Jörg-Hinrich Tobaben von der Süderelbe AG sieht wenig Potenzial für Industrieansiedlungen
Harsefeld. Die Samtgemeinde Harsefeld sollte sich auch in Zukunft als Wohnstandort begreifen und nicht darauf setzen, Industrieunternehmen anzusiedeln. Das ist die Auffassung von Jörg-Hinrich Tobaben, der selbst aus Harsefeld stammt und bei der Süderelbe AG, die die gesamte südliche Elbregion als Wirtschaftsstandort vermarktet, für den Landkreis und die Stadt Stade zuständig ist. Der Diplomkaufmann legte gestern in Harsefeld vor rund 100 ortsansässigen Unternehmern und Politikern, die zum "Unternehmerfrühstück" des Fleckens Harsefeld gekommen waren, seine Vorstellungen dar.
"Die Industrieflächen im Landkreis werden zurzeit von der Autobahn 26 und der Seeanbindung voran getrieben und von sonst nichts", sagte Tobaben. Die "großen Entwicklungen" seien in Zukunft in Stade und in Buxtehude zu erwarten. "Industrieansiedlungen in Harsefeld werden aber schwierig sein", sagte Tobaben. Ein Hauptgrund dafür sei, dass die Trasse der A 26 entgegen früherer Planungen nicht mehr über die Geest, sondern im Bereich des Alten Landes verlaufe. Harsefeld könne deshalb weniger als andere Orte von der Autobahn profitieren. Als Konsequenz riet Tobaben, dass die Samtgemeinde eher auf die Pflege des bisherigen Bestandes an Unternehmen als auf Neuansiedlungen setzen solle. Anstatt mittlere und große Industriebetriebe anzuwerben, könne Harsefeld aber für Handelsunternehmen in Frage kommen.
Tobaben sagte auch, dass Harsefeld regional bekannt für seine Lebensqualität sei. "Wenn in Stade ein neues Industriegebiet entsteht, ist Harsefeld als Wohnstandort im Gespräch." So würden viele Airbus-Mitarbeiter in Harsefeld leben. Die Kommune solle diesen Standortfaktor weiterentwickeln.
Tobaben, der bei der Süderelbe AG das Projekt "Stade - Project 2021" leitet, sieht die Schwingestadt vorne bei zukünftigen Industrieansiedlungen. Im Fokus sei besonders die Fläche im Bereich des Stader Hafens, auf die der Energieversorger GDF Suez ein Kohlekraftwerk bauen wollte. Die Kraftwerkspläne sind mittlerweile gescheitert, doch das Unternehmen besitzt das Grundstück immer noch - und dieses sei "aus Hamburger Sicht die interessanteste Industriefläche in der Region". Deshalb sei es zu erwarten, dass es für das 50 Hektar große Gelände "bis zum Jahresende" neue Pläne gebe. Weiterhin nannte Tobaben die Pläne des Chemieunternehmens Dow, auf dem eigenen Gelände einen 40 Hektar großen Chemiepark einzurichten, auf dem sich auch andere Unternehmen ansiedeln können. Wie von dem Großprojekt CFK Valley seien auch von diesem Vorhaben Wachstumsimpulse zu erwarten.
Neben aller Skepsis, was Industrieansiedlungen in Harsefeld anbetrifft, brachte Jörn-Hinrich Tobaben aber eine neue wirtschaftliche Option ins Spiel. Diese bezieht sich auf die großen unterirdischen Salzkavernen, die die Dow in Ohrensen betreibt. Bereits jetzt wird ein Teil dieser Kavernen als Lagerstätten für Erdgas genutzt. Wenn Wasserstoff eines Tages als Treibstoff für Autos genutzt werde, könne dieser auch in Ohrensen gelagert werden.
Generell könnten die Salzkavernen ein "Alleinstellungsmerkmal für Harsefeld" werden - das könne auch bedeuten, etwa einen Solebereich im Freibad einzurichten.