Die Unterlagen fürdie Erweiterung des Hedendorfer Mastbetriebs liegen jetzt aus. Der Landkreis erwartet keine neuen Erkenntnisse.

Buxtehude-Hedendorf. Die Stalltüren sind fest verschlossen. Dort, wo vor einigen Wochen noch Bagger fuhren und Handwerker arbeiteten, ist Ruhe eingekehrt. Es ist die Ruhe einer verlassenen Baustelle.

Eigentlich hätten hier, in der Hedendorfer Feldmark, schon lange die zwei umstrittenen neuen Hähnchenmastställe mit fast 80 000 Tieren stehen sollen, neben den zwei bestehenden mit 80 000. Doch seit August ruhen die Bauarbeiten. Das Verwaltungsgericht Stade hatte den Landkreis zurückgepfiffen, der bereits den sogenannten sofortigen Vollzug der Baugenehmigung angeordnet hatte. Der Grund: Zunächst müssten die Öffentlichkeit und die "Träger öffentlicher Belange" beteiligt sowie eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) erstellt werden.

Das soll jetzt geschehen. Bis zum 24. Oktober haben sowohl Bürger als auch Umweltverbände und die Stadt Buxtehude Gelegenheit, die entsprechenden Unterlagen im Buxtehuder Stadthaus sowie im Kreishaus einzusehen und zu ihnen eine Stellungnahme abzugeben. Zu den Unterlagen gehören neben der UVP unter anderem auch Untersuchungen zu den Geruchsemissionen und zur Flora-Fauna-Habitat-Verträglichkeit.

Lothar Giesler, Leiter des Bauordnungsamts des Landkreises, rechnet damit, dass bis spätestens Anfang November alle Stellungnahmen vorliegen werden. Ob die der Stadt Buxtehude dann auch darunter ist, wird sich zeigen müssen. Denn wie Ralf Dessel, Fachbereichsleiter Steuerungsdienst, interner Service und allgemeiner Bürgerservice der Stadt Buxtehude, am Dienstagabend im Hedendorfer Ortsrat andeutete, wolle die Stadt eine Fristverlängerung beantragen. "Die Unterlagen sind sehr umfangreich, und wir müssen sie zunächst der Politik vorlegen."

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Der offizielle Erörterungstermin soll laut Giesler am Montag, 5. Dezember, 10 Uhr, im Großen Sitzungssaal des Stader Kreishauses sein. Bis dahin will der Landkreis alle Stellungnahmen bewertet haben. Dass es nach dem Erörterungstermin eine grundsätzlich neue Bewertung des Genehmigungsverfahrens gibt, sei aber kaum zu erwarten, sagt Giesler. Schon jetzt spreche die UVP eigentlich dafür, dass die Ställe wie geplant weitergebaut werden dürfen.

Für den betroffenen Landwirt Diedrich Dammann bedeutet das Ganze, dass er seine Ställe rund ein halbes Jahr später als geplant, also im März 2012, fertigstellen wird. Den entgangenen Nutzen aus dem Verkauf der Masthähnchen schätzt er auf bis zu 15 000 Euro pro Monat. Hinzu kommen noch die Kosten für die Bauverzögerung, das Umplanen der Arbeiter oder die Stornierung der Kükenbestellung. Wie hoch der Schaden insgesamt ist, kann Dammann nicht beziffern. "Ich weiß nur, dass die Bank drängt." Sicher ist deshalb nun auch, dass er rechtliche Schritte gegen den Landkreis einleiten wird. Das tue ihm zwar leid, aber er könne es sich nicht leisten, nichts zu tun.

Dass dieser Schritt von Erfolg gekrönt sein wird, bezweifelt Lothar Giesler von vornherein. "Investoren müssen sich darüber klar sein, dass es gegen Mastställe Widerstände in der Gesellschaft gibt." In Hedendorf war es der eingelegte Widerspruch des ehemaligen Fraktionsmitglieds der Grünen, Anne-Dore Völkers, gewesen, der letztlich den Baustopp zur Folge hatte.

Wenn es Widerstände gebe, sei das aber keine Frage der Genehmigungsbehörde, sondern eine politische Frage, sagt Giesler. Das Problem sei, dass diese zwei Bereiche oft vermengt werden. Um das zu verhindern, müsse man sich generell klar werden, welche Form von Landwirtschaft man haben wolle.

Als eine Möglichkeit für Kommunen, in Zukunft Widersprüche zu verhindern, nennt Giesler die Steuerung über einen einfachen Bebauungsplan, der sich nur auf die Tierhaltung bezieht. Die emsländische Stadt Meppen habe sich zu diesem Vorgehen entschieden, um damit den Bestandsschutz von vorhandenen Betrieben zu sichern, aber bei zu intensiver Nutzung Erweiterungen auszuschließen. Dazu wurden sogenannte Emissionskreise für das gesamte Stadtgebiet gezogen.

Auch wenn es ein sehr aufwendiges Verfahren sei, an dem die Meppener Politik lange Jahre gearbeitet habe und das für manche Landwirte nicht unbedingt vorteilhaft sei, empfehle er allen Kommunen im Landkreis Stade, diesen Weg ebenfalls zu gehen.

Die Hedendorfer werden sich vorerst mit der Versicherung von Diedrich Dammann begnügen müssen, dass die Hähnchenställe höchstens fünfmal im Jahr Belästigungen verursachen werden. Langfristig schließt der Landwirt aber nicht aus, zu einer anderen Art der Hähnchenmast überzugehen. Es gebe Modellversuche mit 30 Prozent weniger Tierbesatz in den Ställen und Auslauf in einer Art Wintergarten. Der Preis für die Hähnchen liege aber 50 Prozent über dem Normalpreis. Ob diese Versuche aber ein Erfolg werden, das weiß auch Dammann, entscheidet allein der Markt.