Musiker zwischen 15 und 30 Jahren, die auf Plattdeutsch singen oder rappen, treten beim ersten “Plattsounds“ Bandwettbewerb an.

Stade/Buxtehude. Böser Heavy-Metal-Sound, tiefe Grunts (Grunzer), eindringliche Shouts (Schreie) und das Ganze auf Platt? Keineswegs ausgeschlossen, finden Matthias Kahrs und Thorsten Börnsen. Ganz im Gegenteil: Das Duo aus Grünendeich und Hamburg kann der Vorstellung von Plattdeutsch singenden jungen Männern und Frauen in Schwarz eine Menge abgewinnen. Schließlich hätten Bands wie "Fettes Brot" und "De Fofftig Penns" erfolgreich gezeigt, dass niederdeutsche Sprache und moderne Musik gut zusammenpassen. Jetzt müssen nur noch möglichst viele Musiker als Vertreter unterschiedlichster Stile von der Teilnahme am ersten plattdeutschen Bandwettbewerb namens "Plattsounds" überzeugt werden. Doch die Initiatoren geben sich zuversichtlich.

Die Idee zu diesem ungewöhnlichen Pilotprojekt lieferte Börnsen vor knapp einem Jahr. "Eigentlich stammt sie aus Friesland. Dort gibt es schon seit langem mit dem 'Liet International' einen Grand Prix der europäischen Minderheitensprachen. 2009 war zum ersten Mal auch eine plattdeutsche Band vertreten. Für mich als Native Speaker war schnell klar: So was brauchen wir bei uns auf dem platten Land auch."

Kurzerhand nahm er Kontakt zu Matthias Kahrs auf, der seinerseits 2009 die Plattform "Plattcast" ins Leben gerufen hatte, um die niederdeutsche Sprache bei jungen Leuten populär zu machen. Börnsen gewann den studierten Medientechniker schließlich als Partner, Bandbetreuer und technischen Leiter für das Projekt.

Einziges Problem: die Finanzierung. "Uns war klar, dass wir das ehrenamtlich neben unserer Arbeit nicht schaffen können. Und so ein Projekt kostet nicht nur Zeit, sondern auch eine Menge Geld." Unterstützung sicherte wenig später Cornelia Nath von der Ostfriesischen Landschaft zu. "Sie hat beim Kultusministerium angeklopft und eine Menge Leute ins Boot geholt", sagt Börnsen. So wurde aus Plattsounds schließlich ein von den Niedersächsischen Landschaftsverbänden und dem Ministerium für Wissenschaft und Kultur getragenes Projekt.

Gedacht ist der Wettbewerb als Contest für Amateurbands aus Niedersachsen mit Musikern im Alter von 15 bis 30 Jahren. Wer mitmachen möchte, kann sich noch bis zum 31. August auf der Internetseite www.plattsounds.de mit ein bis drei Songs oder Texten, egal in welcher Sprache, sowie einer kurzen Bandvorstellung und einem Foto in guter Qualität bewerben.

"Bei der Übersetzung der Lieder helfen wir den Teilnehmern natürlich gern", sagt Börnsen. Und auch bei der richtigen Aussprache gibt es Unterstützung. Er selbst habe bereits für eine Band aus Hannover eine CD mit übersetztem Text verschickt. "Das scheint als Vorlage gut zu funktionieren." Darüber hinaus gebe es in Niedersachsen kompetente Fachleute. "Die setzen sich bei der Produktion auch mal daneben, wenn's gewünscht wird."

Bislang haben sich zehn Bands aus ganz Niedersachsen mit ihren Songs beworben. Eine Band aus der Elbe-Weser-Region ist zurzeit noch nicht dabei. Doch Börnsen ist zuversichtlich: "Auch bei uns im Norden gibt es vielversprechende Talente. Und mit Hans-Hinrich Kahrs haben wir einen echten Fachmann an der Schule in Hemmoor, der die ein oder andere Schülerband für eine Teilnahme begeistert."

Da nicht alle Teilnehmer beim Abschlussfestival am 8. Oktober in Oldenburg auch auftreten können, müssen die Organisatoren eine Vorauswahl treffen. "Das wird nicht sicher einfach sein", sagt Börnsen. Gewertet werden an erster Stelle musikalisches Talent und gute Texte. Eine prominent besetzte Jury entscheidet dann über die ersten drei Sieger, die mit einem Preisgeld in Höhe von 1000 Euro, 500 Euro und 250 Euro belohnt werden. Zudem wird ein Zuschauer-Voting-Preis in Höhe von 250 Euro verliehen.

Christian Fitschen von der Band "If Only", die ihren Fans seit vielen Jahren erfolgreich handgemachte, druckvolle Rockmusik mit melodiösen Einflüssen serviert, ist skeptisch: "Plattdeutsch ist eine lustige Sprache für lustige Lieder. Heavy Metal ist böse. Beides zusammen wäre schon eine merkwürdige Kombination, die sicher nicht allen gefällt. Ich glaube, der Contest ist eher was für den Mainstream", sagt der Drummer aus Harsefeld. Nichtsdestotrotz wolle er mit seinen Bandkollegen auf der nächsten Probe über eine Teilnahme beratschlagen. "Vielleicht ergibt sich ja doch noch was."