Letztlich ist es nicht viel mehr als eine Rechenaufgabe: Ob und wie viel Weihnachtsgeld ein Unternehmen zahlt, muss natürlich auf die Höhe der Jahreseinkommen bezogen werden. Nichts anderes passiert ja auch bei Gehaltsverhandlungen. Unternehmen, die kein Weihnachtsgeld zahlen, berufen sich darauf, dass sie ansonsten mehr als üblich überweisen. Arbeitnehmervertreter wie der Marburger Bund hingegen fordern aus steuerlichen Gründen lieber gar kein Weihnachtsgeld, sondern sorgen dafür, dass die Ärzteschaft es - fein portioniert - über das Jahr erhält. Alles Belege dafür, dass man sie nicht so hoch hängen müsste, die Sache.
Dennoch ist da dieser Symbolwert - und der hat sehr viel mit dem Wort Weihnachten zu tun. Er sorgt dafür, dass der Ärger groß ist, wenn Weihnachtsgeld gestrichen wird und umgekehrt die Freude, wenn es auf dem Konto landet. Die Arbeitgeber tun gut daran, vorsichtig mit diesem Symbol und - wo immer möglich - großzügig zu sein. "Wir zahlen Weihnachtsgeld" ist eine einprägsame Botschaft in Zeiten des Fachkräftemangels.
Und wenn es die wirtschaftliche Lage nicht hergibt? Das Land Niedersachsen hat es vorgemacht, wie man trotz der Sparzwängen noch einigermaßen sozial mit dem Thema umgehen kann. Besserverdienern wurde das Geld gekürzt, Geringverdienern nicht. Weihnachtsgeld zuerst für Niedriglöhner - das wäre auch ein Modell für die freie Wirtschaft, das überdies nicht so schlecht zu besagtem Fest passt.