Jork. „Zeitenwandel im Alten Land“ – interaktiver Rundgang durch Jork ermöglicht direkten Vergleich zwischen dem Gesicht von gestern und heute.
Nach den beiden Hansestädten Stade und Buxtehude ist die Gemeinde Jork der größte touristische Anziehungspunkt im Landkreis Stade. Bei den Übernachtungszahlen liegt Jork sogar auf dem ersten Platz. Wie auch immer: Jork und das Alte Land sind das Herzstück der Urlaubsregion an der südwestlichen Grenze zu Hamburg. Deshalb soll den Gästen immer wieder etwas geboten werden – wie jetzt eine neue interaktive Tour durch das Altländer Schmuckstück mit dem Titel „Zeitenwandel im Alten Land“. Auf dem Rundweg wird eine kleine Zeitreise möglich – mit dem direkten Vergleich zwischen gestern und heute.
Dauerhafte Open-Air-Ausstellung mit historischen Fotoaufnahmen
Der Rundweg ist etwa 3,5 Kilometer lang. Die Tour führt durch eine dauerhafte Open-Air-Ausstellung mit historischen Fotoaufnahmen, die an 25 markanten Standorten gezeigt werden und einen faszinierenden Einblick in die Geschichte des Ortes bieten. Die Fotos belegen den Wandel, den Jork insbesondere in den vergangenen knapp 100 Jahren erlebt hat. Die Tour besteht aus 25 Stationen mit Info-Tafeln, die jeweils mit alten Fotos, Erläuterungen auf Deutsch und Englisch und einem QR-Code versehen sind, über den weitere Informationen zu den jeweiligen Plätzen abgerufen werden können.
Der interaktive Spaziergang ist in zwei bis drei Stunden zu schaffen, der Weg kann auch mit dem Fahrrad zurückgelegt oder abgekürzt werden. Er beginnt an der Tourist-Info im Herzen von Jork, wo es einen Flyer auf Deutsch und Englisch gibt, in dem die Route und die Standorte der Bildtafeln verzeichnet sind.
Eine Station ist das prächtig restaurierte Rathaus von Jork
Besonders spannend ist der Kniff der Initiatoren, die Bildtafeln jeweils im Blickwinkel der dargestellten Aufnahmen aufzustellen. Auf diese Weise bekommen die Betrachter einen guten Eindruck davon, wie es an der jeweiligen Stelle früher ausgesehen hat und können den „Zeitenwandel“ vor Ort leicht nachvollziehen.
Eine Station ist das prächtig restaurierte Jorker Rathaus. Auf dem Foto von 1963 ist der um 1650 errichtete „Gräfenhof“ noch sehr stark renovierungsbedürftig und steht vor dem Teilabriss. Die Station ermöglicht einen beeindruckenden Vergleich zwischen früher und heute und zeigt ein Beispiel für einen gelungenen „Zeitenwandel“.
Andere Fotos belegen, dass die städtebauliche Entwicklung insbesondere in der Nachkriegszeit nicht immer nur in die positive Richtung ging. Dies beweist etwa der Blick von der Info-Tafel nahe der Kirche über den Fleet auf einen asphaltierten Parkplatz. Einst stand hier ein schmuckes Fachwerkhaus, es musste den Bedürfnissen der neuen Zeit weichen.
Vorzeige-Straßenzug „Bürgerei“ mit schönen Fachwerkbauten
Mehr Fingerspitzengefühl bewiesen die Bauherrn bei der Transformation der Alten Rektorschule in die Neuzeit: An deren Stelle steht jetzt ein Geschäftsbau aus den 1990er-Jahren, der die alte Bauweise zumindest zitiert. „Uns ging es darum, zu veranschaulichen, dass es beim Modernisieren des Ortes auch einen Kompromiss zwischen Altem und Neuem geben muss. Viel des Alten lohnt es zu schützen und in das Neue zu integrieren“, so Dr. Kai Janofsky, Leiterin des Altländer Archivs und Mitinitiatorin des Projekts.
Die schönsten Beispiele für einen gelungenen Wandel, die im Rahmen der Ausstellung gezeigt werden, sind neben dem Rathaus vor allem der Vorzeige-Straßenzug „Bürgerei“ mit schönen Fachwerkbauten, das schnuckelige Zigarrenmacherhaus, in dem heute Ausstellungen zu sehen sind, oder die Altländer Festhalle, die einst eine Reithalle war.
Über QR-Codes können Audiobeiträge aufgerufen werden
Ein wenig traurig stimmt der vergleichende Blick auf den aktuellen Zustand der Fleetanlage, weil die Bäume, die Treppen hinunter ans Wasser und die Arp-Schnitger-Brücke, die auf dem alten Foto noch zu sehen sind, längst der Vergangenheit angehören. Stattdessen braust der Autoverkehr am Wasserlauf vorbei und lässt diese Besonderheit der maritim geprägten Kulturlandschaft des Alten Landes einfach links liegen.
Die über den QR-Code abzurufenden Audio-Beiträge zu den Infotafeln werden auf Deutsch von Klaus Hubert und in Englisch von Catriona Wesselhöft vorgelesen – was auf eine Besonderheit des neuen Angebots hinweist: Es entstand auf Anregung engagierter Mitbürgern, die bei der Realisierung aus dem Atländer Archiv und vonseiten der Verwaltung tatkräftig unterstützt wurden. Ausgangspunkt war eine Idee der Brüder Klaus und Gerd Hubert, ehemaliger Bürgermeister der Gemeinde Jork.
Paul Hubert dokumentierte den Wandel im Heimatort per Kamera
Die Brüder wollten der Gemeinde großformatigen Abzüge von historisch interessanten Orten für eine temporäre Ausstellung schenken. Diese stammten aus dem Foto-Fundus ihres Vaters Paul, Gründer der noch heute bestehenden Drogerie und leidenschaftlicher Fotograf. Paul Hubert dokumentierte über viele Jahrzehnte den Wandel in seinem Heimatort mit der Kamera. Wegen Corona konnte die geplante Ausstellung nicht stattfinden.
„Wir haben uns dann gefragt, ob wir das Ganze nicht nachhaltiger machen sollten. So entstand schließlich in Zusammenarbeit mit der Gemeinde und dem Altländer Archiv die Idee zur Dauerausstellung“, sagt Gerd Hubert. Unzählige Fotos wurden gesichtet. Die Arbeit habe „unendlich viel Spaß gemacht“, sagt Klaus Hubert: „Auch, weil wir von der Gemeinde die Möglichkeit und die Unterstützung bekommen haben, unsere Idee in die Tat umzusetzen.“
Permanente Außenausstellung hat rund 10.000 Euro gekostet
Insgesamt habe die permanente Außenausstellung rund 10.000 Euro gekostet, bestätigt Matthias Riel, doch eigentlich sei sie viel mehr wert. „Ich hoffe, dass der dargestellte Wandel auch ein Bewusstsein dafür schafft, was unsere Kulturregion ausmacht“, so der Bürgermeister. Bisher sei die Resonanz durchweg positiv – sowohl bei den Gästen und Touristen als auch bei den Einheimischen. „Es wäre toll, das Projekt auch auf Ortsteile wie Estebrügge und Borstel auszuweiten“, sagt Riel. Das ehrenamtliche Trio mit dem Altländer Bruderpaar Hubert und der Englisch-Expertin Catriona Wesselhöft stünde bereit...