenblick zum Schweigen bringen: "Herr Watzulik, Sie sind selbstständiger Geschäftsmann, Präsident des Buxtehuder Sportvereins und Frontman der Band 'The Torpids', wie passen der Krawattenmann und der Sänger im Lederoutfit eigentlich zusammen?" Stille, Schweigen, Nachdenken. Dann ein "Oh ha!. Vielleicht vereine ich drei Ichs in mir, den Geschäftsmann, Präsidenten und den Mann in Leder." Wieder nachdenkliches Schweigen. "Eins aber vereint die drei Ich's. Der Wille, etwas zu erreichen, das Engagement und vor allem das Herzblut, das bei mir immer dabei ist."

Geschäftsmann, Vereinspräsident, Sänger und Oldtimer-Fan

Und welche dieser unterschiedlichen Seiten bringt ihm am meisten Freude? "Wie schon gesagt, bei allem bin ich mit Herzblut dabei. Aber in schwarzer Lederhose, weißem oder rotem T-Shirt mit der Band, da kann ich so richtig Gefühle rauslassen. Das liebe ich." Und wie der 62-Jährige das sagt, wie seine Augen funkeln, da möchte man am liebsten die Arme um seine Schultern legen und mit ihm singen und lachen. Dabei ist es die Leidenschaft für den Sport, die den Präsidenten des Buxtehuder SV am längsten in seinem Leben begleitet. Allein, woran er die Geburtsjahre seiner beiden Kinder fest gemacht hat. "Oliver ist 1972 geboren, da waren die Olympischen Spiele in München, Stefanie 1976, da waren sie in Montreal." Wolfgang Watzulik hat sein halbes Leben Handball gespielt, bis zum 55. Lebensjahr beim TSV Buxtehude-Altkloster.

Wie er an die Spitze des größten und bedeutendsten Sportvereins der Stadt kam, das war ein ungewöhnlicher Weg. Mit seiner Firma "Büro und Kopiertechnik" hatte er sich Ausgang der 1990er Jahre in einem Bürohaus im Stavenort niedergelassen. In der Etage darüber war und ist noch immer die BSV-Geschäftsstelle. Langjährige BSV-Verantwortliche überredeten und überzeugten den Geschäftsmann, die Führung ihres Vereins zu übernehmen. Vor zwölf Jahren wurde Wolfgang Watzulik Mitglied des Buxtehuder SV von 1862 und zu seinem Präsidenten gewählt.

Der BSV zählte auch damals schon um die 3500 Mitglieder. Sie hatten als einer der ersten Vereine mit Reinhard Naugk einen hauptamtlichen Sportlehrer und der hatte den Leichtathleten im blau-gelben Trikot nationale Geltung verschafft. Hans Dornbusch hatte die Handball-Damen in die 2. Bundesliga geführt. Heute hat der BSV rund 3750 Mitglieder und bietet vom Skat bis zum Golf (Kooperation mit dem Golf-Club Buxtehude) ein vielfältiges und modernes Sportangebot. In den 16 Sparten stehen 100 Übungsleiter für die Mitglieder bereit. Der Verein hat vier hauptamtliche Sportlehrer und zwei Angestellte in der Geschäftsstelle. "Dort haben wir die Beratung und Betreuung ausgebaut", sagt Wolfgang Watzulik. "Eltern können sich informieren, wenn sie unsicher sind, welcher Sport für Tochter oder Sohn der ideale ist. Die Mitglieder sind ja auch unsere Kunden. Ein moderner Sportverein muss ein modernes Service-Unternehmen sein." Die Führung mit Wolfgang Watzulik an der Spitze hat dafür gesorgt, dass die Gemeinschaft der Buxtehuder Sportler, die im kommenden Jahr ihr 150-jähriges Bestehen feiert, jung geblieben ist.

Der Breitensport, das ist der eine Schwerpunkt des Traditionsvereins, die Jugendarbeit der zweite. Aus der Förderung der Jugend erwächst dann auch wieder Leistungssport. Wenn Wolfgang Watzulik einen jungen Faustkämpfer wie Mano Schemnitzer als deutschen Jugendmeister auszeichnen kann, dann, so sagt er, "freut mich das und es rührt mich. Denn ich spüre, dass ich dabei etwas zurückgeben kann, was ich selbst aus dem Sport aufgenommen habe und was mich stark fürs Leben gemacht hat. Einer für alle - alle für Einen. Das ist das Motto unseres Vereins."

Der Handball-Spitzensport ist längst ein unabhängiges Geschäftsunternehmen

Der nationale und internationale Spitzensport, mit dem die Handball-Frauen für den BSV und für die Stadt Buxtehude werben, das ist längst, wie überall, ein unabhängig Geschäftsunternehmen. Peter Prior und Michael Schmidt, die Geschäftsführer der Handball-Marketing, wissen, dass von den Mitgliedsbeiträgen überhaupt nichts in ihre Kasse tröpfelt. Und doch würde der Präsident so gerne drei außergewöhnliche Ereignisse an einem Tag feiern: Am 4. August 2012 wird der Buxtehuder SV 150 Jahre alt. Dann könnte der Grundstein für die neue Handballhalle gelegt werden. An dem Tag wird bei den Olympischen Spielen in London auch der Weitsprung der Männer entschieden. Vielleicht ist mit Nils Winter ein Sportler aus Buxtehude dabei. "Von meinen drei Visionen steht nur eine unumstößlich fest", sagt Wolfgang Watzulik und lacht, "das ist der 150. Geburtstag unseres Vereins."

Zu den eigenen Leidenschaften des Wolfgang Watzulik ist noch eines in Chrom und rotem Lack gekommen, ein Fiat 500. "Das war 1967 mein erstes Auto und meine erste Liebe", sagt er und fügt schmunzelnd hinzu, "das dürfen Sie auf das Auto beziehen oder die junge Dame, die damals neben mir saß." Wenn "The Torpids" am 16. Oktober in der Fischauktionshalle Hamburg für Stimmung und Lebensfreude sorgen, wird unten eine Frau mittanzen. "Die himmelt mich an", sagt Wolfgang Watzulik, "und das seit mehr als vier Jahrzehnten". 2012 sind der Sänger und sein Fan Christiane seit 40 Jahren verheiratet.